Chronik/Welt

Neujahrsmesse: Papst hat für seinen verstorbenen Vorgänger gebetet

Papst Franziskus hat am Sonntag bei der Neujahrsmesse im Petersdom für seinen am Samstag verstorbenen Vorgänger Benedikt XVI. gebetet. "Heute vertrauen wir der Muttergottes unseren geliebten emeritierten Papst Benedikt XVI. an, damit sie ihn auf seinem Weg von dieser Welt zu Gott begleitet", sagte Franziskus bei dem Gottesdienst anlässlich des Welttages des Friedens.

Am 1. Jänner wird der Weltfriedenstag der katholischen Kirche begangen. Dieser steht 2023 unter dem Motto: "Niemand kann sich allein retten. Nach Covid-19 neu beginnen, um gemeinsam Wege des Friedens zu erkunden".

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Gebete für Kriegsleidende

In seiner Predigt am Sonntag ging Franziskus laut Agenturberichten anlässlich des Welttages für den Frieden besonders auf die Leidtragenden von Kriegen ein. "Bitten wir die Mutter Gottes in besonderer Weise für die Kinder, die leiden und nicht mehr die Kraft zum Beten haben, für die vielen Brüder und Schwestern, die in weiten Teilen der Welt von Krieg betroffen sind", sagte der 86 Jahre alte Argentinier. Die Menschen hätten die Festtage in Dunkelheit und Angst inmitten von Gewalt und Gleichgültigkeit verlebt.

Als guten Vorsatz für das neue Jahr empfahl Franziskus, nicht faul und gleichgültig auf die Weltgeschehnisse zu blicken, sondern Gutes zu tun und "sich die Hände schmutzig zu machen". Man könne nicht still sitzen und bequem darauf warten, dass die Dinge besser würden.

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"Wie oft haben wir in der Eile keine Zeit"

"Zu Beginn des Jahres, inmitten der vielen neuen Dinge, die wir erleben möchten, und der vielen Dinge, die wir tun möchten, lasst uns einige Zeit dem 'Sehen' widmen, das heißt, unsere Augen zu öffnen und sie für das offen zu halten, was zählt: für Gott und für die anderen", sagte Papst Franziskus bei der Messe zum Hochfest der Muttergottes Maria.

"Wie oft haben wir in der Eile keine Zeit, auch nur eine Minute in der Gesellschaft des Herrn innezuhalten, um sein Wort zu hören, zu beten, anzubeten, zu loben ...", stellte der Papst fest und bat für Frieden in der Welt.

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Trauerfeier-Vorbereitungen laufen

Im Vatikan laufen bereits die Vorbereitungen für die Trauerfeierlichkeiten und die Beisetzung Benedikts.

Am Sonntag werden die sterblichen Überreste des gebürtigen Bayern noch im Kloster Mater Ecclesiae behalten, das er seit 2013 bewohnt hatte und in dem er nun starb, ehe sie in den Petersdom kommen.

Dort wird Benedikt von Montag bis Mittwoch aufgebahrt. Am Donnerstag folgen dann die Trauerfeier auf dem Petersplatz und die Beisetzung an der Seite anderer Päpste in der Krypta unterhalb der Petersbasilika.

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60.000 Besucher erwartet

Zu dem Requiem am Donnerstag werden in Rom bis zu 60.000 Besucher erwartet. Von Montag bis Mittwoch dürften demnach täglich bis zu 35 000 Gläubige in den Petersdom kommen. Die Trauerfeiern für Papst Johannes Paul II. hatten 2005 ganz andere Dimensionen: Damals wollten mehrere Millionen Pilger in Rom dabei sein. Benedikt selbst wünschte sich bescheidene Feiern.

Weltweit erinnerten Politiker und Geistliche an den Mann, der von 2005 bis 2013 Papst gewesen war, nachdem er schon mehr als zwei Jahrzehnte lang der mächtigen Glaubenskongregation vorgestanden hatte. „Papst Benedikt XVI. wird als einer der ganz großen Denker unseres Zeitalters in die Geschichte eingehen und als der Gelehrtenpapst auf der Cathedra Petri“, sagte Kardinal Gerhard Ludwig Müller der Deutschen Presse-Agentur. Kardinal Reinhard Marx, der Erzbischof von München und Freising, würdigte ihn als „Identifikationsfigur“.

