Dubai: Geflohene Prinzessin kämpft in London um ihre Kinder
Von Irene Thierjung
„Jeden danke ich Gott, dass ich das Glück habe, bei meinem Mann zu sein“, sagte Haya Bint al-Hussein vor drei Jahren in einem Interview. Dass ihre Ehe mit dem deutlich älteren Emir von Dubai wohl doch nicht so rosig war, zeigte sich vor einigen Wochen: Die Prinzessin floh mit 30 Millionen Dollar im Gepäck über Deutschland nach Großbritannien.
Dort war sie aufgewachsen, hatte in Oxford studiert und enge Kontakte zum britischen Königshaus aufgebaut. In London zog sich Haya mit ihren Kindern, 11 und 7 Jahre alt, in eine Villa zurück und mied die Öffentlichkeit. Lange war nicht einmal klar, ob sich die 45-Jährige tatsächlich in der Stadt aufhielt.
Bei einer Anhörung vor einem Londoner Familiengericht beantragte die Halbschwester des jordanischen Königs Abdullah und frühere Springreiterin am Dienstag die Vormundschaft über ihre Tochter und ihren Sohn.
Darüber hinaus ersuchte sie gemäß britischen Rechts um Schutz vor Zwangsehe. Sie gab an, ihre Heirat mit Scheich Mohammed bin Raschid Al Maktum, 69, sei 2004 erzwungen worden.
Laut Vertrauten hat Haya große Angst vor ihrem Mann, für den sie die sechste und jüngste Ehefrau ist, und fürchtet eine Verschleppung nach Dubai. Sie bat das Gericht um Schutz vor familiärer Gewalt. Eine zweite Anhörung fand am Mittwoch statt.
Auch wenn es laut einem Statement des Emirs und seiner westlich geprägten Frau vor Gericht allein um das Wohl der Kinder und nicht um Scheidung oder Finanzen gehen soll, erwarten Beobachter für die weiteren Verhandlungstermine eine Schlammschlacht.
Der mehr als zehn Milliarden Dollar schwere Scheich Mohammed hat die Scheidungsanwältin von Ex-Formel-1-Boss Bernie Ecclestone an seiner Seite und beantragte eine Rückführung der Kinder nach Dubai.
Er dürfte versuchen, Haya, deren Anwältin den britischen Thronfolger Charles bei der Scheidung von Lady Diana vertrat, in ein schlechtes Licht zu rücken. In einem auf Instagram veröffentlichten Gedicht hatte er einer namenlosen Frau Verrat vorgeworfen und geschrieben: „Mir ist egal, ob du lebst oder stirbst.“
Damit bezog sich Mohammed offenbar auf Gerüchte, Haya habe eine Affäre mit ihrem britischen Bodyguard und sei deshalb nach London gegangen.
"Das Böse in Person"
Insider widersprechen dem – immerhin ist Haya das bereits dritte weibliche Mitglied der Herrscherfamilie, das dem Goldenen Käfig in Dubai zu entkommen versuchte. Im Vorjahr floh Prinzessin Latifa, eines der mindestens 23 Kinder des Emirs, per Jetski und Boot in Richtung Indien, nachdem sie ihren Vater in einem Internetvideo als das „Böse in Person“ bezeichnet hatte.
Ihre Yacht wurde im indischen Ozean von Marineschiffen aus Indien und den Vereinigten Arabischen Emiraten, zu denen Dubai gehört, gestoppt. Latifa, die bereits vor drei Jahren einen Fluchtversuch gestartet hatte, wurde zurück nach Dubai gebracht.
Dort wird sie laut Menschenrechtlern eingesperrt und sediert. Ein ähnliches Schicksal ereilte im Jahr 2000 eine andere Tochter des Emirs, Schamsa, die aus Großbritannien nach Dubai verschleppt wurde – und nicht mehr gesehen wurde.