U4 wird immer mehr zur Problem-Linie
"Liebe Fahrgäste. Die U4 kann derzeit in beiden Fahrtrichtungen nur in unregelmäßigen Abständen fahren. Wir kümmern uns darum."
Diese Information erreichte die Fahrgäste der U4 am Freitag gegen 9.30 Uhr. Auf der Linie kam es zu unterschiedlichen Intervallen. Wieder einmal. Denn die Störungen entlang der U4-Strecke häufen sich. Wie oft es Probleme gibt, können die Wiener Linien allerdings nicht beantworten.
Man habe keine aktuelle Statistik für das Jahr 2016, sagt Wiener-Linien-Sprecherin Johanna Griesmayr auf KURIER-Anfrage. Man habe lediglich Gesamtzahlen aus dem Jahr 2015. Der KURIER hat sich daraufhin die Rohdaten, die von den Wiener Linien via Open Government auf wien.gv.at bereit gestellt werden, genauer angesehen und wurde fündig:
Zwischen 5. September – also ab dem Zeitpunkt, an dem die erste Tranche der Modernisierungsarbeiten abgeschlossen waren – bis 28. Oktober dieses Jahres war die U4 exakt 43 Mal von Störungen betroffen (siehe Grafik). Das umfasst Signal- und Weichenstörungen genauso wie verzögerte Intervalle und Gleisschäden (nicht eingerechnet wurden Fahrgast-Erkrankungen, sowie Polizei-, Rettungs- oder Feuerwehreinsätze). Die Statistik der schadhaften Fahrzeuge ist mit 20 besonders beachtlich.
Problemjahr
Vergleicht man die Zahlen mit dem Vorjahr, wird deutlich, wie sehr sich die U4 zur Problemlinie der Wiener Verkehrsbetriebe entwickelt hat.
Von 1. September bis 31. Oktober 2015 kam es auf der U4-Strecke insgesamt nur zu sechs Störungen. Zwei davon betrafen Weichenstörungen. Ein schadhafter Waggon wurde nur ein Mal gezählt. Bei der U2 gab es überhaupt nur zwei Störungen, die im Bereich der Wiener Linien lagen.
Ein Grund für die zuletzt häufigen Probleme entlang der U4 ist pikanterweise die Software, die erst im Rahmen der Modernisierung installiert wurde. "Das liegt daran, dass auf dem einen oder anderen Streckenabschnitt neue Software für die Zugsteuerung auf neu eingebaute Bauelemente trifft", sagt Griesmayr. "Dieses Zusammenspiel muss sich erst einspielen. Gelegentlich müssen wir nachjustieren." Deswegen würden Modernisierungsarbeiten oft gleich mehrere Monate in Anspruch nehmen.
Dafür, argumentieren die Wiener Linien, werde alles bei laufendem Betrieb umgebaut. Und allgemein betrachtet liege die Zuverlässigkeit der U4 bei 99,2 Prozent (alle anderen U-Bahnen erreichen 99,3 Prozent).
Den Fahrgästen hilft das wenig. Die zeigten sich beim Lokalaugenschein Freitagvormittag eher verdattert, ob der ständigen Verzögerungen: "Das ist vor allem lästig, weil uns gesagt wurde, dass nach dem Umbau alles besser läuft. Und dann funktioniert doch wieder täglich etwas anderes nicht", sagt Susanne (49) aus Wien.