Joseph Ratzinger, wie sein bürgerlicher Name lautete, wurde in Oberbayern geboren und am 19. April 2005 als Nachfolger von Johannes Paul II. zum Papst gewählt - als erster Deutscher seit etwa 480 Jahren. In seinem Pontifikat führte Benedikt den konservativen Kurs seines Vorgängers fort.

Er stemmte sich gegen eine Modernisierung der Kirche, was ihm viel Kritik einbrachte. Seine Amtszeit wurde von dem Missbrauchsskandal überschattet, der die katholische Kirche in eine tiefe Krise stürzte. 2013 erregte Benedikt größtes Aufsehen, indem er als erster Papst seit mehr als 700 Jahren freiwillig zurücktrat. Auf ihn folgte der Argentinier Jorge Bergoglio als Papst Franziskus. Benedikt lebte seitdem zurückgezogen im Kloster Mater Ecclesiae.

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Papst Benedikt hat es uns nicht leicht gemacht

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, erinnerte am Samstagabend in der Sendung „ZDF spezial“ an die Reaktionen in Deutschland auf die Wahl Ratzingers: „Die Begeisterung war riesig, dass nach Jahrhunderten wieder ein Deutscher Papst geworden ist.“

Diese Begeisterung sei mit der Zeit abgeebbt. „Denn wir haben uns nicht leicht getan als Landsleute mit diesem Papst, schon als er Präfekt der Glaubenskongregation war. Und Papst Benedikt hat es uns auch nicht leicht gemacht dadurch, dass er das Evangelium verkündet hat - ob gelegen oder ungelegen.“

Merkel: "Bedeutendster religiöser Denker unserer Zeit"

Alt-Kanzlerin Angela Merkel nannte Benedikt „einen der streitbarsten und bedeutendsten religiösen Denker unserer Zeit“. Der britische König Charles III. hob dessen Engagement „für Frieden und Wohlwollen für alle Menschen“ hervor. US-Präsident Joe Biden meinte, Benedikt werde „als renommierter Theologe in Erinnerung bleiben, der sich ein Leben lang mit Hingabe für die Kirche einsetzte und sich dabei von seinen Prinzipien und seinem Glauben leiten ließ“.
„Die Rolle von Papst Benedikt in der modernen Kirchengeschichte war einzigartig, sein Wirken besonders in Bayern profund“, sagte Charlotte Knobloch, die frühere Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland. „Seine Spuren werden lange erkennbar sein, und er selbst wird unvergessen bleiben.“

An vielen Orten in Deutschland wurden für Benedikt Kerzen angezündet, etwa in seinem Heimatort Marktl am Inn und im Kölner Dom. Von Montag an liegt ein Kondolenzbuch in der Apostolischen Nuntiatur in Berlin aus. Trauernde könnten sich eintragen, teilte die Deutsche Bischofskonferenz am Samstag in Bonn mit.

Nachdem Benedikt schon seit vielen Monaten körperlich immer schwächer geworden war und zuletzt kaum noch sprechen konnte, verschlechterte sich sein Zustand über die Weihnachtstage weiter. Am Samstagmorgen starb er dann im Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten. Dem Vernehmen nach schlief er friedlich ein.
Seine letzten Worte seien „Jesus, ich liebe dich“ gewesen, berichtete die argentinische Zeitung „La Nación“ unter Berufung auf informierte Quellen.

Benedikts Privatsekretär Georg Gänswein informierte gleich nach seinem Tod Papst Franziskus, wie das für gewöhnlich gut über den amtierenden Pontifex informierte Blatt weiter schrieb. Der 86 Jahre alte Argentinier sei zehn Minuten später im Kloster Benedikts gewesen und habe dort schweigend an dessen leblosem Körper gebetet.