Chronik/Österreich

Wie Österreich den Impfturbo zünden will

Die Impfbereitschaft in Österreich lässt immer mehr nach. Am Montag wurden österreichweit nur 7.965 Immunisierungen durchgeführt. 61,5 Prozent der Bevölkerung haben zumindest eine Teilimpfung erhalten, nur das Burgenland, Niederösterreich und die Steiermark liegen über dem Österreich-Schnitt.

Mit zahlreichen Aktionen wollen die Bundesländer den Impfturbo nun ankurbeln, gesetzt wird insbesondere auf Maßnahmen rund um den Schulbeginn und Impf-Möglichkeiten ohne Anmeldung.

Die Vakzine sind außerdem nur rund sechs Monate haltbar, wodurch sich die Frage stellt, was mit ablaufenden oder abgelaufenem Impfstoff passieren soll.

Hier verweisen die Bundesländer an den Bund. Besonders der Impfstoff von AstraZeneca ist unbeliebt, hier spendet Österreich 500.000 Dosen an die Ukraine.

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In der Steiermark ist laut Impfkoordinator Michael Koren bisher so gut wie kein Impfstoff weggeworfen worden, weil er das Haltbarkeitsdatum überschritten hatte. Die Zahl sei minimal gewesen, "wir waren da sehr bemüht", dass das nicht passiert, versicherte er. Man habe nur dann neue Vakzine bestellt, wenn es notwendig war.

Im Jänner hatten allerdings rund 1.800 Impfdosen vom Vakzin Biontech/Pfizer weggeworfen werden müssen, weil es bei einer Impfstraße zu einem Stromausfall gekommen war.

"Freies Impfen" einmal pro Woche

Die Zahl der impfwilligen Personen sinkt auch in der Steiermark, doch um spontan Leute für die Immunisierung zu gewinnen, bietet das Land Steiermark bei seinen Impfstraßen vorerst dienstags "freies Impfen" ohne Termin an.

Weiters werden in mehreren Einkaufszentren spontane Impfungen angeboten. Die Stadt Graz bietet Aktionen in Stadtvierteln an, etwa in der Stadtbibliothek Nord, dem Orpheum, im WIST-Heim oder auch in der Stadtbibliothek Süd.

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Man sei gerade dabei, eine weitere Werbekampagne für die Impfung zu organisieren, erklärte Gerd Kurath vom Kärntner Landespressedienst. Dabei will man auf Testimonials - prominente Impfbotschafter - setzen. Dies gestaltet sich jedoch als schwierig: "Es ist gar nicht so einfach, Testimonials mit einem gewissen Bekanntheitsgrad zu bekommen."

Sicher ist, dass sich mehr online als analog abspielen wird. "Weil wir davon ausgehen, gerade bei Jüngeren dort mehr Leute zu erreichen." Bei der kürzlich abgelaufenen Kampagne hatte man mehr auf Inserate und Plakate gesetzt.

Ablauf von Impfstoffen nicht bekannt

Dass Impfstoffe abgelaufen sind, ist Kurath nicht bekannt. "Die Masse des Impfstoffes ist tiefgekühlt, der wurde noch gar nicht abgerufen." Laut den Expertinnen und Experten des Landes halte er dann deutlich länger als die angegebenen sechs Monate.

Außerdem schaut man genau auf die Kontingente, wenn sie aus der Kühlung genommen werden. Wenn z.B. 1.000 Impftermine an einem Tag an einem Standort geplant sind und wahrgenommen werden, "dann könnte die 1.001 Person an diesem Tag keine Impfung mehr bekommen".

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Das Land Salzburg setzt neben dem regulären Impfangebot derzeit vor allem auf kurzfristige Sondertermine ohne Anmeldung, um Menschen zur Immunisierung zu bewegen. Ein erstmals angebotener "Tag der offenen Impfstraßen" in der Vorwoche wurde von rund 750 Personen genutzt. Am Donnerstag folgt eine Sonderimpfaktion speziell für Schüler, Lehrlinge, junge Erwerbstätige und Studenten zeitgleich in fünf Salzburger Bezirkshauptstädten.

"Diese Tage erhebt die Bildungsdirektion auch, wie hoch der Bedarf der Schulen für den Impfbus ist", sagte eine Sprecherin des Landes zur APA. Auch vonseiten der Universitäten und Fachhochschulen gebe es dahin gehend ein großes Interesse.

