"Geiler Sch..." bis "Verliererampel": Reaktionen auf blaues Polit-Beben in der Steiermark
Die FPÖ beendet in der Steiermark erstmals eine Landtagswahl außerhalb Kärntens auf Platz eins. Nach Auszählung aller Gemeinden kommt die FPÖ mit Spitzenkandidat Mario Kunasek inklusive Briefwahlprognose auf 34,8 Prozent.
In der Freiheitlichen Partei ist die Freude freilich groß. 'Geiler Sch...", ist die erste Reaktion eines blauen NR-Mandatars in Graz auf den blauen Erdrutschsieg.
Wahlsieger Mario Kunasek spricht von einem "geschichtsträchtigen Erfolg", FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl von einem "historischen Tag“ für die Steiermark und "unsere gesamte freiheitliche Familie“. Das Ergebnis sei ein klares Nein an die "Verliererampel" im Bund von ÖVP, SPÖ und Neos. Es sei davon auszugehen, dass ÖVP-Chef Karl Nehammer "noch heute Abend" zurücktritt. Alles andere wäre - so Kickl - "absurd“.
"Schmerzhaftes" Ergebnis für ÖVP
Große Bestürzung über das Wahlergebnis herrscht bei Schwarz-Rot. Der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) hat der Bundespolitik und konkret der Entscheidung von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Kickl nach nicht den Regierungsbildungsauftrag zu geben, die Verantwortung für seine Wahlniederlage gegeben.
"Die Bundespolitik hat diese Wahl dominiert“, so Drexler. Und: "Ich komme mir ein bisschen wie das Bauernopfer der Republik vor." Jedenfalls sei es eine "schmerzliche Niederlage".
Auch ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker wertete das Ergebnis am Sonntag in Graz als schmerzlich. "Ich hätte unseren Freunden in der Steiermark gerne ein besseres Ergebnis gewünscht, sie hätten es auch verdient“, meinte er. Drexlers Kritik am Bund teilt er nicht. Seiner Meinung nach ist hier viel der Enttäuschung geschuldet, dass man trotz großen Einsatzes kein besseres Ergebnis erzielt hat: "Mit Schuldzuweisungen wäre ich sehr vorsichtig."
Enttäuschung bei SPÖ
SPÖ-Spitzenkandidat Anton Lang war sichtlich bewegt, als er vor diversen Medien die Zahlen der Landtagswahl zu kommentieren hatte. Natürlich gab es Bundeseinflüsse, aber „es war eine steirische Wahl mit mir als Spitzenkandidat und das ist auch meine Verantwortung“, so Lang. Man müsse eingestehen, die FPÖ habe ein sehr gutes Ergebnis hingelegt, „wir leider nicht“, bedauerte Lang vor allem die schlechten Ergebnisse in den bisherigen roten Hochburgen in der Obersteiermark. Und: "Die Verantwortung schiebe ich nicht weg, ich war schließlich der Spitzenkandidat."
"Es ist natürlich nicht das Ergebnis, das wir uns erhofft haben", so auch SPÖ-Landesgeschäftsführer Florian Seifter im Gösser Bräu.
"Absurde Stimmungsmache"
Die Spitzenkandidatin der steirischen Grünen, Sandra Krautwaschl, hat die mediale Zuspitzung auf das Rennen um Platz eins und "teils absurde Stimmungsmache gegen Klima- und Naturschutz" dafür verantwortlich gemacht, dass es den Grünen "auch in der Steiermark nicht gelungen" sei, mehr Menschen zu überzeugen. Im Grazer "Lendhafen", wo die Grünen die ersten Hochrechnungen verfolgten, herrschte Bestürzung über das Ergebnis.
Der Absturz der Grünen in der Steiermark sorgt auch in der Bundespartei für Trauer. "Die Prognosen haben leider recht behalten und das Ergebnis schmerzt, da gibt es nichts schönzureden", meinte Bundesparteichef Werner Kogler am Sonntagabend in einer Aussendung. "In einer Situation mit medialer Zuspitzung auf das vorgebliche Rennen um Platz eins und teils absurder Stimmungsmache gegen Klima- und Naturschutz ist nicht gelungen, mehr Menschen zu überzeugen."
Optimismus trotz Verlusten bei der KPÖ
Die Bundes-KPÖ sieht trotz der Verluste bei der Steiermark-Wahl Grund für Optimismus - und dies nicht nur, weil laut Hochrechnung die zwei Landtagsmandate gehalten werden konnten. "Die KPÖ geht insgesamt gestärkt aus dem Wahljahr", erklärte Bundessprecher Tobias Schweiger in einer Aussendung. Spitzenkandidatin Claudia Klimt-Weithaler zeigte sich "enttäuscht, wir haben uns mehr erwartet".
Neos-Spitzenkandidat Niko Swatek freute sich in einer ersten Reaktion über den leichten Zuwachs der Pinken. "Wir dürften zumindest unsere zwei Mandate verteidigen und bleiben jedenfalls die treibende Kraft in der Steiermark", schloss Swatek mit Blick auf die erste Hochrechnung. Landesgeschäftsführer Christian Pichler zeigte sich gegenüber der APA kurz nach der ersten Hochrechnung zufrieden: "Wir haben gesehen, dass wir den Wiedereinzug schaffen werden. Alles andere wird sich im Laufe des Abends noch zeigen."