Chronik/Welt

Wie globale Nachhaltigkeits- und Klimaziele (noch) erreicht werden können

Drei Wege zur Beschleunigung der nachhaltigen Entwicklung schlägt ein internationales Forscherteam im Fachjournal Environmental Research Letters vor.

Entgegen der weit verbreiteten Annahme, die globalen Nachhaltigkeits- und Klimaziele seien kaum noch erreichbar, zeigt die Studie, an der auch das Internationale Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg (NÖ) beteiligt war, dass es durchaus Auswege aus dem derzeitigen, wenig nachhaltigen Kurs gibt.

"Gefährlichen Klimawandel verhindern"

Als vielversprechende Wege, um deutliche Fortschritte bei den UNO-Nachhaltigkeitszielen (SDGs) und dem Pariser Klimaabkommen zu erzielen, haben die Wissenschafterinnen und Wissenschafter um Björn Sörgel vom deutschen Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) nachhaltige Lebensstile, grüne Technologie-Innovationen und von der Politik getragene Transformation identifiziert. Es handle sich dabei um Strategien, "die gefährlichen Klimawandel verhindern und gleichzeitig darauf hinarbeiten, dass alle Menschen auf einem intakten Planeten gut leben können", so Sörgel in einer Aussendung.

Nachhaltigkeitspfade 

Für den systematischen Vergleich unterschiedlicher Nachhaltigkeitspfade analysierten sie Ergebnisse von mehreren Modellen für das globale Energie-, Wirtschafts-, Landnutzungs- und Klimasystem sowie für den globalen Gebäudesektor und die dafür benötigten Materialien. Jeder der untersuchten Pfade weist den Forschern zufolge besondere Stärken, aber auch besondere Herausforderungen auf.

Pflanzenbasierte Ernährung

Der Pfad mit Fokus auf nachhaltigen Lebensstil umfasst beispielsweise eine rasche Umstellung auf eine flexitarische, größtenteils pflanzenbasierte Ernährung. Dies hätte nicht nur erhebliche Vorteile für die Gesundheit, sondern sei auch mit einer Reduktion des weltweiten Endenergieverbrauchs pro Kopf um rund 40 Prozent bis 2050 verbunden.

Dafür sollten wohlhabende Länder den größten Beitrag leisten, um Ungleichheiten beim Energieverbrauch zu verringern - eine Maßnahme, deren Umsetzung nach Ansicht der Forscherinnen und Forscher herausfordernd sein könnte. Sie verweisen aber auf die großen Vorteile dieses Weges: "Dieser Pfad weist die geringste Abhängigkeit von unerprobten Technologien auf und führt zudem zum besten Ergebnis bei Biodiversität und Klimaschutz", so Sörgel.

Folgen: Extreme Armut, Verlust der Biodiversität 

Jeweils eigene Herausforderungen würden die beiden anderen Pfade mit sich bringen, die nur auf allmähliche Veränderungen bei Ernährung und Energieverbrauch setzen. Dafür stellen sie Innovationen bei grünen Technologien bzw. eine stärkere Steuerung der Transformation durch Regierungen in den Vordergrund.

Trotz unterschiedlicher Schwerpunkte könnten alle vorgeschlagenen Wege zum Ziel führen - was wichtig sei, so die Forscher. Denn der Weg zur nachhaltigen Entwicklung werde oft nur aus einer Perspektive gedacht und das erschwere es, eine gemeinsame Basis zu finden.

"Wenn wir unseren derzeitigen Kurs beibehalten, wird keines der Nachhaltigkeitsziele erreicht. Bis 2030 könnten noch 660 Millionen Menschen weltweit in extremer Armut leben, und Krisen wie der Verlust der Biodiversität und die globale Erwärmung werden sich weiter verschärfen. Jetzt ist die Zeit zu handeln. Wir können noch wählen, welchen der Nachhaltigkeitspfade wir einschlagen, aber sie zu ignorieren, ist keine Option mehr", betonte Co-Autor Elmar Kriegler vom PIK.