Chronik/Welt

Wasserkrise: Hoffnung für Kapstadt

Noch Anfang März häuften sich die Horrormeldungen. Im südafrikanischen Kapstadt sei es nur mehr eine Frage von Wochen, bis die Trinkwasserversorgung gestoppt werde. An hunderten neuralgischen Punkten sollten 25 Liter Wasser pro Person ausgegeben werden, Polizei und Militärs feilten bereits an den Aufmarschplänen.

Die Preise für Grundnahrungsmittel und Wasserkanister schossen in die Höhe. In sozialen Medien tauschten sich Bewohner aus, wo gerade Mineralwasserlieferungen erhältlich waren. Es wurden Unruhen und ausbleibende Touristen befürchtet. Fast 40.000 Menschen verloren ihre Jobs in der Landwirtschaft. Die Furcht vor einer Rezension stieg, da ohnehin nur ein Prozent Wirtschaftswachstum prognostiziert war.

Doch nach und nach griffen die radikalen Maßnahmen. Die für April angekündigte „Stunde Null“ wurde Woche für Woche nach hinten verschoben und schließlich ganz abgesagt. Erst 2019 könne diese wieder aktuell werden, wurde betont.

Heftige Regenfälle

Vor rund einer Woche begann die Regenzeit – weit früher und weit heftiger als erwartet. In der Umgebung Kapstadts kam es sogar zu Überschwemmungen. Schon in den Wochen zuvor hatte es teils überraschende und sehr ausgiebige Regengüsse gegeben, sonst nicht normal für diese Jahreszeit.

Jeder Regentropfen und jede Wolke wurde in den sozialen Medien breit getreten und bejubelt. Jetzt ist es manchen fast schon wieder etwas zu viel. Viele der gottesfürchtigen Südafrikaner danken in den sozialen Medien Gott dafür, dass er Wasser geschickt hat. Die meisten haben längst Auffangbecken installiert, nun sind auch die privaten Reserven vielerorts wieder bei 100 Prozent.

„Die Pegelstände steigen und genauso die Freude der Bewohner“, vermeldete der lokale Radiosender smile 90,4. Die Wasserreservoire stiegen allein in einer Woche um durchschnittlich 6,3 Prozent, auf zuletzt wieder über 40 Prozent. Die Wetterprognosen sind gut, es regnet weiter. Wenn alles gut geht, sollten demnächst die 50 Prozent erreicht werden.

Ende April/Anfang Mai waren die Pegelstände noch bei mageren 20 Prozent und damit knapp vor der kritischen Marke von zehn Prozent, bei der kein Wasser mehr entnommen werden kann. Aktuell sind die Werte aber bereits wieder über den Jahren 2016 und 2017. Mittlerweile wird bereits diskutiert, die strengen Limits für die Wasserentnahme wieder etwas zu lockern.

Doch der Bau der geplanten Entsalzungsanlagen geht schleppender voran als manche gedacht haben, weshalb vergangene Woche eine Art Wassersteuer (von sieben Euro monatlich) eingeführt wurde. Die Bevölkerung warf Politikern und dem staatlichen Wasser-Monopolisten vor, nicht wirkliches Interesse am Ausbau zu haben. Klimaforscher glauben, dass der nun gefallene Regen wiederum Auswirkungen auf das Wetterphänomen El Niño haben wird. Es gibt eine vorsichtige Hoffnung, dass die schlimmste Dürre seit 112 Jahren ein Ende haben könnte. Doch andere Meteorologen fürchten wiederum, dass die Trockenheit in einigen Wochen wieder voll durchschlägt.

„Gute Nachrichten“

Gugile Nkwinti, zuständiger Wasserminister, warnt vor Schlendrian. „So lange sich der Umgang mit den Wasserressourcen nicht ändert, werden diese Probleme für immer bleiben.“

Die Stadt scheint aber vorsichtig optimistisch, wie es in einer Aussendung heißt: „Das sind aktuell gute Nachrichten, wir kommen gut bis ins Jahr 2019. Wir sollten aber unseren Konsum weiter niedrig halten.“