IS reklamierte Anschlag auf Kirche im Süden der Philippinen für sich
Von Armin Arbeiter
Die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) hat den Doppelanschlag auf eine katholische Kirche im Süden der Philippinen für sich reklamiert. Laut dem auf die Überwachung islamistischer Websites spezialisierten US-Unternehmen Site teilte der IS am Sonntag mit, zwei Selbstmordattentäter hätten sich in der Kirche sowie auf deren Parkplatz in die Luft gesprengt. Bei dem Anschlag wurden mindestens 18 Menschen getötet und mehr als 80 weitere verletzt. Nach Militärangaben explodierte während des Gottesdienstes zunächst eine Bombe im Inneren der Kirche, eine zweite wurde kurze Zeit später inmitten herbeigeeilter Soldaten vor dem Gotteshaus gezündet. Es handelte sich um einen der schwersten Anschläge der vergangenen Jahre.
Was ist passiert?
Die erste Bombe detonierte während des Gottesdienstes vor dem Altar, die zweite wenig später am Parkplatz vor der Kathedrale, als sich die geschockten Kirchgänger draußen sammelten.
Wieder erschüttert ein Bombenattentat auf ein katholisches Gotteshaus die Philippinen, wieder stehen islamistische Terrormilizen im Verdacht. Der Anschlag ereignete sich in der Stadt Jolo, im Süden der Insel Mindanao, in der es seit Jahrzehnten Spannungen zwischen der muslimischen und katholischen Bevölkerung gibt.
Am Silvesterabend hatte ein Bombenanschlag in der Stadt Cotabato zwei Tote gefordert, die gesamte Region gilt als extrem instabil. Mehrere islamistische Gruppen – darunter die mit dem IS verbündete Abu Sayyaf – verüben regelmäßig Anschläge auf christliche Einrichtungen, 2017 konnten sie sogar die Stadt Marawi für beinahe sechs Monate einnehmen. Zu Weihnachten 2017 verübten sie einen Anschlag auf eine Kirche während der Christmette.
Touristen als Ziel
Nicht nur Einheimische, auch Touristen sind oft das Ziel dieser Organisation – vor knapp zwei Jahren enthaupteten die Terroristen einen deutschen Segler, nachdem Lösegeldverhandlungen gescheitert waren. 2014 kam ein deutsches Ehepaar nach sechs Monaten Gefangenschaft frei. Der nationale Polizeichef sagte, dass die verwendeten Sprengstoffe analysiert würden, um dann Rückschlüsse auf die Täter ziehen zu können.
Verteidigungsminister Delfin Lorenzana verurteilte den Angriff und betonte, die Täter würden gejagt. Alle Kirchen und öffentlichen Plätze würden gesichert, um mögliche Angriffe zu vereiteln.
Der Anschlag in Jolo kommt zu einer brisanten Zeit: Vor einer Woche begann die Volksabstimmung darüber, ob die muslimisch dominierten Gebiete eine neue Autonomie erhalten sollten. Das Gesetz zur Schaffung dieser Region war eine Schlüsselbestimmung in einem Friedensabkommen, das zwischen der philippinischen Regierung und der größten muslimischen Rebellengruppe, der Moro Islamischen Befreiungsfront (MILF), im Jahr 2014 geschlossen worden war.
In den Jahrzehnten zuvor hatte es heftige Kämpfe zwischen MILF und Regierung gegeben – mehr als 150.000 Menschen waren dabei ums Leben gekommen. Mittlerweile kämpfen die einstigen Todfeinde gemeinsam gegen islamistische Terrorgruppen. Auf den katholisch geprägten Philippinen stellen Muslime mit einem Bevölkerungsanteil von weniger als zehn Prozent eine Minderheit dar, das neue Gesetz soll ihnen weitaus mehr Rechte einräumen als zuvor.