Chronik/Welt

"Schutz vor Corona": Nordkorea soll Mann ermordet und verbrannt haben

Nach übereinstimmenden Berichten am 24. September von BBC, dem Guardian und dem Wall Street Journal sollen nordkoreanische Soldaten einen südkoreanischen Beamten auf einem Boot, dass sich in der Nähe der nordkoreanischen Grenze aufhielt, erschossen haben. Südkoreas Verteidigungsminister verurteilte den "brutalen Akt". Der Vorfall könnte die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea weiter belasten.

Der Körper des Südkoreaners soll anschließend auch verbrannt worden sein. Das südkoreanische Verteidigungsministerium glaubt, dass dies eine "Anti-Corona-Maßnahme" war. Die Grenze wird streng überwacht und es wird angenommen, dass im Norden eine "Shoot-to-Kill"-Richtlinie besteht, um zu verhindern, dass Covid-19 eingeschleppt wird.

Laut Angaben aus Seoul soll es sich bei dem erschossenen Mann um einen 47-jährigen Vater handeln, der als Beamter in der Fischerei arbeitet. Er soll am vergangenen Montag von seinem Inspektionsboot 10 Kilometer südlich der tatsächlichen Meeresgrenze zwischen Süd- und Nordkorea verschwunden sein. Es könnte sich auch um einen seltenen Überläufer gehandelt haben, da er eine Rettungsweste getragen haben soll. Später soll der Mann jedenfalls in nordkoreanischen Gewässern gefunden worden sein. Südkorea sagt, dass ein nordkoreanisches Patrouillenboot den Mann am Dienstag gefunden hat. Die Soldaten hätten sich Gasmasken aufgesetzt und den Beamten aus der Ferne befragt, bevor sie den "Befehl" bekommen hätten, den Mann noch auf See zu erschießen.

Scharfe Reaktionen aus Seoul

Südkoreas Präsident Moon Jae-in nannte den Mord einen "schockierenden Vorfall" der nicht toleriert werden dürfe. Der Nationale Sicherheitsrat des Landes sagte, der Norden könne "es nicht rechtfertigen, unseren unbewaffneten Bürger, der keine Anzeichen von Widerstand zeigte, zu erschießen und seine Leiche zu verbrennen".

Auf einer Pressekonferenz sollen südkoreanische Beamte gesagt haben, sie hätten eine "gründliche Analyse verschiedener Informationen" durchgeführt. Es ist jedoch nicht klar, wie genau sie die Informationen gesammelt haben. Es ist bekannt, dass das südkoreanische Militär die Funkkommunikation des Nordens abfängt, berichtet die Nachrichtenagentur AFP.

Seltene Entschuldigung aus Nordkorea

Der Guardian berichtete am 25. September, dass Nordkoreas Diktator Kim Jong-un sich in einer Nachricht an Südkoreas Präsident Moon Jae-in für den "unerwarteten" und "unglücklichen" Vorfall entschuldigt haben soll. Der Mord "hätte nicht passieren sollen". In der Nachricht soll auch die Vermutung bestätigt worden sein, dass der südkoreanische Beamte erschossen worden sein soll, um zu verhindern, dass der Coronavirus eingeschleppt wird. Südkoreanischen Medienberichten zufolge soll Kim sich auch entschuldigt haben, Moon "enttäuscht" zu haben. Solche öffentlichen Entschuldigungen seien für einen nordkoreanischen Diktator höchst ungewöhnlich, wird berichtet.

Seine Entschuldigung könnte dazu dienen, die Spannungen zwischen den Ländern abzubauen, nachdem Seoul diese Woche den Tod des Beamten als "Gräueltat" verurteilt und die Bestrafung der Verantwortlichen gefordert hatte. Die Erklärung des Nordens widersprach aber auch den Behauptungen des südkoreanischen Verteidigungsministeriums, die Leiche des Beamten sei verbrannt worden.