Chronik/Österreich

Warum der Konflikt um Salzburgs Frauenhäuser wieder auflebt

Zumindest in einem besorgniserregenden Punkt herrscht Einigkeit. Der Bedarf an Gewaltschutzberatung und -einrichtungen für Frauen steigt. Das bestätigt sowohl Salzburgs Frauenlandesrätin Andrea Klambauer (Neos) als auch Doris Weißenberger vom Frauenhaus Hallein. Doch schon bei der Frage nach der Dringlichkeit des Problems gehen die Meinungen auseinander.

Die aktuelle Diskussion ist das neueste Kapitel in der konfliktträchtigen Neuaufstellung der Frauenhäuser, die Klambauer vor gut einem Jahr begonnen hat. Diesmal dreht sich der Konflikt um die Belegungszahlen. Laut Weißenberger sind im Frauenhaus Hallein aktuell sieben von acht Plätzen belegt – zur Vollbelegung ist es also nicht mehr weit.

Klambauer schreibt dagegen in einer Aussendung von nur fünf belegten Plätzen – allerdings mit Stand 27. Jänner. „Das kann sich stündlich ändern“, sagt Weißenberger. Es ist also durchaus wahrscheinlich, dass beide Frauen recht haben.

Konflikt um Zahlen

Die Landesrätin verwehrt sich in der ungewöhnlich scharf formulierten Presseaussendung dennoch gegen „falsche“ oder „nicht nachvollziehbare Auslastungszahlen“, die in den Medien kursieren würden. „Die aktuelle Auslastung der Salzburger Frauenhäuser liegt bei 60 Prozent, von einer Überlastung kann nicht gesprochen werden“, sagt Klambauer.

Allerdings geht auch aus den von Klambauer selbst vorgelegten Zahlen hervor, dass die beiden Frauenhäuser im Zentralraum, Salzburg und Hallein, wesentlich stärker belastet sind als der Landesschnitt. Diese beiden Häuser sind es auch, deren Leistung Klambauer im vergangenen Jahr trotz viel Kritik ausgeschrieben hat.

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Ungewisse Zukunft

Die aktuellen Betreiberinnen haben nur mehr bis Ende Juni einen Vertrag, wer nach der Ausschreibung folgt, ist nach wie vor offen. Zwar gibt es seit Mitte Dezember ein Ergebnis der Ausschreibung, ein unterlegener Bewerber hat allerdings Einspruch eingelegt, über den das Landesverwaltungsgerichts am kommenden Dienstag verhandelt.

Unter der unsicheren Lage leidet auch die Betreuungsqualität. Mitarbeiterinnen hätten aufgrund der unsicheren Zukunft gekündigt. „Mir fehlen eineinhalb Vollzeit-Posten“, sagt Weißenberger. Neue Mitarbeiterinnen für eine so kurze Zeit zu finden, sei praktisch unmöglich.

Klambauer verweist dagegen darauf, dass bei Vollauslastung Ersatzquartiere organisiert werden. Durch die Neuausschreibung komme es zudem zu einem Ausbau des Angebots in bisher unterversorgten Regionen. „Die Sicherheitsstandards und -stufen werden in Zukunft durch das neue Gewaltschutzkonzept deutlich erhöht“, sagt die Landesrätin.