Ö: Warmfront beendet die große Kälte
Die Nacht auf Mittwoch war mit einem Tiefstwert von minus 22,4 Grad im niederösterreichischen Klausen-Leopoldsdorf laut UBIMET in Ostösterreich die bislang kälteste dieses Winters. Eine Warmfront beendet die große Kälte in der Nacht auf Donnerstag allerdings mit Schneefall und Regen überall. Die Schneefallgrenze steigt dabei auf 500 bis 1.000 Meter an, stellenweise ist auch gefrierender Regen mit Glatteis möglich.
Die östlich von Salzburg bislang kälteste Nacht des Winters brachte hier verbreitet Tiefstwerte unter minus 10 Grad. Am kältesten war es dabei in Niederösterreich: In Klausen-Leopoldsdorf im Wiener Wald wurden minus 22,4 Grad gemessen, gefolgt von minus 21,5 Grad in Zwettl.
Nächste Kaltfront
Nach einer Wetterberuhigung und 0 bis plus 7 Grad am Donnerstag erreicht schon in der Nacht auf Freitag eine massive Kaltfront die Alpen. Diese zieht bis Freitagmittag über Österreich hinweg und gleichzeitig bildet sich ein Adriatief. Somit zeichnet sich für Osttirol, Kärnten und die südwestlichen Teile der Steiermark der erste nennenswerte Schneefall dieses Winters ab. Speziell in Lagen oberhalb von 500 bis 700 Meter kommen hier verbreitet einige Zentimeter Neuschnee dazu.
Hunderte Urlauber im Schnee in Istanbul gestrandet
Aufgrund von Schneechaos sind in Istanbul unterdessen weiter Hunderte Urlauber auf dem Flughafen Atatürk festgesessen. Nachdem in den vergangenen Tagen eine Vielzahl von Flügen auf dem türkischen Luftfahrt-Drehkreuz gestrichen und Maschinen umgeleitet werden mussten, konnten viele Passagiere ihre Reiseziele vorerst nicht erreichen.
Die österreichische Caritas hat am Mittwoch um Unterstützung bei der "Überlebenshilfe" für Kälte-Opfer in Österreich und in Europa gebeten. "Wir alle haben die Bilder aus unseren europäischen Nachbarländern gesehen und sind schockiert", sagte Präsident Michael Landau. "Aktuell kampieren rund 1.000 Menschen im Stadtzentrum von Belgrad inmitten von Schnee und Eis. Hier ist Gefahr in Verzug."
Rund 7.000 Menschen, mehr als die Hälfte davon Kinder und Frauen, kämpfen laut Caritas Österreich in Serbien bei "klirrender Kälte ums Überleben". Täglich kommen einige hundert Flüchtlinge und Migranten dazu, die ebenfalls den Weg über die mazedonische, bulgarische oder albanische Grenze genommen haben. Der Großteil sei in dem vollkommen ausgelasteten staatlichen Asyl- und Transitzentren untergebracht, die hygienischen Bedingungen seien teilweise entsetzlich, es gebe Fälle von Fleckfieber. Regierung und Stadtverwaltung seien dabei, am Bahnhof ausharrende Menschen in Lager zu bringen, um zu verhindern, dass sie erfrieren. Denn in vielen Teilen Serbiens herrschten Temperaturen um die minus 28 Grad.
Viele Orte seien von der Umwelt abgeschnitten, darunter die Flüchtlingslager in Presevo und Bujanovac an den Grenzen zu Mazedonien und Bulgarien. An der Grenze zu Ungarn harren laut Caritas ständig etwa 150 Menschen im Freien aus. Die serbische Regierung habe von Anfang an klargestellt, dass sie keine finanziellen Mittel für die Versorgung von Migranten zur Verfügung stellen werde. Die internationalen Geldgeber, so die Hilfsorganisation, ziehen sich seit Sommer 2016 aus der Region zurück. "Das offizielle Österreich hat vor zwei Tagen Polizisten zur Grenzsicherung nach Serbien geschickt, aber bisher noch keine humanitäre Hilfe", sagte Landau.
