Johnson feierte Kaviarparty mit Oligarchen
Von Konrad Kramar
Zugegeben, anstoßen und feiern war nach diesem Wahlsieg durchaus angebracht. Aber mussten es Champagner und Kaviar sein? Und vor allem musste es Alexander Lebedew sein? Das fragen sich zumindest viele britische Medien jetzt, zwei Wochen nach dem Triumph von Premier Boris Johnson bei den britischen Unterhauswahlen. Denn Johnson und seine Freundin Carrie Symonds begossen diesen Triumph gleich am Tag danach bei einer Party von Alexander Lebedew und dessen Sohn Evgeny.
Johnson ist mit beiden seit Jahren befreundet und hat mit dieser Freundschaft schon bisher mehrfach politisch unangenehme Schlagzeilen produziert. So feierte er 2018 als Außenminister mit den Lebedews in deren Villa in Italien. Wenige Tage nachdem mutmaßlich vom russischen Geheimdienst engagierte Killer den abtrünnigen Ex-Agenten Sergej Skripal und seine Tochter zu vergiften versuchten.
KGB-Vergangenheit
Alexander Lebedew ist mehr als nur Unternehmer, wie er sich selbst gerne bezeichnet. Der 60-jährige Milliardär hat eine Vergangenheit als Agent des sowjetischen Geheimdienstes KGB und war in dieser Funktion auch an der sowjetischen Botschaft in London eingesetzt.
Nicht nur die KGB-Vergangenheit verbindet Lebedew mit Präsident Wladimir Putin. Der Besitzer von Banken und Finanzhäusern hat sich gerade in letzter Zeit hinter Putins Politik in der Ukraine gestellt und die Sanktionen gegen Russland als sinnlos und falsch bezeichnet.
Russisches Geld für Brexit-Boris?
Zwar hat Lebedew schon vor Jahren Russland verlassen, laut eigener Aussage wegen des politischen Drucks, inzwischen aber scheinen seine guten Beziehungen zum Kreml wieder hergestellt.
Johnson wiederum war im Wahlkampf wegen des mutmaßlichen Einflusses Russlands auf die britische Politik unter Druck geraten. Schließlich soll russisches Geld vor allem in die Kampagne für den Brexit vor der Volksabstimmung 2016 geflossen sein: Führungsfigur dieser Kampagne war Johnson persönlich. Ein U-Ausschuss des britischen Parlaments hat einen Bericht über diese Russland-Beziehungen erstellt. Johnson aber hat dessen Veröffentlichung bisher hartnäckig verweigert.