Am Ende ihrer Kräfte: Tierische Helden kämpften sich zurück ins Leben
Ungepflegt, abgemagert, verletzt und am Ende ihrer Kräfte – so kommen viele Tiere, nachdem sie zurückgelassen oder von den Behörden abgenommen wurden, im Tierquartier Wien an. Einige besonders schwere Leidensgeschichten sind kaum zu ertragen. Doch stimmen manche dieser Schicksale angesichts der Tapferkeit und des Durchhaltevermögens der Vierbeiner hoffnungsvoll. „Die bemerkenswerten Geschichten der tierischen Helden dieses Jahres machen uns Menschen Mut, weil sie zeigen, dass auch die schwersten und ausweglos erscheinenden Zeiten eine glückliche Wendung nehmen können“, so Eva Persy, Wiener Tierschutzombudsfrau, und Thomas Benda, Betriebsleiter des Tierquartier Wien.
Eduard: Verletzt herzlos zurückgelassen
Tagelang irrte die französische Bulldogge Eduard 6. Wiener Gemeindebezirk umher, bis er im Tierquartier in Sicherheit kam. Bei einem Autounfall hatte sich Eduard schwere Verletzungen zugezogen, außerdem war er erschütternd abgemagert. Leider war der Arme so verängstigt und traumatisiert, dass seine Behandlung und Pflege nicht einfach war. Nach und nach verheilten seine Wunden, er nahm gut zu und schloss Vertrauen in uns Menschen.
Trotz all der Strapazen fand Eduard zu seinem fröhlichen Wesen zurück und wurde bald adoptiert. Mittlerweile hat er seine schwere Vergangenheit hinter sich gelassen. Nur von seinen Qualzuchtmerkmalen kann ihn seine neue Familie nicht befreien. Wie alle Französische Bulldoggen leidet auch Eduard an der sogenannten „Kurzköpfigkeit“, was die Atmung erschwert. „Die vermeintlich süßen Merkmale von manchen Rassen bringen lebenslanges Leid mit sich. Bitte unterstützen Sie keine der verbotenen Qualzuchten und melden dubiose Händler bei der Behörde“, appelliert Eva Persy.
Ambrosius: Schmusetiger trotz schrecklichem Autounfall
Tigerkater Ambrosius wurde blutüberströmt und regungslos auf der Straße aufgefunden. Es stellte sich heraus, dass er mehrere schwere Verletzungen, wie Schwellungen, offene Wunden und angeknackste Gelenke hatte. Am schlimmsten betroffen war jedoch sein rechtes Auge: Eine starke Blutung im Augapfel ließ Ambrosius einseitig erblinden. „Wir waren uns nicht sicher, ob Ambrosius es schaffen würde. Er war körperlich in extrem schlechter Verfassung“, so Thomas Benda.
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Trotz der starken Schmerzen und lästigen Untersuchungen und Behandlungen zeigte sich Ambrosius stets zutraulich, dankbar und unkompliziert. Seine Wunden heilten, nur sein Auge verschlimmerte sich so sehr, dass es schließlich entfernt werden musste. Der tapfere Schmusekater hat auch dadurch seine Fröhlichkeit nicht verloren und kommt gut mit nur einem Auge zurecht.
Juno: Neues Glück für fast verhungerten Dalmatiner
Als die Dalmatiner-Hündin Juno ins Tierquartier kam, stockte allen der Atem: Mehr tot als lebendig lag sie vor den Tierärztinnen. Nach schwerer Misshandlung und Vernachlässigung wurde Juno von der Polizei abgenommen. Sie war stark abgemagert, sehr schwach und litt unter starkem Durchfall. Sie brauchte dringend fachkundige Pflege rund um die Uhr, weshalb sie umgehend zu einer erfahrenen Pflegestelle kam.
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Dort wurde sie liebevoll aufgepäppelt und überwand die Qualen der langjährigen Misshandlungen. „Es ist so schön zu sehen, dass sie trotz den Strapazen, die sie durchgemacht hat, das Vertrauen in die Menschen und ihren Mut nicht verloren hat“, so ihre Pflegestelle, die Juno mittlerweile ganz adoptiert hat.
Scapula: Knochenbrüche und Augenverletzung tapfer ertragen
Katzendame Scapula wurde völlig geschwächt im 12. Wiener Gemeindebezirk aufgefunden. Es stellte sich heraus, dass die arme Katze mehrere Brüche, eine Blutung in die Bauchhöhle und eine Augenverletzung hatte. Als ihre offenen Verletzungen versorgt waren, wurden ihre Knochenbrüche chirurgisch und mittels steifen Verbänden behandelt.
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Tapfer ließ Scapula die Strapazen über sich ergehen und erduldete die Eingabe von vielen Medikamenten und Verbandswechseln. Ihr rechtes Auge war von einer chronischen Augenentzündung, die wohl zuvor nie jemand hatte behandeln lassen, leider dauerhaft beschädigt und musste nach mehreren Behandlungsversuchen leider entfernt werden. Ihre Wunden heilten dank strikter Boxenruhe gut. Scapula kann ihr Bein sogar schon wieder ganz gut belasten und ist bereits auf der Suche nach einem neuen Zuhause.
Eduard, Ambrosius, Juno und ihre vierbeinigen Freunde haben mit ihrer Überlebenskraft und ihrer Tapferkeit einen tiefen Eindruck hinterlassen. „Sie sind Inspiration und Antrieb zugleich, weil sie uns zeigen, wie liebevolle Pflege, der richtige Umgang und ganz viel Durchhaltevermögen den Tieren ein zweites Leben ermöglichen können“, sind sich Eva Persy und Thomas Benda einig. Wer das Gefühl hat, dass ein Tier in Wien schlecht gehalten wird und Hilfe benötigt, sollte das unbedingt bei der Tierschutzombudsstelle Wien oder bei Stadt Wien – Veterinäramt und Tierschutz (MA 60) melden. Alle Kontakte sind hier aufgeführt: https://www.tieranwalt.at/de/Service.htm. „Wir als Tierschutzombudsstelle werden auch 2024 jeden Fall von Tierquälerei in Wien, der uns bekannt wird, rigoros verfolgen und intensiv über verantwortungsvolle Tierhaltung aufklären“, so Persy.