Chronik/Welt

Weder Duschen noch Wäsche waschen: Folgen eines Rohrbruchs in Calgary

Drei Wochen ist es her, dass die 1,3 Millionen Einwohner der kanadischen Stadt Calgary durch eine telefonische Warnung wachgerüttelt wurden, weil sich die Wasserversorgung der Stadt in einem kritischen Zustand befand.

Ein massives unterirdisches Rohr, das normalerweise für 60 Prozent der Wasserversorgung der Stadt verantwortlich ist und von einer der beiden Wasseraufbereitungsanlagen von Calgary stammt, war gebrochen. Das Rohr leitet Wasser normalerweise in weite Teile der Stadt, durch den Schaden wurden nahegelegene Straßen und Parks überflutet. 

Mittlerweile wurden neben dem ursprünglichen Loch noch fünf weitere "Hot Spots" entdeckt. Das bedeutet, dass die Stadt nun von der Leistung einer einzigen Wasseranlage abhängig ist. Die Ursache für das Rohrgebrechen ist noch nicht geklärt.

Daraufhin hat die Stadt alle Einwohner aufgefordert, das Waschen und Duschen massiv einzuschränken. Der Verbrauch muss um 25 Prozent unter dem üblichen Niveau bleiben, da sonst das Wasser in einigen Vierteln oder bei wichtigen Dienstleistungen ausgehen könnte.

Drastische Einschränkungen in Calgary

Viele Alltagsaktivitäten wurden seit dem eingeschränkt oder verboten. Darunter fällt die Bewässerung von Rasenflächen mit städtischem Wasser, das Waschen von Autos auf der Straße oder das Befüllen von Freibädern. 

All diese Tätigkeiten werden derzeit mit einer Strafe von 3.000 Dollar belegt. Außerdem gilt in der gesamten Stadt ein Feuerverbot, um Brände zu vermeiden - da für deren Bekämpfung die Feuerwehr zurzeit nicht die nötigen Kapazitäten hat.

Anfang Juli findet die "Calgary Stampede", ein zehntägiges Großevent statt, auf dem 138.000 Besucher erwartet werden. Die Calgary Stampede ist eine Landwirtschafts-Ausstellung, die als größte Rodeoshow der Welt gilt. Für viele der rund tausend Rinder, Pferde und andere Tiere ist jedoch kein Trinkwasser vorgesehen. 

Die Hotels bitten Besucher zudem dringend, ihre schmutzige Wäsche mit nach Hause zu nehmen.

Wasserknappheit: Kreative Lösungen finden 

Um den Wasserverbrauch wirklich deutlich einzuschränken, müssen die Menschen vor Ort kreativ werden. Sie sammeln Regenwasser in Kübeln, waschen sich mit Feuchttüchern oder baden im Fluss. "Es war demütigend zu erkennen, wie viel Wasser ich verbrauche", erzählt Wynona Marleau, eine Einwohnerin Calgarys der kanadischen Tageszeitung Toronto Star.

Auch sie hat kreative Lösungen gesucht, um in ihrem Alltag weniger Wasser zu verbrauchen. Um ihre Pflanzen zu gießen, sammelt sie das Wasser, das sie beim Händewaschen, Nudelkochen oder beim Ausspülen des Hundenapfes verbraucht. Auch ihre Wäsche wäscht sie nicht mehr so regelmäßig wie früher, sondern nur noch gelegentlich mit einem wasserlosen Reinigungsmittel. Die Erfahrung fühle sich ähnlich an wie bei der Covid-Pandemie, wo jeder einzelne aufgefordert war, etwas für die Gemeinschaft zu tun.

Rohrbruch: Ende in Sicht 

Bislang scheinen die vielen Bemühungen zu fruchten: Die Bürgermeisterin von Calgary, Jyoti Gondek, sagte bei ihrem täglichen Bericht, dass die Einwohner seit dem Rohrbruch am 5. Juni das Äquivalent von 600 olympischen Schwimmbecken voller Wasser gerettet hätten. Auf sozialen Netzwerken kursieren zudem Bilder von langen Rohrabschnitten auf Lastwägen sie zeigen die Verstärkung, die San Diego letzte Woche verlassen hat. 

Laut den Behörden sind die unterirdischen Reparaturen mittlerweile abgeschlossen und der schnellste Zeitpunkt für die Wiederherstellung der Wasserversorgung sei der 1. Juli. Das wäre immerhin früher als ursprünglich angenommen aber immer noch fast einen Monat, nachdem der Rohrbruch passiert ist.