Die Caritas Österreich habe bisher mehr als 1,3 Millionen Euro für Nothilfeaktivitäten zur Versorgung von Flüchtlingen in Griechenland, Mazedonien, Serbien, Rumänien, Ungarn, Kroatien, Slowenien und Albanien zur Verfügung gestellt. Die Caritas Serbien versorge, auch mit Unterstützung aus Österreich, tausende Menschen täglich mit Frühstück, heißer Suppe, Tee und Lebensmittelpaketen. Auch Winterkleidung und Decken werden verteilt.
Service
Caritas Spendenkonto: Erste Bank: IBAN AT23 2011 1000 0123 4560
Kennwort: Winternothilfe
Online-Spenden: www.caritas.at
An durchschnittlichen Wintertagen beträgt die Wärmeleistungsspitze in Wien 1.600 Megawatt (MW). Als Faustregel kann man annehmen: Jedes Grad Unterschied bei der Außentemperatur wirkt sich bei der Wärmeleistung mit 40 bis 60 MW aus. Für die Nacht auf Mittwoch bedeutet das eine Wärmeleistungsspitze von 2.150 MW.
Die bisher höchste Wärmeleistung (2.400 MW) lieferte die Wien Energie am 3. Februar 2012 bei einer Außentemperatur von 14,8 Grad Celsius. An dem Tag wurden 47,9 GWh Wärme erzeugt. Selbst an solchen Spitzentagen habe man immer noch mehr als ein Viertel Reservekapazität, betont man bei der Wien Energie. Für Mittwoch wird ein Wärmeverbrauch von 44,3 GWh erwartet.
Auch beim Gasverbrauch hat sich die Kälte bemerkbar gemacht. In der vergangenen Woche wurden 38,329 Millionen Kubikmeter Gas verbraucht - um 6 Prozent mehr als in der ersten Kalenderwoche 2016 mit 36,324 Mio. Kubikmetern (Nm3 = Normkubikmeter), erklärten die Wiener Netze auf APA-Anfrage.
Blitzeis durch gefrierenden Regen hat am Mittwochmorgen im Großraum Salzburg für mehrere Auffahrunfälle gesorgt. Zudem rutschen zahlreiche Fahrzeuge von der Straße. Wie der ÖAMTC der APA mitteilte, konzentrierte sich das Unfallgeschehen vor allem auf die Auf- und Abfahrten entlang der Westautobahn (A1) und Tauernautobahn (A10). Meldungen über Verletzte lagen laut Rotem Kreuz zunächst nicht vor.
"Das Problem ist schlagartig entstanden. Es hat ein bisschen genieselt oder geregnet und wir hatten sofort Eisglätte", berichtete ÖAMTC-Pannenhelfer Herbert Thaler. Am frühen Vormittag standen alle Pannenfahrer des Automobilklubs im Einsatz. Thaler rät allen Verkehrsteilnehmern, aufzupassen und vorsichtig zu fahren. "Besonders auf den Brücken ist es stellenweise extrem glatt."
Gefahrenstellen liegen laut den Experten vor allem im kammnahen Gelände, in mit Triebschnee gefüllten Rinnen und Mulden sowie in schattseitigen Steilhängen oberhalb von 2.000 Metern. Die Lawinengefahr werde zudem im Verlauf des Mittwochs mit dem zunehmenden Wind leicht ansteigen, prognostizierte der Lawinenwarndienst.
Der Wind aus West bis Nordwest werde im Tagesverlauf stark bis stürmisch, so dass es zu neuen Schneeverfrachtungen komme. Frische und ältere Triebschneepakete liegen häufig auf lockerem Neuschnee und seien daher recht störanfällig. Oberhalb von 2.000 Metern finde man in Bodennähe oft eine Abfolge von härteren Krusten mit dazwischen eingelagerten Schichten aus aufbauend umgewandelten, lockeren Schneekristallen. Vor allem schattseitig könnten Lawinen auch in diesen bodennahen Schichten ausgelöst werden, hieß es von den Experten.