Welttierschutztag: Billigfleisch-Mängel und Tierquälerei in Österreich
Von Amina Beganovic
"Es ist für mich immer wieder überraschend, wie sorglos und teilweise auch herzlos und brutal Menschen mit unseren Mitgeschöpfen umgehen", so Johanna Stadler, Geschäftsführerin des Vereins Pfotenhilfe.
Am 4. Oktober ist Welttierschutztag. Zwar sei das Tierschutzbewusstsein in den letzten Jahren hierzulande gestiegen, der Verein Pfotenhilfe ist aber nach wie vor täglich mit "ernüchternden und schockierenden" Fällen konfrontiert.
Tierquälerei: "Man fühlt sich wie im Mittelalter"
Sei es ein verletztes Feldhasenbaby, das als Wildtier von Schulkindern in der Klasse im Käfig gehalten wird, ein streng geschützter Turmfalke, der aufgrund einer Schussverletzung nicht mehr gerettet werden kann oder eine Französische Bulldogge, die von ihrem Besitzer vom Balkon geworfen wurde – der Verein kann von zahllosen Fällen dieser Art berichten.
"Man fühlt sich oft wie im Mittelalter, wenn man damit konfrontiert ist. Dabei ist das Gefühlsleben der meisten Tiere unserem sehr viel ähnlicher, als wir glauben – und das Schmerzempfinden ohnehin," so Stadler weiters.
Welche Tierschutz-Themen liegen den Österreichern am Herzen?
Zum Welttierschutztag hat der Verein Vier Pfoten wiederum eine Umfrage durchgeführt, um die wichtigsten Anliegen sowie das Verhalten der österreichischen Bevölkerung zum Thema Tierschutz zu untersuchen.
Am relevantesten sind demnach folgende Themenfelder:
- Qualzucht (für 91 Prozent sehr wichtig oder wichtig),
- Langstrecken-Tiertransporte (für 85 Prozent sehr wichtig oder wichtig) und
- die Haltungsbedingungen von Nutztieren (für 83 Prozent sehr wichtig oder wichtig)
Die Sache mit dem Fleisch
Nichtsdestotrotz spiegelt sich die Gewichtung dieser Probleme nicht besonders in den Ernährungsgewohnheiten hierzulande wider: "Es zeigt sich, dass die Menschen beim Fleisch sehr häufig zu Aktionsware greifen (38 Prozent der Befragten) und dann oft mehr als geplant kaufen (20 Prozent)", berichtet Vier Pfoten.
Lediglich zwölf Prozent der Bevölkerung würde wissen, woher das Fleisch stammt, das beim letzten Restaurantbesuch gegessen wurde; gleichzeitig erklären 32 Prozent, dass es ihre Entscheidung beeinflusst, wenn auf der Speisekarte steht, woher das Fleisch stammt, zeigt die Umfrage des Vereins.
Immer noch zahlreiche Mängel bei Billigfleisch
Insbesondere billiges Fleisch ist nach wie vor problematisch. Anlässlich des Welttierschutztages veröffentlichte Tierschutz Austria die Ergebnisse eines aktuellen Einkaufstests, der zeigt, dass in mehr als der Hälfte der Fälle kein unabhängiges Gütesiegel bei "Eigenmarken im Billigsegment" aufscheint. Dies habe Defizite bei der Kontrolle von Billigfleisch zur Folge.
"Produkte mit erhöhten Tierschutzstandards bei Billigeigenmarken sind im Handel kein Thema", lautet die Kritik nach der Erhebung. An über 20 Standorten in Wien, Niederösterreich und Burgenland wurde im Rahmen des Tests kein einziges solches Produkt gefunden. "Tierschutz und Eigenmarken schließen sich für Supermarktketten offenbar aus", so Martin Aschauer von Tierschutz Austria.
Test: Billige Eigenmarken ohne Gütesiegel
In vier von fünf Fällen der Billigeigenmarken von Fleisch wie Faschiertem oder Wurst ist kein unabhängig kontrolliertes Gütesiegel vorhanden, zeigt die Erhebung von Tierschutz Austria.
Jede zweite Stichprobe im Bereich des verpackten Fleisches trage weder ein AMA-Gütesiegel, noch darauf aufbauende Tierwohlsiegel – "was bedeutet, dass in all diesen Fällen keine unabhängige, zertifizierte Kontrolle eines Gütesiegels stattgefunden hat," heißt es.
Lediglich Schlachtung und Verpackung in Österreich
"Besonders besorgniserregend sind die hohen Werte beim verarbeiteten Fleisch, da hier im Extremfall nur die Schlachtung und Verpackung in Österreich erfolgen, während die Tiere aus dem Ausland stammen können", warnt Martin Aschauer, Sprecher von Tierschutz Austria.
"Ohne ein unabhängig kontrolliertes Gütesiegel leidet der Tierschutz erheblich." Zum Vergleich: Bei AMA-gekennzeichneten Produkte würde beispielsweise im Schnitt drei bis fünf Mal öfter kontrolliert werden.
Forderung nach Verbesserung bei Eigenmarken
Tierschutz Austria fordert die heimischen Supermärkte auf, mehr Verantwortung bei der Herkunft hinsichtlich der Tierhaltung zu gewährleisten.
"Tierwohlverbesserte Produkte gehören in das Sortiment der Eigenmarken aufgenommen. Unabhängige Gütesiegel müssen im Gesamtsortiment berücksichtigt werden", so der Appell.