Chronik/Steiermark

Neun Mal auf Kontrahenten eingestochen: "Das war eine sehr brutale Tat"

Ein 45-jähriger Steirer hat sich am Montag im Grazer Straflandesgericht wegen versuchten Mordes am Ehemann einer Freundin verantworten müssen.

Der Gastronom hatte laut Gutachten neun Mal auf seinen Kontrahenten eingestochen, unter anderem in die Lunge und knapp am Herz vorbei. Das Opfer überlebte nach einer Notoperation.

Der Angeklagte sprach von Notwehr und habe Angst vor dem Mann gehabt. "Es war eine sehr brutale Tat", schilderte Staatsanwältin Katharina Tauschmann eingangs der Verhandlung die Vorgänge am 8. März in der Wohnung der Frau in Graz-Umgebung.

Motiv? "Verliebt"

Sie räumte aber ein, dass es sich bei dem Angeklagten um einen laut Gutachten eher ruhigen Menschen mit "zurückhaltender Psychostruktur" handelt, der bisher völlig unbescholten ist. Das Motiv für die Tat sei "Verliebtheit oder sogar Liebe" gewesen, ist die Anklägerin überzeugt, "gepaart mit Eifersucht sowie dem Wunsch, endgültig mit der Frau zusammen und der strahlende Held zu sein".

Alkohol habe zusätzlich zu einer Enthemmung beigetragen und er empfand die Beziehung der Frau zu ihrem "polternden" und offenbar aggressiven Noch-Ehemann wohl als Zumutung. Mehrmals war dieser zuvor schon aus der gemeinsamen Wohnung mit der Frau weggewiesen worden.

"Er hatte massive Angst"

Der Verteidiger räumte schon im Eröffnungsplädoyer ein, dass sein Mandant kein gewaltbereiter Mensch sei und "massive Angst" vor dem späteren Opfer hatte. Den Messerstichen war schon eine handgreifliche Auseinandersetzung wenige Tage zuvor vorausgegangen und der Beschuldigte sei seinem Kontrahenten körperlich deutlich unterlegen gewesen. Als es zu der angeklagten Auseinandersetzung kam, habe sein Mandant ebenfalls Angst gehabt und "ließ sich dazu hinreißen, ein Messer zu verwenden".

Da es sich um Notwehr gehandelt habe, bekannte sich der Angeklagte des versuchten Mordes nicht schuldig. Eine Liebesbeziehung habe zwischen ihm und der Frau nicht bestanden, jedenfalls noch nicht. Am 8. März sei er mit zur Wohnung der Frau gefahren, wo diese auf ihren Ehemann traf.

In Panik davongerannt

Er habe zunächst im Auto gewartet, doch als er lautstark eine Auseinandersetzung in der Wohnung mitbekommen habe, sei er hinein und traf dort auf den Ehemann. "Er ging wie ein Berserker sofort auf mich los. Er wollte mich zu Boden bringen. Ich hatte das Gefühl, ich kann nicht weg", schilderte der Angeklagte. Um aus der Situation zu flüchten, habe er das Messer aus seiner Jacke geholt und zugestochen, bis der Mann von ihm losließ. Danach sei er in Panik davongerannt.

"Das sind aber nicht nur Stiche, sondern auch tiefe Schnitte", hielt ihm Richterin Barbara Schwarz vor. "Ich kann es mir nicht erklären", sagte der 45-Jährige. Einen Groll habe er gegen seinen Kontrahenten nicht gehegt: "Ich hatte nur Angst und Panik und wollte da weg. Ich wollte ihn gar nicht schwer verletzen."

Wie reagiert das Opfer?

Das Opfer indessen zeigte sich bei der Verhandlung gelassen. Er gab die Auseinandersetzung im Vorfeld zu, "aber wir haben uns danach die Hand gegeben".

Für ihn sei die Sache daher erledigt gewesen. Und am 8. März habe er wegen des Streits mit seiner Frau einfach nur die Wohnung verlassen wollen. Er sei nicht auf den 45-Jährigen losgegangen, habe ihn maximal zur Seite gestoßen, um bei der Tür hinauszukommen. "Ich hab' das Messer gar nicht gesehen, nur ein paar Schläge gespürt", sagte der 39-Jährige.

Urteil vermutlich Donnerstag

Auf den Gastronom habe er weder eingeschlagen, noch wollte er ihn zu Boden bringen, beteuerte der Mann. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt und da dürfte es möglicherweise auch schon ein Urteil geben.