Weinernte in Österreich: „Qualitativ schaut es sehr gut aus“
In manchen Regionen hat die Weinlese bereits begonnen, bis zu drei Wochen früher als üblicherweise. Durch die extreme Hitze und Trockenheit war die Sorge groß, dass die Qualität des heurigen Weinjahrgangs darunter leiden könnte. Wenn man sich bei den Winzerinnen und Winzern in Niederösterreich umhört, gibt es aktuell aber vor allem positive Stimmen. Man prognostiziert allerdings eine unterdurchschnittliche Erntemenge.
„Es ist für mich überraschend“, sagt Roman Pfaffl, dessen Weingut in Stetten, Bezirk Korneuburg, liegt. Er habe damit gerechnet, dass die Trauben heuer langsamer reifen. Mit der Ernte werde man schon nächste Woche beginnen. „Qualitativ schaut es sehr gut aus. Pilzkrankheiten waren heuer bei uns kein Thema. Was die Erntemenge betrifft, ist mir eine Prognose noch zu früh.“
Alexander Paul, Winzer in Leobendorf im südlichen Weinviertel, zeigt sich ebenso zufrieden. Mit der Lese werden man am Wochenende beginnen, zweieinhalb Wochen früher als sonst. Dass Regenfall ab Mitte des Sommers fast ausgeblieben ist, ändere nichts an der guten Qualität, die man auch für den heurigen Wein erwartet. Die Menge werde aber geringer sein, so Paul.
„Genug Wein“
Auch Ludwig Holzer, Geschäftsführer der Winzer Krems, schwärmt von den Trauben: „Die Qualitäten sind wirklich ausgezeichnet. Der Säuregehalt könnte nicht besser sein.“ Was die Erntemenge betrifft, nimmt er an, dass man 20 Prozent unter dem Durchschnitt liegt. „Man muss aber auch ehrlich sagen, dass sehr gute Jahre hinter uns liegen, die den Schnitt nach oben gehoben haben.“
Reinhard Zöchmann, Weinbaupräsident von Niederösterreich, spricht von großen regionalen Unterschieden. „Im Frühjahr hatten wir gute Niederschläge, im Sommer war es im Weinviertel eher trocken. Im Kremstal und Wagram gab es mehr Niederschlag.“
Das Thema Personal werde in den kommenden Jahren sicher ein größeres Problem, vermutet er. „Es wird definitiv immer schwieriger, Erntehelfer zu bekommen.“ Generell sei man in der Branche aber eigentlich sehr optimistisch. „Es muss sich niemand Sorgen machen. Wir werden genug Wein für alle zum Trinken haben.“
Klimawandel
Um sieben bis zehn Tage früher geht die Hauptlesezeit heuer in der Steiermark los. Verglichen mit den 1980-er Jahren sei der Unterschied noch deutlicher sichtbar, schildert der Steirer eine Folge des Klimawandels: Vor 30 Jahren sind bestimmte Sorten, wie Welschriesling oder Schilcher, erst ab Mitte Oktober, oft gar noch November gelesen worden.
Und nun? „Heute sind wir da schon einen Monat früher dran. Im Oktober wird da nichts mehr geerntet.“ Schäden durch Spätfrost gab es heuer zudem nur wenige zu beklagen, es gab zum Glück nur vereinzelte Fälle, berichtet Werner Luttenberger, Geschäftsführer von Wein Steiermark.
Nach dem guten Jahr 2023 legt Leo Gmeiner, Präsident des oberösterreichischen Weinbaus, noch größere Hoffnungen auf die Ernte 2024. Der Winzer startet auf seinem fünf Hektar großen Betrieb in Perg, auf dem seit 2005 Wein gekeltert wird, am 1. September mit der Lese. Er rechnet damit, dass der Wein in Oberösterreich 2024 noch reichhaltiger ausfallen wird als im Vorjahr. „Bei uns hat es nur punktuell Ausfälle wegen Frostschäden gegeben“, erinnert er sich an das heurige Frühjahr. Da ging es aber nur um Quantität – etwa 20 Prozent des Weins war betroffen.
Das stabile Wetter im Juli ohne Hagelunwetter in den oberösterreichischen Weinbaugebieten hätte dazu geführt, dass „wir durchwegs gesunde Trauben“ haben. Das sei entscheidend für die Qualität: „Wir haben hohe Zuckergrade und die gesunden Trauben können gut ihr Aroma ausbilden.“
Rotwein mit hoher Qualität
Besonders der Rotwein verspricht in diesem Jahr ein außergewöhnlicher Jahrgang zu werden. „Wir erwarten einen richtig tollen Jahrgang, der sehr konzentriert und kräftig ausfallen wird“, so der Golser Winzer Michael Allacher. Diese Weine sollen künftig auch verstärkt beworben werden, da der Konsumententrend aktuell eher in Richtung Weißwein geht, wie Liegenfeld anmerkte.