"Haben genug Lagerkapazitäten"

Die Gefahr, dass Impfstoffe im großen Stil ablaufen, ortet man in Salzburg nicht. "Es kann passieren, dass einzelne Dosen verworfen werden, wenn die Flasche einmal angestochen ist. Aber sonst muss kaum etwas weggeschmissen werden", so die Sprecherin. "Wir haben genug Lagerkapazitäten. Zuletzt wurde ja auch weniger Impfstoff abgerufen". Außerdem benötige man die Mengen nun für die mit dem kommenden Wochenende beginnenden Auffrischungsimpfungen.

Das Land habe zuletzt etwa Dosen mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson aus Oberösterreich angeboten bekommen und zugeschlagen. "Wir haben den Impfstoff gleich für eine Sonder-Impfstraße verwendet."

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In Tirol will man in den nächsten Wochen auf Impfaktionen - "etwa an stark frequentierten Örtlichkeiten" - setzen, hieß es auf APA-Anfrage. Bisher wurden neben den Impfungen ohne Voranmeldung mit einem "dezentralen Impfangebot" die Impfungen zu den Menschen in "entlegenere Regionen" gebracht. Bei den Aktionen ohne Anmeldung wurden bisher 65.000 Stiche verabreicht.

Man unternehme außerdem "größte Anstrengungen", damit kein Impfstoff abläuft. Der "überwiegendste Großteil" konnte eingesetzt werden. Der Ball wurde allerdings in dieser Angelegenheit vom Land an den Bund weitergegeben: Es sei seine Aufgabe "festzulegen, welches Prozedere bei abgelaufenen Impfdosen zum Tragen kommt".

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Als "Angebot direkt vor der Haustür" sind in Niederösterreich seit 17. August drei Impfbusse unterwegs. Ab Mitte September sollen es sechs sein. Angesteuert werden vor allem Gemeinden mit unterdurchschnittlicher Immunisierungsrate. Eine Ausweitung auf z.B. Gastroketten, Einkaufszentren oder Veranstaltungen ist laut Stefan Spielbichler von Notruf NÖ, der Impfkoordinationsstelle des Landes, angedacht.

Konstant 90.000 freie Termine

Zur Verfügung stehe weiters die Buchungsplattform mit konstant 90.000 freien Terminen in mehr als 400 Ordinationen bei freier Auswahl des Impfstoffes. Derzeit werden laut Spielbichler 600 bis 1.000 Buchungen täglich gezählt. Zudem verwies der Sprecher auf Pop-Up Aktionen (ohne Terminvereinbarung) vornehmlich durch Gemeinden oder bei Veranstaltungen.

"Natürlich werden die Impfungen weniger, da mittlerweile 73 Prozent der niederösterreichischen Bevölkerung über zwölf Jahren geimpft sind", fügte er hinzu. Alle Infos gibt es auf www.impfung.at.

Es werde nur der Bedarf an Impfstoff abgerufen, der benötigt werde, sagte Spielbichler weiter. Beim Impfen ohne Termin sei die diesbezügliche Einschätzung zwar schwieriger, der Sprecher wies jedoch darauf hin, dass das Vakzin von BioNTech/Pfizer eine Haltbarkeit von einem Monat habe, wenn es aufgetaut sei. Bleibe also mehr übrig, falle die nächste Bestellung eben geringer aus.

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In Oberösterreich versucht man die Impfrate durch Möglichkeiten, ohne Termin zu impfen zu steigern - beispielsweise an Pop-Up-Impfstellen unter anderem an Orten, wo sich viele Jugendliche aufhalten. Zusätzlich gibt es anmeldefreie Impftage in den Impfstraßen des Landes. Dazu kommen Impfungen bei Hausärztinnen und Hausärzten sowie Gemeindeimpfaktionen, die Aktion "Sport und Impfen" oder die Impfbusse in den Statutarstädten Linz, Wels und Steyr.

Alle Impfangebote ohne vorheriger Anmeldung sind auf www.ooe-impft.at abrufbar. Um die Jugend noch konkreter zu erreichen, gibt es ein Bündel für mehr Information und Aufklärung zu Corona per Info-Podcasts mit Experten. Weiters mit einer breit angelegten Social-Media-Kampagne und einzelnen Motivations-Aktivitäten - beispielsweise einer gemeinsamen Kampagne mit der Wirtschaftskammer und den Betrieben.

