Chronik/Welt

18,3 Grad: Neuer Temperatur-Rekord in der Antarktis

So verrückt es klingen mag: An der Nordspitze der antarktischen Halbinsel kann man momentan locker im T-Shirt herumlaufen. Auf der argentinischen Antarktis-Forschungsstation Esperanza wurden am Donnerstag 18,3 Grad Celsius gemessen - ein neuer Temperaturrekord für den antarktischen Kontinent.

Der bisherige Höchstwert lag bei 17,5 Grad und wurde vor knapp fünf Jahren, im März 2015, ebenfalls auf der Esperanza-Basis aufgestellt.

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Zwar ist auf der Südhalbkugel derzeit Sommer, auch zu dieser Jahreszeit kommt das Thermometer in dieser Region im langjährigen Mittel aber üblicherweise nicht über niedrige einstellige Temperaturen hinaus.

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Schmelzendes Eis, höherer Meeresspiegel

Doch nirgends erwärmt sich die Erde schneller als auf der antarktischen Halbinsel nahe Südamerika (siehe Karte unten). In den vergangenen 50 Jahren sind die Temperaturen dort laut World Meteorological Organization (WMO) bereits um 3 Grad gestiegen. Der Effekt: eine gewaltige Eisschmelze.

Aktuell schmilzt das antarktische Eis rund sechs Mal schneller als in den 1980er-Jahren, wie eine Studie der University of California im vergangenen Jahr ergab. So hat die Antarktis zwischen 2009 und 2019 jährlich beinahe 252 Milliarden Tonnen Eis verloren; zwischen 1979 und 1990 waren es noch 40 Milliarden Tonnen pro Jahr.

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Die logische Folge des schmelzenden Eisschilds ist ein steigender Meeresspiegel. Laut einer von der Universität Leeds gemeinsam mit der NASA durchgeführten Untersuchung ist dieser durch die antarktische Eisschmelze zwischen 1992 und 2018 bereits um 7,6 Millimeter gestiegen. 

Klingt nicht nach viel, ist es aber. Zum Vergleich: Der grönländische Eisschild ist im gleichen Zeitraum um 3.800 Milliarden Tonnen abgeschmolzen, wodurch der Meeresspiegel um 10,6 Millimeter angestiegen ist. Setzt sich dieser Trend fort, könnte der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 um 20 Zentimeter steigen - der Effekt des schmelzenden Antarktis-Eises ist hier nicht eingerechnet.

Alptraum-Szenario

Insgesamt hebt sich der Meeresspiegel derzeit jährlich um 3,6 Millimeter pro Jahr, bis zum Jahr 2100 könnte sich dieser Anstieg auf einen Meter summieren, warnte der Weltklimarat im vergangenen September. Mit verheerenden Folgen: Sturmfluten werden höher, ganze Küstenabschnitte könnten unwiederbringlich verloren gehen.

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Würde der ganze antarktische Eisschild schmelzen, hätte das einen Anstieg des Meeresspiegels um 58 Meter zur Folge. Ein Extremszenario, natürlich, doch die kommenden zehn Jahre werden entscheiden. Schwenkt die Menschheit auf einen konsequenten Klimaschutz-Kurs ein, könnte die Erwärmung der antarktischen Luft bis 2070 auf 0,9 Grad und der Anstieg des Meeresspiegels auf sechs Zentimeter beschränkt werden.

Tut sie es nicht, droht eine Erwärmung um weitere drei Grad und ein Anstieg des Meeresspiegels um 27 Zentimeter.