319 Frauenmorde in elf Jahren: Viele Täter jünger als 40 Jahre
Von Michael Chudik
319 Frauenmorde und 458 Mordversuche an Frauen in Österreich - das ist die traurige Bilanz innerhalb von elf Jahren. Die meisten Morde, nämlich 43, gab es im Jahr 2019.
In Wien fand am Dienstag der 2. Gewaltschutzgipfel unter dem Motto „Gemeinsam gegen Gewalt“ statt. Aufgrund der aktuellen Situation geht das Event online über die Bühne. Es ist der Auftakt der weltweiten Kampagne „Orange the World - 16 Tage gegen Gewalt“.
Im Rahmen einer Pressekonferenz am Dienstag präsentierte Frauenminsterin Susanne Raab (ÖVP) auch die Ergebnisse einer Studie.
Fast immer Naheverhältnis zu Opfern
Die Täter waren über 90 Prozent Männer und standen fast immer in einem familiären Naheverhältnis zu den Frauen, denn in mehr als 80 Prozent der Fälle kannte der Täter sein Opfer. „Schockierend ist, dass die Täter zu einem großen Teil sehr jung waren, zu einem großen Teil unter 40 Jahren.“
Zudem seien fast acht Prozent der Opfer minderjährig. Die meisten Morde und Mordversuche ereigneten sich in Wien. 33 Prozent der Täter waren Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft, zwei Drittel waren Österreicher. „Wir sehen im Rückblick, dass Gewalt gegen Frauen und das Morden an Frauen in den letzten zehn Jahren schreckliche Realität war.“
Die Daten aus der neuen Studie seien laut Raab aber nur eine quantitative Erhebung. In einem nächsten Schritt wolle man die Fälle qualitativ untersuchen. Zudem habe man im Innenministerium noch eine weitere Studie zum Dunkelfeld bei Gewalt in der Privatsphäre in Auftrag gegeben. Diese Zahlen möchte man noch vor den Weihnachtsfeiertagen präsentieren.
Seit dem ersten Gewaltschutzgipfel im letzten Jahr habe man Aufgaben von den Expertinnen und Experten mit auf den Weg bekommen, die man in diesem Jahr umgesetzt habe.
„Wir haben den Schwerpunkt beispielsweise auf das Thema Cybergewalt gelegt. Wir haben neue Schulungsangebote zum Thema ins Feld gebracht und vier haben vier neue Beratungsstellen für Opfer sexueller Gewalt abgesichert und aufgestockt“, erklärt Raab und führt weiter aus: „Es zeigt sich dass es hier mehrere Tausend Beratungskontakte gab und dass es hier einen hohen Bedarf gibt.“
Innenminister Nehammer spricht von einer „gemeinsamen Verpflichtung", alles Mögliche zu unternehmen um das Risiko einer weiteren Gewalttat zu minimieren. Dabei unterstrich Nehammer die Wichtigkeit des Polizeinotrufs 133 und hielt fest, dass die Polizei noch immer zu wenig involviert sei. "Es gibt nicht einmal zu viel, den Polizeinotruf zu wählen. Es ist wichtig, die Polizei ins Spiel zu bringen, weil die Polizei vor Ort rasch handeln und helfen kann."
Innenminister Karl Nehammer, Frauenminsterin Raab (beide ÖVP) und Marina Sorgo, Vorsitzende des Dachverbandes Gewaltschutzzentren unterzeichneten am Dienstag eine Kooperationsvereinbarung. „Es ist eine Übereinkunft darüber, dass wir alles tun werden, um Frauen, die in Gewaltbeziehungen leben, zu unterstützen und zu schützen“, erklärt Sorgo.