Tirol: 2023 mehr Flüchtlinge aus Ostösterreich als über den Brenner
Von Christian Willim
Nach einem zwischenzeitlichen Anstieg der illegalen Migration in Tirol - mit Auslaufen der Corona-Grenz-Beschränkungen - im Jahr 2022 ist die Zahl der Aufgriffe im Vorjahr von 5.580 auf 4.612 deutlich (- 17,4 Prozent) gesunken. Bemerkenswert dabei: Nur 45 Prozent der unrechtmäßig eingereisten Personen sind über die Mittelmeerroute von Italien aus ins Land gekommen.
Der überwiegende Anteil der in Tirol erfassten Flüchtlinge "ist in Ostösterreich eingereist und bei uns aufgegriffen worden", erklärte Harald Baumgartner – Leiter der Fremden- und Grenzpolizeilichen Abteilung - am Freitag bei einer Bilanzpressekonferenz mit Landespolizeidirektor Helmut Tomac in Innsbruck.
Balkanroute im Fokus
"2023 hat die Balkanroute wesentlich das Geschehen in Österreich beeinflusst", erinnerte Tomac. Massive Maßnahmen hätten dann aber dazu geführt, dass es im Herbst zu einem "ganz signifikanten Einbruch" gekommen und die Einreisen über die Balkanroute teilweise auf Null gesunken seien.
Zuvor war aber der Andrang im Burgenland derart groß, dass es dort nicht mehr geschafft worden sei, alle Asylanträge abzuarbeiten, blickte Baumgartner zurück. In einer "Überlaufregelung" wurden Verfahren deshalb an andere Bundesländer ausgelagert. Auch das schlägt sich in den Tiroler Zahlen nieder.
Von 1.322 in Tirol gestellten Asylanträgen - über 600 weniger als 2022 - kamen 387 von Personen, die zuvor im Burgenland aufgegriffen worden waren.
Mit Blick nach Italien fällt zudem auf, dass sich die dort registrierten Anlandungen von Menschen "nicht 1:1 an unserer Südgrenze widerspiegeln", so Baumgartner. 2021 waren 67.000 Personen über das Mittelmeer ins Nachbarland gekommen, 2023 waren es 157.000 - die Zahl hat sich also mehr als verdoppelt.
Nicht Ziel- sondern Transitland
Davon kann in Tirol keine Rede sein. Hier wurden 2021 von der Fremdenpolizei 3.543 Aufgriffe registriert, im Vorjahr eben besagte 4.612 (inklusive der von Ostösterreich gekommen Flüchtlinge). Baumgartner ortet eine Verlagerung der Flüchtlingsroute Richtung Schweiz und Frankreich.
Grundsätzlich hält Landespolizeidirektor Tomac fest: "Tirol ist unverändert nicht Ziel-, sondern Transitland." Er macht das an der im Verhältnis zu den Aufgriffen geringen Anzahlen an Asylanträgen fest.