André Heller rettet Kasperl und Pezi
Von Bernhard Ichner
„Die nächsten 150 Jahre sind gesichert“, verspricht der neue Chef von Kasperl und Pezi, André Heller. Der unterschrieb gestern, Freitag, den Kaufvertrag für das Urania-Puppentheater und will es im Sinne des bisherigen Direktors, Manfred Müller, weiterführen. „Ich lasse alles, wie es ist“, betont Heller.
Müllers Ankündigung, mit Mai 2019 in Pension zu gehen und mangels Nachfolger die Firma zu liquidieren, schlug in den vergangenen Wochen hohe Wellen. Kunstschaffende und Politiker outeten sich plötzlich als Fans von Kasperl und Pezi. Und auf einmal liefen die Bewerber dem 70-Jährigen die Türe ein.
Tante Frieda
26 kaufmännisch seriöse Anbote schafften es in die engere Wahl, sagt der scheidende Direktor. Weil jedes davon den Zuschlag verdient hätte, habe er es schließlich wie seine alte Tante Frieda gehalten und das Bauchgefühl entscheiden lassen – das André Heller den Vorzug gab.
Nicht zuletzt, weil der das Theater erhalten will, wie es ist. Mit denselben Figuren, denselben Kulissen und 48 Stücken aus der Feder von Manfred Müller, der die Show bis dato fast im Alleingang am Leben hielt. Heller sei zudem „ein hochpoetischer Mensch“, „auf derselben Wellenlänge“, einer, der das Wesen des Theaters verstehe, sagt Müller – dem wichtig ist, dass das Kasperltheater, „nicht nur funktioniert, sondern lebt“.
Der Neue wiederum betont, es sei ihm „eine Ehre“. Weil ihn „eine kostbare Liebesbeziehung mit der Figur des Kasperl“ verbinde; weil er und der Kasperl zusammengehören; weil es vorherbestimmt gewesen sei. So war die allererste Bühnenluft, die Heller schnupperte, die des Kasperltheaters im Liesinger Pfarrheim, wo er als Ministrant Stücke für die anderen Kinder improvisierte.
Und auch schon als kleiner Bub habe er die Atmosphäre im Kasperltheater genossen. Das gemeinsam Mitbangen, das Trampeln, das Schreien. „Ich bin ein Fan der Zwischenrufe. Noch dazu im Wiener Dialekt“, erklärt der Künstler, der sich wie Müller kein engagierteres und leidenschaftlicheres Publikum vorstellen kann als Kinder.
Um den Kaufpreis von 100.000 Euro plus Umsatzsteuer machen die beiden keinen Hehl.
Neue Stimme
Bis April 2019 leiht noch Müller dem Kasperl seine Stimme, dann kommt ein Neuer. Nicht Heller persönlich, der „vielleicht zwar ein Mal einspringen“, aber im Großen und Ganzen mit dem bisherigen Ensemble eine Lösung finden will. Sondern ein Puppenspieler, dessen große Herausforderung es werde, „das Wesen der Puppen zu verinnerlichen“, wie Müller sagt. „Weil eine Nebenfigur kann man besetzen, aber Charaktere, wie Kasperl, Pezi oder auch die Großmutti müssen werden. Das ist eine Kunst.“
Das Programm für die Saison 2019/20 werde er gemeinsam mit Heller entwickeln, stellt Müller in Aussicht. Danach bleibe er dem 1949 von Marianne und Hans Kraus gegründeten Puppentheater, für das er seit 1973 aktiv ist, als Ratgeber erhalten.
Die rund 400 Puppen ziehen demnächst jedenfalls aus Müllers Haus in Trautmannsdorf an der Leitha (NÖ) aus – wo sie „einige Zimmer in Beschlag genommen haben“. Und was sagen Kasperl und Pezi persönlich dazu? Die verraten mit Müllers Stimme, dass Heller gut zu ihnen passe. Und dass sie froh sind, nicht in Pension gehen zu müssen. Weil sonst wären sie „den ganzen Tag mit dem alten Grantscherm zamm“.