China: Scheidungen nach der Quarantäne steigen rasant
Nach zwei Monaten Ausgangssperre reichte es Helen Wu. Zwei Monate auf engstem Raum mit ihrem Ehemann – das war zu viel: „Ich habe alles gemacht. Putzen, Einkaufen, Kinder erziehen. Alles was mein Mann gemacht hat, war Videospiele spielen oder den Raum zu verlassen, wenn wir gemerkt haben, dass unser Sohn ins Bett gemacht hat“, sagt sie gegenüber der "Financial Times".
Die 38-Jahre alte Buchhalterin in einer Maschinenfabrik in Wuhan hat die Scheidung eingereicht, sobald die Ausgangsbeschränkungen in der Millionenstadt gelockert wurden.
Im vergangenen Jahrzehnt haben die Scheidungen in China massiv zugenommen – früher war dies ein Tabu im Reich der Mitte. Und seit dem Coronavirus und seinen Folgen steigt die Scheidungsrate rasant an. Mehr als ein Dutzend Städte haben laut "Financial Times" einen Anstieg an ausgefüllten Scheidungspapieren gemeldet.
Auf die geschiedenen Frauen dürften jedoch harte Zeiten anbrechen – chinesische Gerichte sind in Bezug auf Alimente und Kinderversorgung nach Scheidungen weniger großzügig als in der westlichen Welt.
Ein Grund für die gestiegene Scheidungsrate dürfte die Zunahme an häuslicher Gewalt sein: Allein in Wuhan gab es 85 gemeldete Fälle im Jänner und 83 im Februar – im Vergleich zu 47, beziehungsweise 43 im Vorjahr.