Chronik/Welt

"Man kann nur weinen und abwarten": Wie Betroffene die Flut erleben

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"Man kann nur weinen", sagt eine Frau in der von den Fluten in der Nacht auf Donnerstag schwer getroffenen Gemeinde Erftstadt den Reportern der Bild. "Wir haben keinen Garten mehr, keinen Hof mehr. Wir können nur Abwarten, bis das Wasser von der Erft wieder abgeleitet wird."

Abwarten - viel mehr bleibt den Betroffenen der Überschwemmungen in Deutschland kaum. Immer noch werden rund 1.000 Menschen vermisst. "Die Befürchtung ist, dass es noch mehr werden", sagte ein Polizeisprecher in Bezug auf mögliche Todesopfer. 

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Suche und Gewissheit

Das Bild, das die überschwemmten Gebiete boten, ist das einen Schlachtfeldes: Schlamm in den Straßen, Bäume, Unrat, Steine oder etwa Autowracks dort, wo einmal Straßen waren. Ein unangenehmer Gestank geht von dem Schlamm aus, außerdem ist er rutschig, was Aufräum- und Bergungsarbeiten weiter erschwert. 

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"Überall in den Häusern ist Schlamm", erzählt ein älterer Herr den Reportern. Er deutet auf die Zerstörung. "Es ist wie im Zweiten Weltkrieg", sagt er mit gebrochener Stimme. Eine Frau gibt ihm Recht: "Es ist schlimmer als ein Bombenangriff", ringt sie nach einem Vergleich. Nicht nur die nächsten Stunden machen ihr Sorgen, sondern auch die kommenden Jahre: "Menschen werden in zehn Jahren noch die Folgen zu spüren haben", sagt sie der Bild. "Es ist grauenvoll."

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Immer wieder berichten Einwohner von Leichen, die nicht weggeschafft werden können, weil sich die Hilfskräfte auf das Retten möglicher Überlebender konzentrieren. "Beim Leerpumpen von Kellern werden immer wieder Tote gefunden", berichtete etwa der Innenminister von Rheinland-Pfalz, Roger Lewentz gegenüber der deutschen Presse.

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Welle der Solidarität

Am Freitag fielen sich die Menschen in den von den Überschwemmungen betroffenen Gemeinden in die Arme. Sie hatten einander mit den Mobiltelefonen nicht erreichen können und fanden sich auf Sammelplätzen oder bei ihren völlig zerstörten Häusern wieder. Aber vielen fehlt von ihren Angehörigen noch jede Spur. 

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"Permanent fliegen hier Hubschrauber und holen Leute ab", berichtet ein Mann den Reportern der Welt. „Jeder kennt hier jemanden, den es auf irgendeine Art und Weise erwischt hat“, sagt Carina Albrechtsberger-König dem KURIER. Die 35-jährige Wienerin lebt seit ein paar Jahren in der Grenzregion Deutschland–Niederlande–Belgien, ihre Wahlheimat Wegberg blieb von der Flutkatastrophe im Großen und Ganzen verschont.  Für all jene, die weniger Glück hatten, besorgten sie und viele der Nachbarn gestern eilig Sachspenden. „Gebraucht wird alles: Taschenlampen,  Decken, Windeln.“ Fast am Wichtigsten seien für viele aber Ersatz-Akkus, um die Mobiltelefone aufzuladen. „Die Menschen versuchen verzweifelt, irgendwie mit den noch Vermissten in Kontakt zu treten“, sagt Albrechtsberger-König.

Neben Trauer und Entsetzen ist überall diese Solidarität spürbar. Weil viele der Häuser wohl auf längere Sicht unbewohnbar sind, boten Menschen mit intakten Wohnräumen ihren Nachbarn an, die kommenden Nächte bei ihnen zu verbringen. 

"Es ist wie in einem schlechten Film", sagt Udo Schmitz aus Euskirchen in NRW. "Man ist ständig in Habt-Acht-Stellung", schlafen sei so gut wie nicht möglich, ständig höre man Geräusche. Das Schöne: "Jeder hier hilft dem anderen."

Völlig überraschend

"Das hat eigentlich keiner erwartet", sagt Heiner Molz aus Geilenkirchen. Er habe noch der Tante geraten, das Auto aus der Tiefgarage zu holen, bevor es so richtig losging. Sicher war er sich nicht, ob der Tipp überhaupt notwendig sei. Heute steht die gesamte Garage unter Wasser. 

"Man kennt's ja nur aus den Medien", bringt es Heike Schmidt, Bewohnerin der Gemeinde Eschweiler auf den Punkt: "Jetzt hat man's vor der Tür." 

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Ein Frau berichtete dem Kamerateam der Welt: "Im Jahr 2016 war hier schon mal ein Hochwasser, da sind auch Hubschrauber geflogen. Aber die Zerstörung, wie wir sie hier jetzt erleben, ist wirklich unglaublich."