Rosenkranz bei Akademikerball: "Es ist unser Ball, egal, wer etwas dagegen hat"
Am Freitag wurde in der Hofburg wieder Rechtswalzer getanzt: Der umstrittene Akademikerball fand nach zwei Jahren Pandemie-Pause statt.
Während die Hofburg, passend zur FPÖ in blau erleuchtet wurde, erstrahlte das Burgtor in blau-gelb. Den Farben der Nationalfahne der Ukraine. Ein Zeichen. Denn ausgerechnet am Jahrestag des russischen Überfalls in der Ukraine, fand der Ball statt.
Begleitet wurde das FPÖ-Event traditionell von linken Protesten. Diese fanden immer stärkeren Zulauf, bis sich der Zug, mit gut 2.000 Demonstranten, um kurz nach 19 Uhr in Bewegung setzte. Am Ende der Ballnacht blieben befürchtete Ausschreitungen beinahe vollständig aus.
"Es ist unser Ball, egal war etwas dagegen hat"
In der Hofburg versammelte sich unterdessen die blaue Prominenz. Angeführt von FPÖ-Volksanwalt Walter Rosenkranz, der auch die Eröffnungsrede hielt. War der Saal zunächst noch erfüllt von lieblichen Klängen aus "Wien, Wien nur du allein", war es bald danach vorbei mit der Lieblichkeit.
Rosenkranz begrüßte das Publikum mit den Worten: "Auch das dritte Lager hat hier einen Ball, es ist nicht mehr und nicht weniger. Es ist unser Ball, egal wer etwas dagegen haben sollte." Dann gab es historische Ausführungen von Maria Theresia bis hin zu Napoleon.
Und Kritik an den Demonstranten und ihren "verzerrten Gesichtern", da sei Rosenkranz das Lächeln der Debütantinnen und Debütanten viel lieber. Tanztipps gab es obendrauf. "Eine Bitte an die Damen, lassen Sie, vielleicht für ein paar Stunden, die Herren beim Tanz wenigsten führen."
"Drinnen Patrioten, draußen Idioten"
Es folgten Worte von Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp. Der betonte, dass man sich von "Linksradikalen nicht abbringen lasse, heute schön zu feiern. Nur weil draußen Linkslinke unsere Werte ablehnen, und versuchen uns auf schäbigste Weise zu bekämpfen. Hier tanzen Demokratie und Freiheit, draußen randalieren Extremismus und Kommunismus. Drinnen sind die Patrioten, draußen die Idioten."
Und dann gab es noch den Hinweis an mögliche Klimakleber, die man picken lassen wolle und "fröhlich einen Rechtwalzer um sie herum tanzen".
Kickl in Kärnten
Nicht zum Ball kam FPÖ-Chef Herbert Kickl, der sich auf Wahlkampftour für die Kärntner Landtagswahl befindet, und außerdem "generell kein großer Ballgeher" sei, wie es im Vorfeld aus der Partei hieß.
Auch der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer war gekommen und begrüßte einen "Überraschungsgast". Richard Lugner, sonst bekannt für seine Opernball-Auftritte, verschlug es den Baumeister heuer auch auf den Akademikerball.
Doch einmal zurück zu Norbert Hofer. Dieser hatte 2020 - damals noch in seiner Funktion als FPÖ-Chef - den Ball eröffnet, bevor das Event Corona-bedingt zwei Jahre nicht stattfand. Ebenfalls gesichtet FPÖ-"Urgestein" Andreas Mölzer, Johann Gudenus und Martin Sellner. Letzterer war im Wichs gekommen, eine Art Uniform der Burschenschafter für besondere Anlässe.
"Ich hasse Burschenschafter"
Die Demonstranten fanden für dieses Schaulaufen der blauen Prominenz wenig freundliche Worte. Tina H.: "Wir wollen die FPÖ und ihre eurofaschistischen Gäste nicht in der Hofburg. Wir machen uns heute auf der Straße stark, dass die rassistische FPÖ-Rhetorik nicht salonfähig wird und sich die Rechten nicht vernetzten. Ob es Ausschreitungen gibt, hängt immer von der Polizei ab. Aber die Stimmung hier ist gut und die Leute wissen, was sie machen", sagte die 23-Jährige, die sich mit anderen im Sigmund-Freud-Park versammelt hatte.
Ihre Mitdemonstrantin Viola H., Soziologie-Studentin, hatte einen klaren Grund für ihre Anwesenheit: "Ich hasse Burschenschaften ehrlich gesagt, das ist der Main-Grund, warum ich hier hin. Ich bin nicht für Krawall hier, will aber Widerstand zeigen."
Bevor sich der Demonstrationszug in Bewegung setzte, kam es traditionell zu Reden: "Wir sind hier, um die FPÖ nicht ungestört das Tanzbein schwingen zu lassen. Die rassistischen Aussagen Waldhäusls und die Folgeaktion der Identitären zeigen Zusammenarbeit", sagte ein Redner von der offenen Antifa:
Kommentiert wurden die Ansagen mit Zwischenrufen wie "Scheißhäusl". Gefolgt von Rufen: "Ganz Wien hasst die FPÖ." Und von Szenen wie diesen: Als der Frontblock des Demozuges von den Veranstaltern aufgerufen wurde, sich rechts vom Rednerwagen zu versammeln, kommentierte dies ein Anwesender so: "Rechts? Des is aber ned guad."
1.200 Polizisten im Einsatz
Die Polizei war jedenfalls in erhöhter Alarmbereitschaft.
Ein Grund: Am Donnerstagabend, wurde bei einem „antifaschistischen Budenbummel“ gegen schlagende Burschenschaften demonstriert, wobei es auch zu Ausschreitungen kam.
Diese „Warm-up-Demo“ könnte ein Vorgeschmack auf den Freitag gewesen sein – dadurch erklärt sich, dass die Polizei 1.200 Beamte für den Einsatz bereitgestellt hat. Über dem Sigmund-Freud-Park kreiste am Abend auch eine Polizeidrohne.
Schwarzer-Block-Angriff
Auch der sogenannte "Schwarze Block" war bei der Demo anwesend. Auf Journalisten waren die Demonstranten dabei nicht sonderlich gut zu sprechen. Das Handy eines KURIER-Reporters wurde ihm mit den Worten "Verpiss di" aus der Hand geschlagen.
Vernetzungstreffen
Für die Kritiker gilt der Ball als Vernetzungstreffen der Rechten Europas. Warum die Veranstaltung just am Jahrestag des russischen Überfalls in der Ukraine stattfindet? Das Datum sei laut den Organisatoren bereits vor dem Angriff festgelegt gewesen.
Rund um diese Debatte wurde auch über einen Besuch der russischen OSZE-Delegation spekuliert. Die Teilnehmer befinden sich derzeit in Wien für eine Sicherheitstagung. Die FPÖ wies eine Einladung der Delegierten zurück. Der russische Delegationsleiter Pjotr Tolstoj sagte ebenfalls, dass kein Besuch beim Akademikerball geplant sei. Gesichtet wurde Freitagnacht dann auch niemand.
Wie die Nacht verlaufen wird, ist offen. Besonders 2014 war es zu vielen Sachbeschädigungen gekommen.