Chronik/Österreich

Warum das Wetter verrücktspielt

Das Wetter hält in diesen Tagen selbst auf der überschaubaren Fläche Österreichs allerhand Extreme parat: Schwere Überschwemmungen, Murenabgänge und Felsstürze vergangene Woche südlich der Alpen, nördlich davon hat es in diesen November-Tagen um die 20 Grad plus. Beides ist ungewöhnlich und beides kommt nur Wochen nach einem außergewöhnlichen Sommer.

Die Monate April bis September waren mit Abstand das wärmste Sommerhalbjahr seit Beginn der Messgeschichte und lagen mit 2,6 Grad deutlich über dem langjährigen Mittel von 1981 bis 2010. Auch der Oktober reihte sich nahtlos in die lange Phase zu hoher Temperaturen ein und war um 2,2 Grad zu warm. „Es hat mit dem Klimawandel zu tun, dass sich extrem lange Wetterphasen häufen und verlängern“, erklärt Nikolas Zimmermann vom Wetterdienst Ubimet.

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Wetter fährt sich fest

Dadurch lässt sich auch die aktuelle lange Phase milden Wetters erklären. Da der Klimawandel in der Arktis wesentlich stärker ausgeprägt ist, als in anderen Regionen der Welt, verringern sich die Temperaturunterschiede zwischen Arktis und Tropen. Dieser Effekt schwächt das Westwindband ab, das für das Wetter in Mitteleuropa wichtig ist. Dadurch kommt es seltener zu Wetterwechseln, Hochdruck- und Tiefdruckgebiete halten sich also länger. „Das führt dazu, dass wir öfter festgefahrene Wetterlagen wie aktuell haben“, sagt Zimmermann.

So hängen die warmen Temperaturen und die Dürre der vergangenen Monate zwar nicht direkt zusammen, sie haben aber dieselbe Ursache: Ein sich immer wieder neu bildendes Hochdruckgebiet über Skandinavien. Eine längerfristige Prognose, wie es nun in den nächsten Wochen weitergeht, sei relativ unseriös, meint der Meteorologe. Aber: „Die Modelle deuten vorerst weiterhin auf überdurchschnittliche Temperaturen hin. Tendenziell sagen alle einen zu warmen Winter voraus“, so Zimmermann. Das ist keine Sensation, da zuletzt praktisch jeder Winter zu warm ausgefallen ist.

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Einmaliges Genua-Tief

Die Überflutungen und der Sturm der vergangenen Woche haben ebenfalls mit der Erwärmung zu tun. Denn auch während der schweren Regenfälle war es deutlich zu warm. Wäre die Schneefallgrenze in einer der Jahreszeit angemessenen Höhe von etwa 1800 Metern gelegen, wären die Überschwemmungen aller Wahrscheinlichkeit nicht so verheerend ausgefallen. Aber das ist nur ein Aspekt des Hochwassers.

„Es war ein Ereignis, das absolut ungewöhnlich ist“, erklärt Zimmermann. „Ein Mittelmeertief aus dem Raum Genua gibt es bei uns öfter. Aber die Zugbahn war extrem ungewöhnlich. Meistens zieht das Tief nach Osten oder Südosten ab. Diesmal ist es über die Alpen weggezogen und hat sich dort noch verstärkt. Diese Kombination gibt es nahezu nie“, erklärt der Experte. Die Häufung solcher Wetterlagen sei extrem ungewöhnlich. „Die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passiert, wird aber vermutlich steigen“, betont Zimmermann.

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