Chronik/Welt

Spanien führt digitalen "Pornopass" zur Altersüberprüfung ein

Die spanische Regierung unter Ministerpräsident Pedro Sánchez hat diese Woche eine neue Maßnahme zur Alterskontrolle von pornografischen Inhalten vorgestellt. Mit dem "Pornopass" soll künftig verhindert werden, dass Kinder und Jugendliche auf Online-Pornografie zugreifen.

Über die App "Digital Wallet Beta" (span. "Cartera Digital Beta") müssen die Nutzerinnen und Nutzer künftig ihr Alter anhand eines amtlichen Dokuments - z.B. eines elektronischen Personalausweises - verifizieren.  Nach erfolgreicher Verifizierung erhalten die Nutzerinnen und Nutzer 30 "Porno-Credits", die einen Monat gültig sind und nach Ablauf oder Verbrauch neu generiert werden können.

Datenschutz gewährleistet

Auf diese Weise sei der Datenschutz gewährleistet und die Online-Aktivitäten der Nutzerinnen und Nutzer könnten nicht zurückverfolgt werden, so die spanische Regierung. Über 18-Jährige können weiterhin beliebig viele pornografische Inhalte konsumieren.

Das System befindet sich noch in der Entwicklungsphase und soll bis Ende des Sommers allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stehen, so José Luis Escrivá, Minister für digitale Transformation. Ab diesem Zeitpunkt müssen alle in Spanien ansässigen Pornoanbieter eine Möglichkeit zur Alterskontrolle anbieten - andernfalls werden sie gesperrt.

Und Inhalte, die nicht auf Pornoseiten sind?

Die Kontrolle soll auch für Inhalte funktionieren, die nicht auf Pornoseiten hochgeladen werden. Carmen Cabanillas, Generaldirektorin für Governance im Ministerium für digitale Transformation, sagte der Tageszeitung El País: "Wenn Sie Telegram nutzen und Inhalte für Erwachsene austauschen, hat Telegram die Möglichkeit, unsere App anzurufen und zu überprüfen, ob Sie volljährig sind, bevor Sie diese Inhalte versenden oder konsumieren."

Das Durchschnittsalter, in dem Kinder zum ersten Mal mit pornografischen Inhalten in Berührung kommen, liegt spanischen Medienberichten zufolge zwischen neun und elf Jahren. Spätestens 2027 soll ein EU-weites digitales Identitätssystem den spanischen "Pornopass" ablösen. 

Alterskontrolle bleibt Herausforderung

Zahlreiche europäische Länder, darunter Deutschland, Großbritannien und Frankreich, bemühen sich seit Jahren mit mehr oder weniger Erfolg um die Einführung von Alterskontrollen für pornografische Online-Inhalte. 

Die technische Lösung zur Bestimmung des Alters einer Person, die eine bestimmte Seite aufruft, ist anspruchsvoll. Digitalisierungsminister Escrivá ist sich der Herausforderung bewusst: "Die Lösung ist nicht einfach, sie ist technisch komplex, und nicht nur aus diesem Grund. Sie erfordert eine parallele Zusammenarbeit der öffentlichen Verwaltungen mit den Familien und allen Akteuren der digitalen Welt. Wir sind zuversichtlich, dass die von uns vorgeschlagene Lösung die größtmögliche Unterstützung aller Beteiligten erhalten wird."