Was die Wiener Grünen gegen das "Schulchaos" unternehmen wollen
Von Ute Brühl
Die Chefin der Wiener Grünen, Judith Pühringer, will Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr „Nachhilfe geben“, wie sie sagt.
Schließlich werden die Probleme an Wiens Schulen immer größer: Wegen der Familienzusammenführung müssen Container in Schulgärten aufgestellt werden. Jedes dritte Kind, das in die Schule kommt, spricht so schlecht Deutsch, dass es dem Unterricht nicht folgen kann – und das, obwohl ein Großteil davon zwei Jahre einen Kindergarten besucht haben.
Die Grünen haben daher am Dienstag ihr Sechs-Punkte-Programm vorgestellt, wie die Schule ihrer Meinung nach besser werden soll.
Durchmischen der Schüler
Das grüne Credo lautet: Kinder profitieren von heterogenen Klassen. Doch in vielen Klassen sind fast ausschließlich Kinder mit Migrationshintergrund, während in anderen Klassen österreichische Kinder dominieren. Die Grünen wollen, dass zukünftig zentral gesteuert wird, wer in welche Schule kommt. Neben Wohnortnähe und Geschwisterkindern sollen noch die Erstsprache der Kinder und der Bildungsgrad der Eltern darüber entscheiden, welche Schule ein Kind besuchen soll. Der grüne Bildungssprecher Felix Stadler präzisiert: „Eltern sollen fünf Wunschschulen angeben – einer wird ihr Kind dann zugewiesen.“
Lehrermangel beheben
Besonders Schulen in Gegenden, die von Armut und hohem Migrantenanteil geprägt ist, werden von Lehrkräften gemieden. Die Grünen befürchten deshalb ab September ein „Schulchaos.“ Die Grünen wollen, dass – wie in anderen Ländern üblich – Lehrpersonen an solchen Standorten mehr verdienen sollen. Zudem brauche es mehr Unterstützungs- und Administrationspersonal. Helfen würden auch Karrieremöglichkeiten für Lehrer.
Transparenz durch Daten
Jede Schulleitung weiß aufgrund standardisierter Tests, wie gut die Leistungen der Kinder am Standort ist. Dabei zeigt sich: Manche Schulen erreichen trotz großer Herausforderungen gute Leistungen. „Kennt man die Daten, so kann man den Mythos von guten und schlechten Schulen beenden. Zudem kann die Transparenz für die Schulentwicklung genutzt werden“, sagt Stadler.
Sprachförderung im Kindergarten
Julia Malle, ebenfalls grüne Bildungssprecherin in Wien, kritisiert, dass viele Erstklassler so schlecht Deutsch sprechen, dass sie dem Unterricht nicht folgen können. Ihr Lösungsvorschlag: „Jeder Kindergarten soll – je nach Bedarf – ein Anrecht auf die Finanzierung auf eine Sprachförderkraft vor Ort haben.
Elternarbeit und Sozialarbeiter
„Jede Schule braucht es eine Eltern-Fachkraft und eine Sozialarbeiterin“, fordert Malle. Von Strafen hält sie nichts.
Eine Bildungsdirektion mit Mut
Über die Wiener Schulbehörde gibt es viele Beschwerden: Lehrer erhalten ihre Verträge erst verspätet, bei Problemen gibt es keinen Ansprechpartner usw. „Die Behörde muss reibungslos funktionieren“, fordert Pühringer. An der Spitze brauche es eine Person mit Reformwillen.
Neos spielen den Ball zurück
Wiens Neos-Klubobfrau Bettina Emmerling zeigt sich ob der Forderungen verwundert: „Ein Großteil der geforderten Maßnahmen fällt in die Bundeskompetenz, wo die Grünen in der Regierung sind.“ In Wien stocke man Personal auf, wo immer möglich. Die Bundesregierung hingegen verspreche seit Langem Schulsekretariatskräfte für Pflichtschulen und bleibe diese Maßnahme großteils schuldig. Weiters: „Wien nimmt 80 Prozent der Kinder aus dem Familienzuzug auf, erhält aber nur 20 Prozent der zusätzlichen Planstellen.“