Vom Bauprojekt zur Bahnstrecke: Die Koralmbahn ist startklar
Bevor die ersten Passagiere in 45 Minuten zwischen Graz und Klagenfurt pendeln können, wird erst einmal geübt: Lokführer lernen die neue Verbindung am Simulator kennen, auf der Strecke beginnen Testfahrten.
"Man muss schauen, ob alles, was gebaut wurde, richtig funktioniert", begründet ÖBB-Chef Andreas Matthä: Nach 26 Jahren Planungs- und Bauzeit ist die Koralmbahn fertig. "Wir stehen damit vor einer Revolution im öffentlichen Verkehr."
Der Personenverkehr wird allerdings erst in etwas mehr als einem Jahr über die 130 Kilometer lange Strecke rollen, zuvor folgt die sogenannte Inbetriebnahme. In den kommenden Monaten nehmen die ÖBB an die 70 Testfahrten vor, bei denen Züge mit bis zu 250 km/h unterwegs sein werden.
Nun stehen die Weichen auf Kontrolle
Im Planbetrieb soll die Höchstgeschwindigkeit bei 230 km/h liegen. Stromzufuhr, Gleisbeschaffenheit und Beleuchtung werden nun überprüft; im ersten Quartal 2025 sind auch Einsatzübungen mit Rettungskräften und Feuerwehren vorgesehen. "Sicherheit ist unser oberstes Gebot, obwohl wir uns wünschen, dass wir das nie brauchen", überlegt Matthä.
Läuft alles nach Plan, kann bereits im Oktober 2025 der Güterverkehr über die Koralmstrecke geführt werden, dessen Herzstück ein rund 33 Kilometer langer Tunnel ist.
Zwei Stunden Zeit gespart
Mitte Dezember kommenden Jahres sollen dann die ersten Passagiere von Graz nach Klagenfurt reisen, sie ersparen sich fast zwei Stunden Fahrzeit: Bisher dauert die Fahrt zwischen den Landeshauptstädten rund zwei Stunden und 40 Minuten, mit der Koralmstrecke verkürzt sich das auf 45 Minuten.
Strecke: Die Bahnstrecke zwischen den Hauptbahnhöfen Graz und Klagenfurt ist 130 Kilometer lang, davon liegen 50 km in Tunnels. Es gibt 23 Bahnhöfe bzw. Haltestellen
Kosten: Die ÖBB beziffern die Kosten für den Bau mit 6,1 Milliarden Euro
Zeitverlauf: Der Baubeginn für die Koralmbahn war 1998, mit dem Koralmtunnel wurde 2008 begonnen. Der finale Tunneldurchschlag erfolgte 2020
Entsprechend begeistert sind Landespolitiker aus Kärnten und der Steiermark gleichermaßen, dass Graz und Klagenfurt nun endlich näher aneinanderrücken. "Die Fertigstellung wird unsere beiden Bundesländer zu einem Wirtschaftsraum Süd mit 1,1 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern zusammenwachsen lassen", rechnet die Kärntner Vizelandeshauptfrau Gaby Schaunig (SPÖ) vor. Auf beiden Seiten der Koralm läuft ein Teilbetrieb der Strecke bereits seit einem Jahr, allerdings nur im Regionalverkehr.
Keine Sorgen wegen Starkregens
Rund 6,1 Milliarden Euro kostete der Bau der Strecke, die auf einer Länge von insgesamt 50 Kilometer durch Tunnel führt. Sorgen, dass es wie auf der Westbahn durch Starkregen zu Problemen kommen könnte, befürchten die ÖBB beim 33 Kilometer langen Koralmtunnel nicht: Dessen Dachprofil sei derart errichtet, dass das Wasser gut ablaufen können. Allerdings gäbe es auf Kärntner Seite zwei Lärmschutztunnel, die dem Tunnel Atzenbrugg im Tullnerfeld ähnlich seien: Der wurde durch das Hochwasser im September beschädigt.