39 Leichen in Lkw-Container: "War zu befürchten"
In einem Sattelschlepper Im östlichen Teil des Großraum Londons (im Waterglade-Industriepark) wurden 39 Leichen gefunden, wie die Polizei mitgeteilt hat. Ein 25-jähriger Mann aus Nordirland wurde wegen Mordverdachts festgenommen. Chief Superintendent Andrew Mariner wird dazu im Guardian zitiert: "Dies ist ein tragischer Vorfall, bei dem eine große Anzahl von Menschen ihr Leben verloren hat." Untersuchungen dazu seien derzeit im Gange. Laut der Zeitung soll es sich bei dem Fahrer um Mo R. handeln.
"Wir sind dabei, die Opfer zu identifizieren, aber ich gehe davon aus, dass dies ein langwieriger Prozess sein könnte." Noch ist unklar, ob es sich um Flüchtlinge handelt. Das Fahrzeug soll aber aus Bulgarien nach London gefahren sein, also entlang der so genannten Balkanroute. Unter den Toten ist auch zumindest ein Teenager. Der Lkw wurde von der Polizei umstellt und das Umfeld großräumig abgesperrt.
„Wir glauben, dass der Lastwagen aus Bulgarien kommt“, teilte ein Polizist den lokalen Medien mit. Das Fahrzeug soll bereits am vergangenen Samstag die Grenze nach Großbritannien passiert haben. Fotos zeigen, dass der Fundort offenbar ein Lager für Autoersatzteile ist. Die Opfer in dem Sattelschlepper wurden noch an Ort und Stelle für tot erklärt.
Innenministerin Priti Patel schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter jedenfalls: „Ich bin geschockt und traurig über diesen äußerst tragischen Vorfall in Grays.“ Auch der britische Premier Boris Johnson setzte einen Tweet ab.
Die Bilder vom Fundort:
Warnungen im Vorfeld
Erst im Juni hatte Europol-Chefermittler Gabor Stankovic im KURIER-Interview gesagt, dass sich Parndorf vermutlich bald wiederholen wird. (Damals im Jahr 2015 starben 71 Menschen in einem Kühl-Lkw im Burgenland, Anm.) In die Schlepperei steigen nämlich immer mehr so genannte polykriminelle Banden ein. Das heißt, dass de facto ein Transportweg unterhalten wird. Je nach Lage werden Menschen, Waffen oder Drogen transportiert. Mitunter auch beides zusammen. Dabei wird wirtschaftlich berechnet, wie viel Raum wie viel Gewinn abwirft. Und natürlich bedeuten mehr Menschen pro Quadratmeter auch mehr Gewinn.
Erschüttert hat sich auch Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität im Bundeskriminalamt. „Ich habe es befürchtet, es war nur eine Frage der Zeit, bis so etwas wieder passiert“, sagte er am Mittwoch zur APA.
Die Ermittler registrieren derzeit „relativ viele Behältnisschleppungen“, sagte Tatzgern. „Um 400 bis 1.500 Euro, je nach Route, steigen Flüchtlinge in solche Container ein.“ Und es gebe Schlepper, die ehrlich interessiert daran seien, dass die Leute ankommen. Es gebe aber auch solche, die sich nicht „um die Migranten scheren“. Diese seien nur am Geld interessiert.
Straße und Schiene
Ein Beispiel für eine „Behältnisschleppung“ sei der am 5. Oktober erfolgte Stopp eines Kastenwagens in Ungarn, in dem 43 Menschen gefunden wurden. Tatzgern machte darauf aufmerksam, dass nicht nur die Straße für Containertransporte von Flüchtlingen herhalten muss. So wurden im September 41 Flüchtlinge in Lambach aufgegriffen, die aus einem Containerzug gekommen waren.
Die Schlepper hatten in Thessaloniki, woher der Zug kam, unter anderem die Plomben manipuliert, damit die Flüchtlinge zusteigen konnten. Diese wiederum wussten genau, wo in dem 1,5 Kilometer langen Zug sie einsteigen mussten.
Auch der nun entdeckte Fall in Großbritannien ist leider nicht die Ausnahme. Schon im Jahr 2000 seien in einem Container in England 58 tote Chinesen entdeckt worden.