Chronik/Welt

53 Jahre im Gefängnis: Leslie Van Houten von Manson-Sekte kommt frei

"Sie ist überglücklich und überwältigt. Sie ist einfach dankbar, dass die Menschen erkennen, dass sie nicht mehr dieselbe Person ist, die sie war, als sie die Morde begangen hat“, sagt  Anwältin Nancy Tetreault über ihre Mandantin. Diese wird wohl in den kommenden Wochen nach 53 Jahren Haft die Gefängniszelle für immer verlassen dürfen. Bald 74 Jahre alt ist Leslie Van Houten mittlerweile, die in den 1960er-Jahren dem irren Sektenführer Charles Manson verfallen war und für diesen bestialisch gemordet hatte.

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Rückblende: 1969 drang die damals erst 19-Jährige in das Haus des Supermarktbesitzers Leno LaBianca und dessen Gattin Rosemary  in Los Angeles ein und tötete  mit anderen Mitgliedern der „Manson Family“ und deren namensgebenden Gründer das Paar. Van Houten gab an, den Kopf der Frau mit einem Polster fixiert zu haben, während andere auf das Opfer einstachen, was sie später  auch ein Dutzend Mal gemacht habe.

In den Bauch der Frau ritzten die Mörder das Wort „WAR“ (Krieg) ein. 1971 wurde Van Houten mit ihren Mittätern, darunter auch Mason, zum Tode verurteilt. Doch weil in Kalifornien 1972 die Todesstrafe kurzzeitig ausgesetzt wurde, wurden die Strafen in lebenslängliche Haft umgewandelt.

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Sharon Tate ist das berühmteste Opfer

Die „Mason Family“ mit gut einem Dutzend Mitglieder verübte damals einige Morde. Das berühmteste Opfer: Schauspielerin Sharon Tate – auf die 26-jährige schwangere Ehefrau des Filmemachers Roman Polanski wurde in ihrem Haus am Cielo Drive in den Bergen über Los Angeles  dutzendfach eingestochen (mit ihr wurden auch vier andere Personen getötet). An diesem Blutbad war Van Houten nicht beteiligt.

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Der verrückte Plan Masons, der sagte, dass er Jesus und Satan in einer Person sei: Die Mordserie sollte in den USA einen Rassenkrieg auslösen. Danach werde er, der die Überlegenheit der Weißen propagierte und dem Psychiater eine schwere Angststörung attestierten, die Herrschaft übernehmen. 

Während Charles Manson mit einem eingeritzten Hakenkreuz an der Stirn 2017 im Gefängnis an den Folgen eines Darmkrebses starb, dürfte seine frühere Anhängerin Van Houten jetzt eben freikommen – nach langem Kampf: Denn seit 2016 war bereits fünf Mal von der zuständigen Behörde empfohlen worden, die Frau freizulassen. Doch stets  hatte der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom sein Veto eingelegt, diesmal will er darauf verzichten. Zumal ein Berufsgericht jüngst der Inhaftierten unter anderem „außergewöhnliche Rehabilitationsbemühungen, Einsicht und Reue“ bestätigte.

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„Leslie ist ein Monster"

Laut  Anwältin wird ihre Mandantin ein Jahr lang in einer Resozialisierungseinrichtung verbringen und  banale Dinge erlernen, etwa wie man heutzutage einkaufen geht oder  zu einer Kreditkarte kommt. „Sie war 53 Jahre lang im Gefängnis. Sie muss lernen, wie man einen Geldautomaten benutzt oder ein Handy oder einen Computer“, so Tetreault.  

Nicht alle sehen die Entlassung Van Houtens positiv. So warnte Debra Tate (70), Schwester Sharon Tate, bei früheren Verhandlungen: „Leslie ist ein Monster. Sie ist immer noch zu äußerster Brutalität fähig.“