Chronik/Tirol

Nach Wahldebakel in Innsbruck: Tursky kehrt der Politik den Rücken

Mit großen Ambitionen war Florian Tursky von der Bundes- auf die Gemeindeebene gewechselt. Im vergangenen Herbst hat er - zunächst noch als Digitalisierungsstaatssekretär - die Innsbrucker ÖVP übernommen. 

An der Spitze des Bündnisses "Das Neue Innsbruck" mit dem Seniorenbund und vor allem der einstigen Abspaltung und langjährigen Bürgermeister-Fraktion "Für Innsbruck" ging er mit der Mission, das Amt des Stadtchefs für die Bürgerlichen vom Grünen Georg Willi zurückzuerobern, in den Gemeinderatswahlkampf.

Krachende Niederlage

Das Vorhaben scheiterte krachend. In der Bürgermeister-Direktwahl reichte es für den seit einigen Tagen 36-Jährigen nur für Platz fünf (10,4 Prozent), die von der ÖVP als größte Wiedervereinigung zelebrierte Allianz landete ebenfalls abgeschlagen im Feld (10,2 Prozent). Das ist das historisch schlechteste Ergebnis für die ÖVP in Innsbruck - trotz Bündnis mit zwei weiteren Fraktionen.

Hatte Tursky zum Start seiner Kandidatur noch betont "Meine politische Zukunft liegt in Innsbruck" und auch nach der Wahlniederlage versichert, den seiner Allianz zustehenden Posten als Stadtrat zu übernehmen, zog er am frühen Donnerstagnachmittag einen Schlussstrich unter die Politik.

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Für ihn sei bereits am Wahltag klar gewesen, "dass ich als Spitzenkandidat die Konsequenzen dieses desaströsen Wahlergebnisses zu ziehen" und sich "aus der Politik zurückzuziehen habe". Er habe aber dafür sorgen wollen, dass in dieser für sein Bündnis "schwierigen Situation eine Stabilität für die kommenden Jahren vorhanden ist und die Weichen richtig gestellt werden", ließ der ehemalige Staatssekretär bei einem Pressegespräch wissen. 

Dem Rückzug Turskys war in den vergangenen Tagen ein beinharter Machtkampf vorausgegangen. Die ÖVP hatte Sorge, dass sie ihre Vormacht im Klub von "Das neue Innsbruck" verliert, sobald ihre Spitzenkandidat von Bord geht. Denn den Anspruch auf das frei werdende Mandat hat mit Markus Stoll ein enger Vertrauter der Listenzweiten Christine Oppitz-Plörer (beide bisher "Für Innsbruck").

Machtverschiebung

Der ÖVP-Anteil des Bündnisses schmilzt damit von drei auf zwei Mandate, jener von "Für Innsbruck" wächst hingegen auf zwei Sitze. Ein Patt bei Streitfragen. Deshalb hatte die ÖVP versucht, auch Ex-Bürgermeisterin Oppitz-Plörer zum Rückzug zu bewegen. Diese gab jedoch nicht nach und bleibt nun im Gemeinderat - und zwar als einfache Mandatarin. 

Stoll wird hingegen vom Klub sogar in den Stadtsenat geschickt und die Position eines nicht amtsführenden Stadtrats bekleiden. Für die ÖVP ziehen Franz Jirka und Seniorenbündlerin als Teil des vierköpfigen Klubs in den Gemeinderat ein. Zu dieser Entscheidung habe man "harmonisch" und "wertschätzend" gefunden, behauptete der künftige Stadtrat.

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Tursky wollte für die Zukunft nicht ausschließen, dass er irgendwann wieder in die Politik zurückkehrt, wie er auf Nachfrage erklärte: "Aber jetzt ist einmal Schluss". Er will nun in die Privatwirtschaft - und zwar im Bereich Digitalisierung - wechseln. Die Übergabe der ÖVP-Stadtpartei plant Tursky für Herbst.