Chronik/Welt

Winterdürre: Was die Wasserkommissionen jetzt den Bürgern vorschreiben

Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1959 hat es in Frankreich im Winter noch nicht so langanhaltend keinen Regen gegeben, wie der Wetterdienst Météo France berichtete. Das führe zu einer für die Jahreszeit bemerkenswerten Austrocknung der Böden, die bereits durch die Dürre im Sommer 2022 geschwächt wurden. Wochenlang fiel in den Bergen außerdem praktisch kein Schnee, der sonst im Frühjahr schmilzt und für eine zusätzliche Wasserversorgung der Flüsse sorgt.

Auch in Italien waren im vorigen Sommer außergewöhnliche Dürren registriert worden, die große Schäden unter anderem in der Landwirtschaft verursachten - und das vor allem im Norden. Aktuell verzeichnet das Land erneut einen großen Wassermangel, aber die Sorgen vor einem noch schlimmeren Jahresverlauf als 2022 sind groß.

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In Frankreich ist das Problem bereits täglich heiß diskutiert: Frankreich trifft angesichts der anhaltenden Trockenheit Sofortmaßnahmen, um sich für einen erneuten Dürre-Sommer zu rüsten. "Die Abwesenheit von Regen seit inzwischen über 30 Tagen in Frankreich ist eine große Bedrohung für unsere Wasserreserven in diesem Sommer", sagte Regierungssprecher Olivier Véran am Mittwoch nach der Kabinettssitzung in Paris.

"Außerordentliche Maßnahmen"

"Da jede Sekunde zählt, hat die Regierung die Präfekten aufgerufen, ab sofort außerordentliche Maßnahmen zu ergreifen zur abgestuften und vorübergehenden Einschränkung oder zum Verbot der nicht vorrangigen Wassernutzung für Privathaushalte und Firmen." In den Departements Pyrénées-Orientales, Var, Isère, Ain, Bouches-du-Rhône und Savoie wurden schon Einschränkungen getroffen, wie die Zeitung "Libération" berichtete. Das Bewässern von Gärten und Sportstadien, das Auffüllen von Swimmingpools oder das Autowaschen wurde verboten - eine für die Zeit des Jahres bisher nie da gewesene Beschränkung.

Im südfranzösischen Departement Var hat die Gemeinde Callian bereits für die kommenden fünf Jahre den Bau neuer Swimmingpools wegen des Wassermangels verboten. Rund 1.000 Pools gebe es bereits in der Gemeinde, sagte Bürgermeister François Cavallier. "Diese Lebensweise beruht auf Überfluss und unerschöpflichem Wasser."

Am Wochenende hatte Präsident Emmanuel Macron zum nationalen Wassersparen aufgerufen, vergleichbar mit den Bemühungen zum Sparen von Energie über den Winter. "Wir haben einen trockenen Winter und zum entscheidenden Moment zu wenig Regen, der ein Auffüllen unserer Grundwasserreserven ermöglicht", sagte Macron. "Wir wissen also, dass wir, wie im letzten Sommer, mit Problemen der Verknappung konfrontiert sein werden." Statt im letzten Moment unter Zwang das knappe Wasser zu reglementieren, gelte es, frühzeitig zu planen.

Ähnliches Bild in Italien

Zeitgleich hat die italienische Regierung um Ministerpräsidentin Giorgia Meloni die Ernennung eines Sonderkommissars bekanntgegeben, der sich mit dem Problem der Wasserknappheit befassen wird. Geplant ist auch die Einrichtung einer Kommission mit Vertretern aller Ministerien, die mit der Problematik konfrontiert sind.

"Die Kommission hat die Aufgabe, viele Kompetenzen, die zwischen Ministerien und Regionen aufgeteilt sind, zusammenzuführen, um die Pläne für den Kampf gegen Wasserknappheit zu beschleunigen", sagte der Minister für Umwelt und Energiesicherheit, Gilberto Pichetto, gegenüber Rai Radio 1 am Donnerstag.

Die Kommission soll in Absprache mit den Regionen einen außerordentlichen "Wasserplan" erstellen und sich mit den erforderlichen Vereinfachungen und Ausnahmeregelungen zur Beschleunigung der notwendigen Arbeiten zur Bewältigung der Dürre befassen. Geplant ist außerdem eine Sensibilisierungskampagne für einen verantwortungsvollen Umgang der Bürgerinnen und Bürger mit den Wasserressourcen, teilte der Ministerrat mit.

Die Regierung denkt außerdem an Investitionen zur Erneuerung veralteter Wasserleitungen, was beträchtliche Einsparungen bei der Wasserversorgung ermöglichen würde. Die 425.000 Kilometer Wasserleitungen in Italien sind stark veraltet.Expertinnen und Experten sollen außerdem Maßnahmen zur Wassereinsparung in der Landwirtschaft einführen. Der Agrarbereich ist der Sektor, der das meiste Wasser verbraucht.

Und in Österreich?

Die vergangenen Jahre haben bereits einen Vorgeschmack auf kommende Dürreperioden auch in Österreich gegeben. Sie waren deutlich zu trocken, was auch die feuchteren Monate Jänner und Februar 2023 kaum ausgleichen konnten. Die Folge: Viele Grundwasserspiegel sind derzeit auf einem Rekordtief. Vor allem das östliche Niederösterreich, das Burgenland und Teile Kärntens sind betroffen. Doch auch im Westen sind einige Pegelstände besorgniserregend tief. Aktuell kann der Bedarf aus dem Grundwasser gedeckt werden. Was aber, wenn wieder ein Dürresommer bevorsteht und die Landwirtschaft noch mehr bewässern muss?