Warum sich Faßmann die Bildungsforschung ins Ministerium holt
Von Matthias Nagl
Erst am Mittwoch blickten Bildungsforscher des Bifie bei der Präsentation des nationalen Bildungsberichts in die Schulzukunft. Am Donnerstag ging es um ihre eigene Zukunft. Bildungsminister Heinz Faßmann stellte die neue Struktur des Bildungsforschungsinstitutes vor. Das weiterhin in Salzburg beheimatete Bifie heißt ab Juli 2020 „Institut des Bundes für Qualitätssicherung im österreichischen Bildungswesen“ und wird von einer eigenständigen Einrichtung zu einer nachgeordneten Dienststelle des Bildungsministeriums.
„Weniger Ideologie und mehr Fakten sind eine Notwendigkeit im Bildungssystem“, sagte Faßmann. Ziel der Umstrukturierung sei, dass das Wissen „schneller und unmittelbarer in die Schulentwicklung und Qualitätssicherung einfließt“, erklärte der Minister. Die wissenschaftliche Unabhängigkeit werde gesetzlich festgehalten und durch einen Beirat gewährleistet.
Direktoren und Lehrer sollen über die Tests „sehr viel mehr als heute erfahren“ erklärte Bifie-Direktorin Angela Weilguny. Der Zugriff auf Mikrodaten soll leichter werden, um Rückschlüsse auf einzelne Klassen und Schüler zu erlauben. Die konkrete Ausgestaltung werde aktuell entwickelt. Davon wird viel abhängen, erklärt Isabella Zins, Direktorin des BORG Mistelbach und Mitglied im KURIER-Bildungsbeirat.
Unterstützung gefragt
„Zu einer Verbesserung der Schul- und Unterrichtsqualität und damit der konkreten Lernbedingungen für jedes Kind kommt es dann, wenn aus den Testergebnissen auch Unterstützungsmaßnahmen abgeleitet werden“, sagt Zins. Die Zusammenarbeit mit dem Institut gehöre aber jedenfalls reformiert. „Das Bifie war nie Vorgesetzter der Schulen, traf jedoch uns Direktoren gegenüber oft direkte Anordnungen. Wir brauchen in Zukunft Klarheit bezüglich der Kompetenzverteilung“, fordert Zins.
Das Bildungsforscher-Netzwerk Öfeb erneuerte seine Kritik an der Eingliederung des Instituts. Auch SPÖ-Bildungssprecherin und Ex-Bildungsministerin Sonja Hammerschmid äußerte sich kritisch. Sie sieht evidenzbasierte Bildungspolitik am „schwarz-blauen Gängelband“.