"Caffe Greco" am Fuße der Spanischen Treppe in Rom vor Zwangsräumung
Das "Caffe Greco" am Fuße der Spanischen Treppe in Rom, historischer Treffpunkt für Künstler und Schriftsteller, steht vor der Schließung. Der Mietvertrag mit dem Eigentümer des Lokals, dem Israelitischen Krankenhaus in Rom, ist seit sechs Jahren abgelaufen und soll von den heutigen 18.000 Euro im Monat wesentlich erhöht werden. Nach einem juristischen Kampf muss der aktuelle Betreiber des Cafés nächste Woche das Lokal räumen.
Die Wirte, das Ehepaar Carlo Pellegrini und Flavia Iozzi, sollen raus. Ihr Mietvertrag lief schon 2017 aus und wurde nicht verlängert. Eigentümer des Gebäudes ist das Israelitische Krankenhaus in Rom. Mit dem Betreiber wurde keine Einigung im Einklang mit dem "Marktwert" gefunden, heißt es in einer Mitteilung des Hospitals. Alle Mieteinnahmen würden in die Klinik investiert, die zum Wohle aller Bürger arbeite. Dazu wurde auch eine Pressekonferenz im Lokal selbst gegeben.
Nachdem die Betreiber vor Gericht gezogen sind und verloren haben, ist am 22. Juni die Zwangsräumung des Lokals mit Versiegelung durch den Gerichtsvollzieher geplant. Es bleiben nur noch wenige Tage, um ein Stück Geschichte Roms zu retten, warnten die Betreiber. Eine Möglichkeit bestehe in der Berufung, die das Ehepaar bei Gericht eingereicht hat, um die Vollstreckung des Urteils zu stoppen, die in erster Instanz vom Israelitischen Krankenhaus gewonnen wurde.
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Pellegrini und Frau Flavia Iozzi, Verwalterin und Eigentümerin des Lokals und der darin gelagerten Möbel, drohen damit, "sich in den Räumlichkeiten zu verbarrikadieren" und plädierten für "eine Mobilisierung von Institutionen und Politik", um die Schließung des Lokals zu verhindern.
"Alles, was sich in den Räumen des Lokals befindet, kann nicht woanders hingebracht werden. Selbst wenn sie uns rauswerfen, kann niemand über unsere Vermögenswerte verfügen, da sie seit 1953 an das Kulturministerium gebunden und als im öffentlichen Interesse liegend anerkannt sind. Der einzige Ausweg ist die Vernunft", sagte Pellegrini. Möbel und Bilder zusammenzupacken und das Café woanders zu eröffnen, sei aus Denkmalschutz-Gründen gar nicht möglich. Da gebe es gesetzliche Festlegungen.
Damit wiederholt sich, was bereits im Juni 2019 geschah, als die erste Zwangsräumung drohte, die dann verschoben wurde. Vier Jahre sind vergangen, in denen Pellegrini mehrmals darum gebeten hatte, mit den Eigentümern zu verhandeln. "Aber uns wurde keine Zahl genannt, weder für die Miete, noch für den Kauf der Mauern", betonte Pellegrini. Er beklagte die totale Verweigerung des Eigentümers zur Erneuerung des Mietvertrags.
Initiativen zur Rettung des Cafés notwendig
Inzwischen mobilisiert sich auch die Politik. Der rechte Senator Maurizio Gasparri rief Kulturminister Gennaro Sangiuliano auf, Initiativen zur Rettung des Cafés zu ergreifen."Es ist absolut notwendig, die Zwangsräumung des Lokals zu verhindern, die dem Ansehen Italiens schaden würde", so Gasparri. Das Café sei für Rom als Ort der europäischen Kultur sehr wichtig . Die Lizenz ist streng an den Ort gebunden.
Das Israelitische Krankenhaus seinerseits betonte, dass der Mietvertrag schon lange ausgelaufen sei und ein Gericht in Rom die Freigabe verfügt habe. Im Laufe seiner mehr als 250-jährigen Geschichte habe das Caffè Greco verschiedene Geschäftsführer erlebt, die sich abwechselten. "Das Caffè Greco wird weiterhin ein langes Leben haben, bloß eben unter anderer Führung", versicherte das Krankenhaus.
Casanova erwähnte "Caffè Greco" in Memoiren
Das "Caffè Greco" wurde zum ersten Mal 1760 schriftlich erwähnt. Damals wurde während einer Volkszählung der Name des Inhabers genannt: Nicola della Maddalena, ein Grieche - daher auch der Name. Doch das "Caffè Greco" hat es wahrscheinlich schon 1742 gegeben, da es bereits Giacomo Casanova in seinen Memoiren erwähnt. Im 17. und 18. Jahrhundert diente es zahlreichen Künstlern als Treffpunkt. 1779 wurde es von Goethe, Johann Heinrich Tischbein und Karl Moritz besucht. Der bekannte rote Saal, ein Hinterzimmer, war damals noch ein Stall.
Der Vorraum diente dem Austausch. Stundenlang saßen dort berühmte Persönlichkeiten wie der König von Bayern, Ludwig I., Henry Stendhal, George Byron oder Hans Christian Andersen - eine Couch aus dessen Nachlass steht im Roten Salon. Arthur Schopenhauer und Mark Twain waren ebenso anzutreffen wie Gioacchino Rossini, Franz Liszt und Richard Wagner. Ihre Besuche sind säuberlich in einem Gästebuch notiert.