Chronik/Tirol

Kraftwerk Kaunertal: "Projekt stoppen, bevor es Milliardengrab wird"

Erst am Sonntag haben mehr als 90 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner von Sölden in einer Volksbefragung klar gemacht: Sie sind dagegen, dass Wasser aus dem Ortsgebiet zum Gepatsch-Speicher im Kaunertal abgeleitet werden soll.

In der Nacht zum Dienstag machten sich Naturschutzorganisationen zu eben jenem Speicher in Tirol auf: Sie protestierten mit Transparenten und einem rund 40 Meter großen, mittels Beamer projizierten Schriftzug gegen den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal.

Sie halten die Ausbaupläne des Tiroler Energieversorgers Tiwag für "ein veraltetes Prestigeprojekt", wie Maximilian Frey vom WWF sowie Viktoria Auer von Global 2000 am Dienstag betonten. Diese Art der Energiepolitik sei überholt: "Die Tiwag sollte ihren Blick nach vorne richten und nicht an veralteten Plänen festhalten", monierte Auer. 

"Projekt stoppen"

Die Organisationen richteten auch Forderungen an die Landespolitik: ÖVP-Landeshauptmann Anton Mattle müsse "das gesamte Kaunertalprojekt stoppen, bevor es sich zum Milliardengrab und Fiasko aufschaukelt", betonte Maximilian Frey.

Rund zwei Milliarden Euro will die Tiwag in das Projekt stecken, das die Erweiterung des bestehenden Kraftwerks Kaunertal bedeuten würde. Dazu soll unter anderem ein neuer Speichersee errichtet werden, für den allerdings das Platzertal auf rund 2.300 Meter Höhe und seine Moorflächen geflutet werden müssten. Zudem müsste Wasser aus Gebirgsbächen abgeleitet werden.

Woher die Bedenken kommen

Entsprechend groß sind die Bedenken gegen das Vorhaben: Der Widerstand reicht von Landwirtschaft über Tourismus bis hin eben auch zu Umweltschutzorganisationen.

Erst vor Kurzem lenkte der Energieversorger ein und kündigte an, vorerst auf Wasserableitungen aus dem Ötztal zu verzichten. Der Teil soll aus dem laufenden Verfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) heraus genommen werden.

Den Umweltschutzorganisationen geht das nicht weit genug: "Für den Pumpspeicher im Platzertal gibt es günstigere und naturschonende Alternativen", betonte Maximilian Frey vom WWF.