Verkauf von Oetker-Villa ist neuer Zündstoff in teurem Kitzbühel
Von Christian Willim
Die Lage sucht ihresgleichen in Kitzbühel. Der Blick vom Grundstück in Hanglage schweift über Wiesen und den Schwarzsee. Die Villa im Tiroler Lederhosen-Stil steht dafür, wie sich reiche Zugezogene das Leben in der Gams-Stadt zumeist ausmalen. Trotzdem hat sich Pudding-Milliardär Richard Oetker, Ex-Chef des gleichnamigen Konzerns, von der Traum-Immobilie wieder getrennt.
Als der deutsche Unternehmer hier im Jahr 2014 ein 1600 Quadratmeter großes Grundstück samt abbruchreifem Haus um 2,9 Millionen Euro erwarb, sorgte das in der bei Reich und Schön so beliebten Stadt für Irritationen und Kritik. Und zwar aus mehreren Gründen.
Immobilien-Geschäfte mit ausländischer Beteiligung werden in Kitzbühel immer mit Argusaugen beobachtet. Jeder Deal hebt das Preisniveau in der Gemeinde, die ohnehin zu den teuersten Flecken Österreichs zählt.
In diesem Fall wurde der Kauf zudem über eine Firma Oetkers abgewickelt, die ihren Sitz bei der Steuer-Beratungs-Kanzlei von Klaus Winkler, dem VP-Bürgermeister von Kitzbühel, hat. Die Opposition ortete eine schiefe Optik.
10,25 Millionen Euro
Seither ließ Oetker das alte Haus schleifen und ein neues errichten. Im Jänner bezahlte ein Hamburger Unternehmer für das Objekt samt Einrichtung nun 10,25 Millionen Euro. Als Verkäufer trat wieder die besagte Immo-Firma Oetkers, die RA Projektentwicklung GmbH, in Erscheinung. Das geht aus dem Kaufvertrag hervor, der dem KURIER vorliegt.
Dem Vertrag ist einen Inventarliste beigeschlossen, die an diese Firma im „Büro Dr. Winkler & Partner Wirtschaftstreuhand KG“ adressiert ist. Der Bürgermeister, als solcher auch oberste Bauinstanz in Kitzbühel, versichert auf Anfrage, dass „ich weder den Baubescheid unterschrieben habe, noch meine Kanzlei direkt an diesem Immobiliengeschäft beteiligt war“.
Eine mögliche Befangenheit wies Winkler bereits 2015 rund um Debatten über den Kauf von Grund und altem Haus durch Oetker gegenüber der Tiroler Tageszeitung von sich.
Freizeitwohnsitz oder nicht?
Eine bereits damals unbeantwortete Frage stellt sich auch unter den neuen Besitzverhältnissen wieder. Nämlich, ob es für die Immobilie einen Widmung für einen legalen Freizeitwohnsitz gibt?
„Aufgrund des Amtsgeheimnisses ist es mir nicht erlaubt, Informationen über Freizeitwohnsitze weiterzugeben“, sagt Winkler. Eine gesetzeswidrige Nutzung sei ihm aber nicht bekannt.
Im Vertrag wird der neue Eigentümer jedenfalls ausdrücklich darauf hingewiesen, dass „eine Verwaltungsübertretung begeht, wer einen Wohnsitz unzulässig als Freizeitwohnsitz verwendet“.
Nicht zuletzt die Nähe zum Großraum München hat Kitzbühel in den vergangenen Jahrzehnten zu einem beliebten Urlaubsdomizil und Zweitwohnsitz für jene gemacht, die es sich leisten können. Die Strahlkraft geht freilich längst über den Süden Deutschlands hinaus. Das hat erheblichen Anteil an der Steigerung der Wohnpreise in der Stadt.
Zu viele Zweitwohnsitze
Eine in den 1990er-Jahren in Tirol eingeführte 8-Prozent-Grenze an Freizeitwohnsitzen je Gemeinde kam für Kitzbühel bereits zu spät. Hier sind 18 Prozent aller Wohnsitze legal Freizeitwohnsitze. Die Dunkelziffer an illegalen Zweitwohnsitzen ist laut Experten vermutlich groß.