Was Bahnkunden nervt: Unser täglicher S-Bahn-Blues
Das eine Mal sind laut Auskunft der ÖBB „Weichenstörungen zur Hauptverkehrszeit“ schuld, das andere Mal wiederum „stockende Lieferketten bei Ersatzteilen“. Öfters wird eine veritable Verspätung von Chris Lohner nur mit einer „Störung am Zug“ oder – auch lieb – mit einer „Verzögerung im Betriebsablauf“ durchgesagt. Jene Bahnkunden, die täglich pendeln, lieben solche Durchsagen. Heiß.
Zweifellos sind die Intervalle der Wiener S-Bahn in den vergangenen 10, 15 Jahren dichter geworden und das Wagenmaterial moderner. Doch dessen ungeachtet ist seit Monaten nicht mehr alles auf Schiene im Bahnverkehr der Ostregion. Man bitte die Fahrgäste für die Unannehmlichkeiten um Entschuldigung, hieß es vom Unternehmen erstmals vor Weihnachten. Seither klingen die Versprechen fast so wie Durchhalteparolen: Alles werde schon bald wieder gut.
Allerdings läuft es weiterhin nicht gut. Außerdem steht im Juli und August eine lange Sperre der Wiener Stammstrecke zwischen Praterstern und Floridsdorf an, um dort die in die Jahre gekommene Infrastruktur endlich modernisieren zu können.
Am Donnerstag ließen die ÖBB aufhorchen: Was man bisher mehrfach als technisch nicht machbar abgelehnt hatte, soll nun ab dem 12. Februar kommen. Die „Fahrplananpassungen“ sollen mehr Verlässlichkeit und Pünktlichkeit ermöglichen. Insgesamt soll der Fahrplan um 1,9 Prozent reduziert werden: „Fünfzig von 2.700 täglichen Nahverkehrszügen werden bis auf Weiteres nicht angeboten.“
Damit sollen die Nerven der Pendler und Pendlerinnen nicht weiter strapaziert werden. Aus Gesprächen mit Mitreisenden, Freunden, Bekannten und Kollegen ist der Frust über die Bahn so groß wie zu den Zeiten von Helmut Qualtinger: Looking for my baby from Meidling till Floridsdorf, singing the Bundesbahn-Blues ...
Zweckdienlicher Hinweis zum Lesen dieses Pendlerprotokolls: Erst die linke Spalte von oben nach unten lesen, Fortsetzung dann in der rechten Spalte oben.