Warum ein Tief nach dem anderen aus dem Mittelmeerraum kommt
Von Matthias Nagl
Herbstliches Schlechtwetter ist im Süden nichts Ungewöhnliches. „Manche Orte in Kärnten haben ihre höchsten Niederschlagswerte im Herbst“, erklärt Thomas Wostal von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) gegenüber dem KURIER. In Wien oder an der Alpennordseite gibt es dagegen im Sommer den meisten Niederschlag.
Grund für das herbstliche Schlechtwetter sind Tiefdruckgebiete über dem Mittelmeer. „Prinzipiell ist der Herbst die Zeit der Mittelmeertiefs“, sagt Wostal. „Es schiebt sich relativ kalte Luft in den Süden, das Mittelmeer ist mit rund 20 Grad aber noch warm. Durch diesen Temperaturunterschied entstehen Tiefdruckgebiete“, erklärt der Meteorologe.
Wetterlage bleibt länger
Mittelmeertiefs hätten außerdem die Eigenschaft, dass „daraus oft eine Serie wird“. Mit einer derartigen Wetterlage haben nun auch Österreichs Süden und Norditalien zu kämpfen. Aktuell sei ein sehr großes Tiefdruckgebiet über Großbritannien für die Wetterlage verantwortlich. Dazu scheinen sich die Wetterlagen zunehmend zu verfestigen.
„Das, was früher einige Tage gedauert hat, dauert jetzt einige Tage länger“, sagt Wostal. Ob und wie das alles mit dem Klimawandel zusammenhängt, sei noch nicht ganz klar. „Da gibt es noch relativ viel Forschungsbedarf“, erklärt Wostal.
Weniger Dynamik durch Klimawandel
Eine These sei, dass aufgrund der steigenden Temperaturen in der Arktis der Temperaturunterschied zum Gebiet über dem Atlantik sinkt. Das erzeuge weniger Dynamik, „und dann bewegen sich die Systeme langsamer“. Die Folge sind – wie aktuell – länger anhaltende Wetterphasen in Mitteleuropa. Diese These gelte es aber noch durch Forschungsarbeiten zu beweisen, meint Wostal.
Fakt ist, dass die aktuellen Niederschlagsmengen sehr ungewöhnlich sind. Stellenweise regnete und schneite es von Freitagfrüh bis Sonntagfrüh mehr als in einem gesamten durchschnittlichen November. So waren es in Lienz 125 Millimeter verglichen zum Durchschnitt von 94 Millimetern.