Boeing 737 MAX: 96 Testflüge mit neuer Software absolviert
Seit Mitte März gilt für die Boeing 737 MAX8 ein weltweites Flugverbot. Nach zwei Abstürzen baugleicher Flugzeuge in Indonesien und Äthiopien, bei denen innerhalb weniger Monate insgesamt 346 Menschen starben, waren weltweit Flugverbote verhängt worden. Seitdem müssen die bisher ausgelieferten rund 370 Maschinen dieses Typs am Boden bleiben. Eine teure Angelegenheit für den US-Luftfahrtriesen: Wie Analysten schätzen, kostet das Flugverbot dem Konzern jeden Monat 1,8 bis 2,5 Milliarden Dollar. Vom Imageschaden abgesehen.
Boeing musste daraufhin seine Produktion drosseln: Die monatliche Fertigungsrate wird mit Mitte April an um fast ein Fünftel von 52 auf 42 Maschinen zurückgefahren. Dabei war geplant gewesen, die Produktion der bestverkauften Modellreihe bis zum Sommer deutlich zu erhöhen. Ebenso eingebrochen sind die Auslieferungszahlen: Im ersten Quartal gingen 89 Maschinen an die Kundschaft. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 132 gewesen.
Der Kurs an der Börse gab nach und jüngst haben Aktionäre den Konzern wegen angeblicher Vertuschung von Sicherheitsmängeln verklagt. Boeing habe Anlegern entscheidende Fakten hinsichtlich der Unglücksflieger der Baureihe 737 Max verheimlicht, teilte die US-Großkanzlei Hagens Berman am Mittwoch mit.
Bei Boeing laufen deshalb die Bemühungen um eine Wiederzulassung dds Krisenjets auf Hochtouren. Bereits 96 Flüge mit einer Flugzeit von insgesamt über 159 Stunden seien bereits zum Testen eines Updates der umstrittenen Steuerungssoftware MCAS absolviert worden, sagte Boeing-Chef Dennis Muilenburg am Donnerstag bei einer Konferenz in Dallas. In den kommenden Wochen würden weitere Tests folgen, um zu zeigen, "dass wir sämtliche Vorgaben für die Zertifizierung identifiziert und erreicht haben".
Die Steuerungssoftware MCAS war eigens für die spritsparende Max-Neuauflage der 737-Serie entwickelt worden. Vorläufige Ermittlungsberichte hatten darauf hingedeutet, dass die Software eine entscheidende Rolle bei den Abstürzen in Indonesien und Äthiopien gespielt hat. Eigentlich soll die Automatik in kritischen Flugsituationen - wie einem zu steilen Aufstieg - automatisch den Flugwinkel korrigieren.
Doch wie jüngeres Analysen zeigen, scheint es, als ob das System bei den Unglücken durch falsche Sensordaten fälschlicherweise die Maschinen Richtung Boden lenkte.