Chronik/Welt

Terroristen unterstützt? Grazer in London vor Gericht

Schlüsselklappern durchbricht am Montag kurz nach 14 Uhr die Stille im Gerichtssaal 2, als der Security die Tür des Glaskubus hinter sich zusperrt. Bei ihm: der österreichische Terrorverdächtige. Der 31-Jährige in grauem Pullover beugt sich auf dem Anklagestuhl nach vorne, legt die Ellbogen auf der Holzbalustrade ab, stützt den Kopf in die rechte Hand und lässt den Blick durch den holzvertäfelten Gerichtssaal im Old Bailey, dem Londoner Strafgericht, schweifen. 

Für das Verteidigerteam wirkt das wohl zu lässig, denn ein Mitarbeiter macht ihn pantomimisch darauf aufmerksam, dass er sich besser aufrecht hinsetzen sollte. Denn der Österreicher steht unter Terrorverdacht.

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Ihm wird vorgeworfen, dass er versucht habe, Informationen zu sammeln, die für jemanden, der eine terroristische Handlung begeht oder vorbereitet, nützlich sein könnten. 

Medium siedelte ab

Der Angeklagte soll am 11. Februar oder davor Büros und Sicherheitsbedingungen eines persisch-sprachigen Fernsehsenders gefilmt haben. Eine Woche später übersiedelte der Sender nach Amerika, nachdem die Metropolitan Polizei laut Daily Mail das Medium über „das Bestehen ernsthafter und unmittelbarer Bedrohungen für die Sicherheit iranischer Journalisten“ informiert hatte.

Am Montag bekannte sich der Österreicher einmal mehr als „nicht schuldig“ und so liegt es nun an der Jury zu entscheiden, ob das stimmt.

Im Taxi zum Tatort

Dazu wurden den Geschworenen von Staatsanwalt Nick de la Poer am Montag erste Details präsentiert: Der Österreicher kam am Samstag, den 11. Februar, kurz nach 10 Uhr mit einem Taxi im Chiswick Business Park an. Er war erst ein paar Stunden zuvor vom Flughafen Wien in Gatwick gelandet, trug eine Gesichtsmaske und eine Baseballmütze, die er zuvor gewechselt hatte. Er wurde beobachtet, wie er mit gezücktem Handy um das Gebäude 11 unterwegs war, in dem sich das Medienunternehmen befand.

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Geschworenen am Zug

Konkret werden die Geschworenen folgende Fragen beantworten müssen, fasst der Staatsanwalt zusammen: „Warum war der Angeklagte im Chiswick Business Park? Und was hat er dort getan?“ Hat er, wie er angibt: einen Freund besucht, die „schöne“ Anlage besichtigt und sich einen Kaffee holen wollen. Oder hat er, wie die Staatsanwaltschaft glaubt, Aktivitäten durchgeführt, die für jene nützlich sein könnten, die einen Anschlag planen würden.