Tausende demonstrierten gegen Russland und den Krieg
Von Teresa Sturm
Mehrere tausend Menschen haben am Samstagnachmittag am Wiener Platz der Menschenrechte gegen Russland und jenen Krieg in der Ukraine protestiert, den der russische Präsident Wladimir Putin am 24. Februar angeordnet hatte. Nach lautstarken Rufen, die ein Ende des Krieges forderten und Putin beleidigten, wurde eine Schweigeminute abgehalten. Die Reden der Aktivistinnen und Aktivisten der ukrainischen Diaspora waren äußerst emotional. Mit gebrochener Stimme und Tränen in den Augen versicherten sie, sich nie mit einer russischen Besetzung ihrer Heimat abzufinden.
Man werde nun jeden Tag hier stehen, bis Frieden in der Ukraine herrsche, rief eine Aktivistin in ihr Mikrofon. Sie wandte sich an "Putinversteher" und Unterstützer der Politik des Kreml. "Wir können es nicht zulassen, dass die Mörder des Putinregimes unter uns leben", sagte sie.
In einer Rede auf Russisch forderte die Diaspora-Vertreterin anwesende russische Staatsbürger auf, ihre Verwandten in Russland anzurufen, damit sie in ihrer Heimat auf die Straße gehen. Schweigen sei nun Teilhabe, erklärte sie. Der russischen Botschaft sowie russischen Firmen in Österreich kündigte sie an, dass ihre ruhigen Tage gezählt seien.
Die Ukrainerin Anna Povstaniuk war mit ihrer Tochter zur Demo gekommen (siehe Bild oben). Ihre Familie lebt in der Hafenstadt Odessa in der Ukraine. Diese habe die Nacht wegen der Raketenangriffe im Keller verbringen müssen. "Putin ist ein Terrorist, der Krieg muss gestoppt werden", sagt die Frau, die seit fünf Jahren in Wien lebt. "Ich muss aber sagen, ich bin stolz auf die ukrainischen Leute und unsere Armee, wie mutig sie sind."
Kritik gegen Außenpolitik
Massive Vorwürfe erhob eine gebürtige Ukrainerin gegen die österreichische Außenpolitik. Die Tatsache, dass Österreich den russischen Präsidenten 2014 als erstes EU-Land nach der Annexion der Krim empfangen habe, habe Wladimir Putin gezeigt, dass er das machen darf. "Wir sterben, weil ihr bereit wart mit ihm zu sprechen", erklärte sie.
Inhaltlich scharf, jedoch weniger emotional waren am Samstag die Reden österreichischer Politiker. "Ganz Wien steht hinter der Ukraine. Dieser Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine ist unvorstellbar und schwer zu ertragen", sagte der Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos). Das wichtigste Recht sei das Recht auf Frieden und Leben, sagte der Menschenrechtssprecher der SPÖ im österreichischen Parlament, Harald Troch. Wie praktisch alle Rednerinnen und Redner schloss er seine Rede mit "Slawa Ukrajini" - "Ruhm der Ukraine".
Demos auch in Oberösterreich und der Steiermark
In Linz haben sich Samstagnachmittag laut Polizei 900 Menschen auf dem Hauptplatz zu einer Solidaritätskundgebung mit der Ukraine versammelt. Der Verein „Ukrainians in Linz and Upper Austria“ hatte die - friedlich verlaufende - Veranstaltung organisiert. „Nur gemeinsam können wir uns der russischen Aggression widersetzen und den Krieg stoppen“, lautete der Aufruf.
Mehrere Hundert Menschen haben sich Samstagnachmittag am Grazer Hauptplatz zu einer Solidaritätskundgebung zur Lage der Ukraine zusammengefunden. Sie schwenkten Fahnen mit den ukrainischen Landesfarben gelb und blau sowie die Europa-Flagge, hielten Schilder mit „Stop Putin“ hoch und baten um Hilfe und Spenden für die Bevölkerung in der Ukraine. Die Polizei schätzt, dass bis zu 500 Menschen daran teilgenommen haben. „Save Ukraine“, „No War“ und „Putin Terrorist“ war unter anderem auf den Schildern zu lesen.