Seelöwen auf dem Golfplatz: Robben-Chaos in Neuseeland
Von Johannes Arends
Da hatten sie sich extra freigenommen, den Platz gemietet, und dann das. Nicht eine, sondern gleich zwei werdende Seelöwen-Mütter waren innerhalb einer Stunde auf den Golfplatz der neuseeländischen Kleinstadt Dunedin gerobbt und hatten dort lautstark ihren Nachwuchs geboren. An Weiterspielen sei da nicht zu denken gewesen. So berichtete es eine unzufriedene Männergruppe der Hotline des neuseeländischen Naturschutzministeriums.
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Andere Anrufer meldeten, dass besonders sture Exemplare der Ohrenrobben im Schneckentempo eine Schnellstraße gekreuzt – und sogar mittendrin eine Pause eingelegt hätten. Ein weiterer Seelöwe habe die Teilnehmer eines Surfer-Wettbewerbs gestört, indem er unerlaubterweise an dem Rennen teilgenommen (und gewonnen) hatte. Sogar ein Fußballspiel des lokalen Amateur-Clubs musste wegen mehrerer gedrungener, beflosster Flitzer unterbrochen werden.
Neuseelands "Silly Season"
Es ist wieder „Silly Season“ in Neuseeland. So wird dort die ungefähr vierwöchige Paarungszeit der Seelöwen bezeichnet. Die sonst nur an der Küste zu findenden Tiere dringen dabei gerne kilometerweit ins Landesinnere ein und stellen dabei – hormongetrieben – den Alltag im Süden der Insel auf den Kopf. In diesem Jahr ist das von Seelöwen verursachte Chaos jedoch besonders groß, da die „Silly Season“ ausgerechnet in die aktuelle Haupturlaubswoche der Neuseeländer fällt.
„Sie wollen ja gar nicht für so viel Aufruhr sorgen“, beteuert der Förster Jim Fyfe im Gespräch mit dem britischen Guardian. Doch die Terminüberschneidung mit der Urlaubssaison sorge leider für „komplettes, sich überschneidendes Chaos“. Die Tiere seien einfach „charismatisch, schlau und neugierig“, so Fyfe. Sein wichtigster Tipp für Urlauber sei deshalb: „Geben Sie den Seelöwen fünf Minuten Ruhe, und sie werden Ihnen aus dem Weg gehen.“
Erfolg für Artenschutz
Aktiv gegen die Tiere vorgehen könne man nicht, so Fyfe. Schließlich zählt der Neuseeländische Seelöwe zu den seltensten Robbenarten der Welt. Dass die Tiere überhaupt wieder so häufig anzutreffen sind, sei ein Erfolg der Artenschutzbemühungen. Anfang der Neunzigerjahre kam die Art nur noch auf antarktischen Inseln vor, heute seien auf den kleinen Inseln rund um Neuseeland wieder zwischen 10.000 und 12.000 Exemplare heimisch.
Aber, so Fyfe: „Man muss auch eine Diskussion darüber führen, wie wir ihnen den nötigen Lebensraum geben können.“