Chronik/Steiermark

Größte Notschlafstelle für obdachlose Menschen muss saniert werden

Nacht für Nacht würden in Graz bis zu 120 Frauen und Männer in der Kälte schlafen müssen - wenn es die Notschlafstelle "VinziNest" im Bezirk Gries nicht gäbe.

Seit 1992 finden dort Menschen ohne Obdach in einer stillgelegten Stickerei ein Bett. Doch der Komplex ist renovierungsbedürftig und muss kernsaniert werden.

Von den 1,9 Millionen Euro müssen die VinziWerke 400.000 Euro selbst stemmen - und bitten nun um Spenden und Sponsoring.

"Gebäude schon sehr desolat"

"Das sehr alte Gebäude ist im Laufe der Zeit nicht jünger geworden, auch wenn immer wieder kleinere Sanierungen stattgefunden haben. Der Zustand des Gebäudes ist schon sehr desolat", erklärte Nicola Baloch, Geschäftsführerin der VinziWerke, am Donnerstag beim Kick-off zur Spendensammelaktion.

Nach Ostern 2025 würde man mit der Kernsanierung beginnen, bis 2026 soll die Einrichtung wieder bezugsfertig sein, schilderte Stephan Steinwidder, Leiter von "VinziNest" und "VinziSchutz", der ebenfalls in dem Komplex untergebrachten Notschlafstelle für Frauen.

Das "VinziNest" versteht sich als ganzjährige Notschlafstelle für Armutsmigrantinnen und -migranten.

Sie ist täglich von 12 Uhr mittags bis 7 Uhr früh geöffnet, Einlass ist von 15 bis 22 Uhr. 80 Menschen erhalten pro Tag eine warme Mahlzeit und haben die Möglichkeit, dort ihre Wäsche waschen zu lassen.

Spendenkonto: VinziWerke, AT21 2081 5000 4587 8915

"VinziNest" und "VinziSchutz" bilden zusammen die größte Notschlafstelle in der Steiermark. Es gibt 80 Betten, die Anzahl kann bei großem Ansturm auf bis zu 120 aufgestockt werden.

Für die täglichen Gäste, die ein Obdach suchen, wurde für die Zeit des Umbaus ein Übergangsquartier gefunden: "Eine aufgelassene Bäckerei im Bezirk Liebenau. Dort gibt es mit 500 Quadratmetern ausreichend Platz. Es ist nicht so zentral wie hier in der Maria-Stromberger-Gasse, aber wir hoffen, dass die Männer und Frauen dennoch den Weg dorthin finden werden", so Baloch.

Wer hilft

1,5 Millionen Euro der Gesamtkosten sind laut Baloch bereits sichergestellt: Das Land Steiermark übernimmt 600.000 Euro. Die Stadt Graz 400.000 und die Diözese Graz-Seckau beteiligen sich mit 500.000 Euro. Der eigene Anteil der VinziWerke beläuft sich auf 400.000 Euro. Ihn will man mit Sponsoring und zweckgewidmeten Spenden abdecken.

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65.000 Euro habe man bereits gesammelt. Als wichtiger Sponsor wurde die Holding Graz gewonnen, die die Arbeiten in den nächsten drei Jahren mit 90.000 Euro unterstützt. Für die Fundraising-Kampagne wurde die Grazer Werbeagentur "Wolke blau" gewonnen.

Wer die Hilfe braucht

Im Vorjahr haben mehr als 300 Personen die Notschlafstelle rund 21.000 Mal in Anspruch genommen, berichtete Stephan Steinwidder. Rund die Hälfte stammt aus der Slowakei und Rumänien, "der Anteil ungarischer und bulgarischer Staatsbürger steigt, aber auch jener der Österreicher", wie Steinwidder ausführte. In der Notschlafstelle der VinziWerke finden sie eine sichere Unterkunft, eine Mahlzeit und Verständnis für ihre Lage. "Viele unserer Bewohner wünschen sich, arbeiten zu können - und wir unterstützen sie auch bei der Jobsuche, es geht auch um Alphabetisierung und Bewerbungstraining", so Steinwidder.