Steiermark-Wahl: Erste Elefantenrunde der Spitzenkandidaten
Knapp fünf Wochen vor der Landtagswahl am 24. November ist am Montag in der Grazer Stadthalle eine erste Elefantenrunde mit sechs Spitzenkandidatinnen und -kandidaten über die Bühne gegangen.
Die Diskussion fand vor rund 900 Schülerinnen und Schülern statt. Die Parteichefinnen und -chefs blieben in ihrer Wortwahl großteils verbindend und ruhig - unterschiedliche Sichtweisen beispielsweise auf die Verkehrspolitik wurden dennoch deutlich.
In der Anmoderation wurde bereits darum gebeten, keine "Wahlkampfreden" zu schwingen, und tatsächlich hielten sich die vier Männer und zwei Frauen, die Spitzen der bisher im Landtag vertretenen Parteien, daran. Die Wortspenden waren oftmals kurz und knackig, was wohl auch der üblichen Aufmerksamkeitsspanne der Generation TikTok geschuldet sein dürfte. Nach ein paar Aufwärmrunden entstand aus dem moderierten Gespräch fast auch eine echte Diskussion, Tritte unter die Gürtellinie wurden unterlassen. Veranstaltet wurde die Diskussionsrunde vom Gratismagazin Woche.
Wer Erfahrung mit solchen Runden hatte
Klar erkennbar war die gewisse Erfahrung mit derartigen Elefantenrunden bei jenen Kandidatinnen und Kandidaten, die auch schon 2019 oder gar noch früher an der Spitze ihrer Listen standen: Vor allem Claudia Klimt-Weithaler von der KPÖ wie auch Sandra Krautwaschl von den Grünen und Niko Swatek (Neos) zeigten sich locker und nah am Wortschatz der Jugendlichen, die die Oberstufe besuchen und großteils bereits wählen dürfen. Etwas steif dagegen wirkten jene drei, die sich Chancen auf den Landeshauptmannsessel ausrechnen. Sie blieben die beiden Diskussionsstunden durchgehend stehen und verzichteten auch auf die bereitgestellten Hocker.
SPÖ-Chef Anton Lang, der älteste der sechs Spitzenkandidaten, plädierte beim Thema leistbares Wohnen für die Nutzung des öffentlichen Verkehrs zum Pendeln, denn erschwingliche Mietwohnungen für Studierende würde es etwas außerhalb von Graz in Richtung Leoben - seiner Heimatstadt - sehr wohl geben.
Swatek dagegen wünscht mehr "Starterwohnungen" für junge Menschen und eine niedrigere Steuerquote. Außerdem: "Die Studienbeihilfe ist ein Witz", diese müsse angehoben werden, damit man auch davon leben könne, so der Pinke. Dafür erhielt der jüngste Spitzenkandidat Applaus der Schüler.
Krautwaschl indessen stellte den Wahltag als wichtige Entscheidung in den Raum: Die Frage sei, wofür die Politik nach dem Urnengang Geld ausgeben will: "Für weiteren Straßenbau oder Bildung und Gesundheit." Mario Kunasek, FPÖ-Spitzenmann und Herausforderer von Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP), dagegen meinte: "Überall kommt man aber nicht mit den Öffis hin. Ich halte dieses Autofahrer-Bashing fast nicht mehr aus."
Straßen und Geld
Lang, in der Landesregierung auch zuständig für den Straßenerhalt, unterstrich: "Die Grünen müssen zur Kenntnis nehmen, dass auch E-Autos sichere Straßen brauchen." Klimt-Weithaler stärkte Krautwaschl daraufhin den Rücken: "Weil jetzt alle auf die Grünen hinhauen: Ich danke den Grünen für das Klimaticket." Sie erntete dafür Applaus der Schüler - ebenso für ihre fein eingestreute Ansage, nachdem sie für eine Antwort vom Moderator mit "Ladies first" angesprochen wurde: "Ladies first ist mir egal. Mir wäre wichtiger, wenn Frauen gleich viel bezahlt bekommen würden wie Männer."
Landeshauptmann Drexler betonte in seinen Worten stets das Verbindende. "Man sieht: Es gibt viele unterschiedliche Interessen. Die Kunst der Politik ist es, tragfähige Kompromisse zu finden." Das sei bisher schon der "steirische Weg" gewesen und den wolle er auch fortsetzen - bekanntlich am liebsten mit der SPÖ und Lang.
Ähnlich versöhnliche und geradezu weiche Töne gab es auch von Kunasek: Beim Thema Bildungspolitik beispielsweise "schieben wir uns gegenseitig den Ball zu". Das sei bedauerlich. Er wolle auch auf Positives hinweisen, etwa auf großartige Leistungen von Lehrlingen. "Es geht um die Zukunft der Kinder, nicht um das Hin- und Herspielen." Beim Einsparen von CO2-Ausstoß sei die Steiermark unter ÖVP-Führung "gar nicht auf so einem schlechten Weg", näherte sich der FPÖ-Landesparteiobmann dem nebenstehenden Landeshauptmann ein weiteres Mal an.
Insgesamt versuchten die sechs Parteispitzen natürlich ihre Kernbotschaften unterzubringen, wobei es den Eindruck machte, dass es nicht allen gelungen ist, diese auch auf die Sprache der Jugend zu übersetzen. Eine harte Konfrontation blieb zwischen den Politikerinnen und Politikern aus.