Vorbereitung für Booster-Impfung

Derzeit nicht benötigter Impfstoff soll für etwaige Booster-Impfungen im Herbst verwendet werden. Die Impfstoffe werden vom Bund nicht mehr zur Gänze an die Bundesländerlager ausgeliefert, um die Haltbarkeit im tiefgefrorenen Zustand zu nutzen.

Dieser beträgt zum Beispiel bei Moderna sieben Monate. In Oberösterreich werden die Auslieferungen an die Impfstellen an die voraussichtlichen Impfungen angepasst und auch zwischen den Impfstellen transferiert.

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Vorarlbergs Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) verweist in Bezug auf die verloren gegangene Impfdynamik im Bundesland auf "Verstärkermaßnahmen" wie die Immunisierung in großen Einkaufszentren (ab 3. September) oder auf mobile Impfteams, die Firmen besuchen. Auch den Schulen habe man angeboten, mobile Impfteams zu schicken, sagte Rüscher auf APA-Anfrage.

"Wie die Maßnahmen angenommen werden, wird sich erst in zwei oder drei Wochen sagen lassen", so die Landesrätin. Jedenfalls werde man in den Bemühungen aber nicht nachlassen. Mit Herbstbeginn stünden auch in den Arztpraxen wieder mehr Impftermine zur Verfügung, hoffte Rüscher auf "deutlichen Schwung".

Das Problem, dass Impfstoff ablaufen könnte, sehe man nur im Hinblick auf das Vakzin von AstraZeneca. Diesbezüglich habe man Kontakt mit dem Bund aufgenommen. "Wir wären bereit, AstraZeneca-Dosen als Spende zur Verfügung zu stellen", so Rüscher.

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In Wien besteht keine Gefahr, dass Impfstoff in den Lagern der Stadt abläuft, wird im Rathaus versichert. Denn die Impfstellen würden vom Pharmagroßhandel beliefert werden, hieß es. Von dort würden sie nur in jenem Ausmaß abgerufen, wie sie verimpft werden können.

Die Mengen würden aus Erfahrungswerten der vergangenen Tage und Wochen genommen, erläuterte ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) der APA.

Kirche, Moschee und Supermärkte

Um noch unentschlossene Wienerinnen und Wiener zu einer Immunisierung zu bewegen, setzt Wien auf eine Reihe von Schwerpunkten. Zum einen werden die Stiche an ungewöhnlichen Orten verabreicht, die äußerst niederschwellig zu besuchen sind - also etwa in Einkaufszentren, in Supermärkten, vor Moscheen oder auch im Stephansdom.

Sogar ein Impfboot ist den Sommer über in See gestochen. Zugleich wird die Impfung inzwischen auch ohne Anmeldung verabreicht und man kann sich zum Teil den Impfstoff aussuchen. Künftig kann man das etwa auch in den Impfboxen tun, wo die Vakzine von Johnson & Johnson und BioNTech/Pfizer zur Auswahl stehen.

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Aufgrund des großen Erfolgs des anmeldefreien Impftags erst vergangene Woche im Burgenland mit über 800 geimpften Personen, wird es weitere derartige Aktionen geben, hieß es aus dem Büro von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) zur APA.

Am Freitag, den 3. September, können sich Kurzentschlossene wieder ohne Anmeldung in allen Burgenländischen Impf- und Testzentren (BITZ), außer Müllendorf, gegen Covid-19 immunisieren lassen. Bei der gleichzeitig stattfindenden Messe Inform in Oberwart wird ebenfalls auf diese Möglichkeit in unmittelbarer Nähe hingewiesen.

Dosen für Ärzte in "impfschwachen" Gemeinden

Vom Bund werde grundsätzlich nur so viel Impfstoff abgerufen, wie benötigt wird. Auch für die bisherigen anmeldefreien Aktionen seien die Schätzungen für die Impfstoffmengen immer recht genau gewesen.

Sollte dennoch Serum übrig bleiben, werde dies auf die Ärzte, die Corona-Impfungen verabreichen, aufgeteilt. Bei niedergelassenen Ärzten in 20 "impfschwachen" Gemeinden wird ebenfalls ohne vorherige Anmeldung geimpft, dies funktioniere gut, erklärte eine Sprecherin.

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