Chronik/Österreich

Was die US-Army vom Bundesheer lernen kann

„Do you want a lawyer?“, fragt der österreichische Militärpolizist den Verdächtigen. „Wollen Sie einen Anwalt?“ Danach stellt sein amerikanischer Kollege weitere Fragen. Alle drei Beteiligten sind Militärpolizisten und an der derzeit laufenden gemeinsamen Übung „All in“ der österreichischen und der US-amerikanischen Militärpolizei beteiligt.

Insgesamt 100 Soldaten, je 50 aus Österreich und den USA, üben derzeit in der Salzburger Schwarzenbergkaserne für gemeinsame internationale Einsätze. Im Kosovo versehen aktuell Militärpolizisten aus den beiden Ländern gemeinsam Dienst. Das bei der Übung angeeignete Wissen können die Streitkräfte theoretisch aber bei Aufgaben weltweit anwenden.

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Beide Seiten profitieren

„Auf unsere Soldaten warten verschiedenste Einsätze. Daher ist es wichtig in Friedenszeiten zusammen zu üben“, sagt Wolfgang Baumann, Generalsekretär des Verteidigungsministeriums. Vom gemeinsamen Training profitieren nicht nur die um ein Vielfaches kleineren österreichischen Streitkräfte.

„Von der Übung profitieren beide Seiten. Die Amerikaner lernen von uns im Bereich des Polizeiwesens, wir lernen von ihnen in puncto Kriseneinsatzfähigkeit“, sagte Vizeleutnant Günter Armbruster, stellvertretender Leiter der Übung. Die Militärpolizei ist Zusammenarbeit gewohnt. Im Ausland wird fast immer gemeinsam mit Soldaten aus anderen Ländern Dienst versehen.

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Hitzige Verkehrsunfälle

In der eingangs beschriebenen Szene trainieren die Militärpolizisten den richtigen Umgang mit Verdächtigen nach einer Festnahme. Insgesamt gibt es in der Schwarzenbergkaserne sechs Übungsstationen, stets sind gemischte österreichisch-amerikanische Teams im Einsatz. Im Übungsszenario hat es einen Einbruch gegeben.

Eine Tür wurde eingetreten, Alkohol, Zigaretten und Geld sind gestohlen worden. Eine Gruppe sichert den Tatort, eine andere nimmt beim Verdächtigen Fingerabdrücke und führt einen DNA- und einen Alkotest durch. An einer anderen Station wird die Strafverfolgung von potenziell gewalttätigen Angreifern geübt. In einem Haus haben sich Verdächtige verschanzt, womöglich haben sie Sprengstoff bei sich.

Aber auch alltäglichere Aufgaben sind Teil des Trainings. An einer Station gilt es einen Verkehrsunfall zu sichern und aufzunehmen. „Das ist eine der häufigsten Aufgaben von Militärpolizisten bei internationalen Einsätzen“, erklärt Jennifer Lenz, Kompaniekommandantin der US-Militärpolizei.

Lob von den Gästen

Das klingt unspektakulärer, ist es aber nicht immer. In den Einsatzländern sind die Straßenverhältnisse oft schlecht. Sind ausländische Militärs und für die Einheimischen wertvolle Tiere wie Ziegen beteiligt, kann die Lage auch bei einem scheinbar kleinen Unfall sehr schnell sehr hitzig werden. Auch darauf gilt es vorbereitet zu sein.

Bis Freitag läuft die Übung, schon jetzt sind beide Seiten voll des Lobes über das Engagement der Beteiligten. „Es ist eine der am besten abgewickelten Übungen, die ich erlebt habe“, sagte Lenz, die mit ihrer Kompanie in Wiesbaden in Deutschland stationiert ist.

Sie ist besonders vom Equipment der Österreicher beeindruckt. „Die Ausrüstung zur Strafverfolgung ist ein bisschen anders als bei uns. Es ist sehr cool damit zu trainieren“, sagt die Kommandantin. Gemeinsame Übungen der US-Streitkräfte mit den Österreichern sind keine Seltenheit. Circa einmal jährlich findet ein gemeinsames Training statt, jedes Jahr kommt ein anderer Teil der Truppe zum Zug.

International angesehene Einheit

Insgesamt umfasst die Militärpolizei des Bundesheeres eine Stärke von rund 400 Mann. „International gehören wir sicher zum Spitzenfeld in diesem Bereich“, sagt Vizeleutnant Günter Armbruster.

Im Kosovo versehen aktuell rund 20 Militärpolizisten mit ihren US-Kollegen Dienst. Die Spezialkräfte sind bei fast allen internationalen Einsätzen des Bundesheeres eingegliedert. Aktuell etwa in Bosnien und  Mali.