Chronik/Welt

Regenwald in Flammen: Waldbrände nach Bolivien ausgebreitet

Die Brände im Amazonas-Regenwald haben mittlerweile riesige Ausmaße angenommen. Auch in Brasiliens Nachbarländern Bolivien, Peru und Paraguay brennen nun die Wälder. Allein in Bolivien haben die Flammen fast eine Million Hektar Urwald vernichtet. In Brasilien begann der von Präsident Jair Bolsonaro angekündigte Militäreinsatz im Amazonasgebiet. Die Brände waren auch Thema beim G-7-Gipfel im südfranzösischen Badeort Biarritz.

Im Norden Brasiliens sind Hunderte neue Waldbrände ausgebrochen. Wie das staatliche brasilianische Weltraumforschungsinstitut INPE am Samstag mitteilte, entzündeten sich zwischen Donnerstag und Freitag 1663 neue Feuer.

Bolivien: Fast eine Million Hektar Urwald vernichtet

Die Brände in Bolivien erstreckten sich über eine Gesamtfläche von 950.000 Hektar, sagte Cliver Rocha von der Landes-Forstverwaltung am Samstag (Ortszeit). 32 Prozent des Chiquitano-Waldes seien zerstört, 1871 Familien in dutzenden Ureinwohner-Siedlungen seien betroffen.

"So etwas gab es hier noch nie", stellte Martin Carrillo vom Bürgerkomitee der Ortschaft Robore fest. "Seit 40 Tagen kämpfen wir schon gegen die Brände." Die Feuerwehr ist seit Tagen wegen der durch illegale Brandrodung ausgelösten Feuer im Einsatz.

Am Boden kämpfen Feuerwehr, Armee, Polizei und Freiwillige gegen die Flammen. Auch ein großes US-Löschflugzeug "SuperTanker" ist im Einsatz. Die umgebaute Boeing 747-400 eines US-Unternehmens unterstütze die Löscharbeiten in der Region Chiquitania im Osten des Landes, teilte Boliviens Präsident Evo Morales am Samstag mit. Das Flugzeug kann rund 75.000 Liter Wasser abwerfen. "Wir planen vier Löscheinsätze pro Tag", sagte Verteidigungsminister Javier Zavaleta der Zeitung "La Razon". "Wir werden den Kampf gegen das Feuer gewinnen."

Nun auch Brasiliens Nachbarländer betroffen

In Südamerika wüten derzeit zahlreiche Waldbrände. Am stärksten ist die Amazonasregion Brasiliens betroffen, aber auch in den Nachbarländern Bolivien, Peru und Paraguay brennt es an vielen Stellen. Boliviens Präsident Morales hatte die übrigen Staaten der Amazonas-Region am Freitag zu einer Krisensitzung aufgerufen.

In Brasilien wüten die heftigsten Brände seit Jahren. Die Zahl der Feuer stieg nach Angaben der brasilianischen Weltraumagentur INPE seit Anfang des Jahres um 83 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im gesamten Amazonasbecken, das 7,4 Millionen Quadratkilometer und eine ganze Reihe von Ländern umfasst, liegt die Zahl der Brände nach Angaben der NASA hingegen noch leicht unter dem Durchschnitt der vergangenen 15 Jahre.

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro kündigte ein hartes Durchgreifen gegen Brandstifter an. "Wir sind eine Regierung der Null-Toleranz-Politik gegenüber der Kriminalität, und im Bereich der Umwelt ist das nicht anders", sagte der Staatschef bereits am Freitagabend (Ortszeit) in einer Fernsehansprache. "Der Schutz des Waldes ist unsere Pflicht. Wir sind uns dessen bewusst und arbeiten daran, die illegale Entwaldung und andere kriminelle Aktivitäten, die unser Amazonasgebiet gefährden, zu bekämpfen", sagte Bolsonaro.

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"Wir werden entschlossen handeln, um die Feuer unter Kontrolle zu bringen", so Bolsonaro. Betroffene Bundesstaaten könnten zudem die Unterstützung des Militärs erbitten. Bolsonaro unterzeichnete am Freitag ein Dekret, das den Einsatz der Streitkräfte im Brandgebiet vorsieht. Was genau die Soldaten tun sollen, bestimmen demnach die Regionalgouverneure. Das Dekret erlaubt sowohl die Hilfe bei der Brandbekämpfung als auch "vorbeugende und repressive Maßnahmen gegen Umweltverbrechen". Der Militäreinsatz begann am Samstag im Bundesstaat Rondonia, wie Verteidigungsminister Fernando Azevedo e Silva mitteilte. Insgesamt stünden in der Region 44.000 Soldaten zur Verfügung.

In Brasilien sorgte das Feuer in den vergangenen Tagen auch für heftige politische Kontroversen. Der rechtspopulistische Staatschef hatte zuletzt nahegelegt, Umweltschützer hätten die Brände gelegt, um Aufmerksamkeit zu erzeugen und seine Regierung in ein schlechtes Licht zu rücken. Naturschützer gehen hingegen davon aus, dass Bauern mit den Feuern neue Weideflächen erschließen. Die Staatsanwaltschaft will nun die Verantwortlichen zur Verantwortung ziehen.

44.000 Soldaten sollen gegen Feuer ankämpfen

Sechs der neun Bundesstaaten in der Amazonas-Region haben am Samstag wegen der massiven Brände im Regenwald das Militär zu Hilfe gerufen. Brasilien habe 44.000 Soldaten in der Region stationiert, die für den Kampf gegen die Feuer zur Verfügung stünden, zudem könnte weitere Soldaten aus anderen Landesteilen in die Region gebracht werden, sagte General Raul Botelho.

Er sagte jedoch nicht, wie viele Soldaten zunächst eingesetzt würden. Verteidigungsminister Fernando Azevedo sagte, unter anderem kämen Löschflugzeuge und Patrouillen zum Einsatz. Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro hatte erst am Freitag grünes Licht für den Militäreinsatz gegen die bislang größten Waldbrände in dem Regenwald gegeben.

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Alfredo Sirkis, Gründer der Grünen-Partei in Brasilien und Direktor des Brasilianischen Klimazentrums sagte, auch wenn er den Militäreinsatz befürworte, bezweifle er, dass irgendjemand in der Lage sei, die Feuer zu löschen. Ohne die Löschausrüstung, die etwa in den USA oder Portugal zur Verfügung stehe, sei es schwierig, derart große Brände unter Kontrolle zu bringen.

Das Militär könne aber dabei helfen, weitere Feuer zu verhindern, indem es die Umsetzung von Umweltschutzgesetzen überwache und Menschen von der Brandstiftung abhalte. Umweltschützern zufolge ist Brandrodung der wichtigste Grund für die Feuer. Landwirte gewinnen so zusätzliches Weideland für ihre Herden.