Unwetterwarnung: Mobiler Hochwasserschutz wird in Kärnten aufgebaut
- Warnung vor Starkregen und Wind
- Italien schließt Schulen wegen Unwettern
- Hunderte Flüge in den Niederlanden gestrichen
- LH Kaiser zu Bodenversiegelung und Umweltschutz
- Wo der mobile Hochwasserschutz aufgebaut wird
Auf der Wetterwarnkarte von Geosphere Austria (früher ZAMG) sind einige Bereiche im Süden Österreichs am Donnerstag orange eingefärbt: Es wird vor Wind und Starkregen gewarnt. Losgehen soll es mit dem großen Regen am Nachmittag. Der Regenschwerpunkt soll in Kärnten liegen, im Süd-Osten Österreichs wird unterdessen vor dem Sturm „Ciarán“ gewarnt.
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Die Behörden in Österreich rüsten sich bereits. Am Donnerstag um 9 Uhr tagte der Krisenstab des Landes Kärnten. "Der mobile Hochwasserschutz wird in Poppichl bei Klagenfurt aufgebaut", sagte der Sprecher des Landespressedienstes, Gerd Kurath, im KURIER-Gespräch.
Große Regenmengen in Oberkärnten
Man sei mit dem Nachbarland Slowenien im ständigen Austausch, da die großen Wassermengen nach dorthin abfließen werden. Der Regenhotspot wird in den Hohen Tauern und Nockbergen erwartet. Hier sollen bis zu 100 bis 150 mm Regen fallen. In den Karnischen Alpen dürfte vor allem der Sturm zu Problemen führen.
"In den Hohen Tauern erwarten wir auch Schnee und die Hoffnung besteht, dass dieser einen Teil des Regens abfängt", sagt Kurath.
Schulen geschlossen
Wegen der erwarteten schweren Niederschläge wurden die Schulen in einem Großteil von Kärntens italienischer Nachbarregion Friaul Julisch Venetien am Donnerstag und Freitag geschlossen. Die Maßnahme betreffe die Provinzen Udine, Pordenone und Görz, teilten die Behörden mit. Auch städtische Parks blieben geschlossen, der öffentliche Nahverkehr werde unterbrochen und alle Sportveranstaltungen würden ab 12 Uhr ausgesetzt, teilte der Präsident Friauls Massimiliano Fedriga mit.
Erwartet werden erhebliche Niederschläge in jenen Gebieten, die bereits in letzter Zeit von starken Regenfällen betroffen waren. Erdrutsche, umstürzende Bäume und Überschwemmungen, da Bäche und Flüsse über die Ufer treten könnten, seien möglich, warnte Fedriga in den Sozialen Medien am Donnerstag.
Hochwasserschutz wurde am Comer See errichtet
„Angesichts der Wetterprognosen, die auf eine erhebliche Gefährdung hindeuten, und in Anbetracht der Bewältigung ähnlicher Situationen in der Vergangenheit müssen wir versuchen, uns so wenig wie möglich zu bewegen: Daher die Entscheidung, die Schulen zu schließen und den öffentlichen Nahverkehr so weit wie möglich einzuschränken. Dies sind notwendige Vorsichtsmaßnahmen“, so Fedriga.
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Italien wird seit Tagen von einer Schlechtwetter-Front heimgesucht. Besonders betroffen war bisher die Gegend rund um die Metropole Mailand. Der Fluss Seveso trat am Dienstag infolge der großen Wassermassen über die Ufer und überschwemmte die nördlich vom Zentrum gelegenen Viertel Isola und Niguarda. An dem bei Touristen beliebten Comer See wurde ein mobiler Hochwasserschutz errichtet, um die Stadt zu schützen.
Die Gemeinde Venedig musste dass mobile Dammsystem MOSE aktivieren, um eine Überschwemmung des Stadtkerns zu vermeiden. In ganz Italien werden in den nächsten Tagen heftige Niederschläge erwartet.
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Auch in Amsterdam sorgt der Sturm „Ciarán“ bereits für erste Probleme. Hunderte Flüge mussten annulliert worden. Das teilte ein Sprecher des Amsterdamer Flughafens Schiphol am Donnerstag mit. Passagiere müssten sich auch auf Verspätungen einstellen. Auch andere Flughäfen meldeten Annullierungen. Wegen der erwarteten heftigen Sturmböen wurde auch die Schifffahrt von der Nordsee auf die Westerschelde im Südwesten des Landes gestoppt. Auch können einige Fähren zu Wattenmeerinseln nicht fahren.
Tote zu beklagen
Auch in Frankreich und England gab es massive Behinderungen. In Frankreich wurde zudem ein Lkw-Fahrer von einem Baum erschlagen, in Niedersachsen starb eine Frau, als ein Baum auf sie stürzte.
Auch politisch sind die Unwetter derzeit ein zentrales Thema: Neuer Beton und altes Denken wirft Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) allen jenen vor, die die Bodenversiegelung nicht weiter einschränken wollen.
Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) äußerte sich auf diese Aussage heute im Ö1 Morgenjournal. Es müsse endlich erkannt werden, dass alle aufeinander zugehen müssen, es brauche nachhaltige Lösungen für den Klimawandel: "Wir haben das heuer im August und auch derzeit in Kärnten gespürt. Es braucht ein kluges, bestimmtes und zielorientiertes Handeln. Wir machen das in Kärnten zum Beispiel mit dem neuen Raumordnungsgesetz, das 47 weniger Umwidmungen von Grünland zu Bauland zur Folge hatte. Mit solchen Maßnahmen erreichen wir viel. Wir brauchen österreichweit, für alle gleiche Kriterien", sagt Kaiser.
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In Kärnten war es erst am Allerheiligentag zu zwei Felsstürzen auf Straßen gekommen. In Radenthein (Bezirk Spittal an der Drau) mussten wegen Sicherungsarbeiten sogar elf Wohnhäuser kurzfristig evakuiert werden. Und auf der Wörthersee Süduferstraße verlegte ein etwa fünf Kubikmeter großer Felsbrocken die Fahrbahn, teilte die Polizei in einer Aussendung mit.
Zu dem Felssturz in Radenthein war es bereits am Dienstagabend gekommen. Am Mittwoch wurden dann weitere absturzgefährdete Felsbrocken festgestellt, weshalb der Landesgeologe umgehende Sicherungsmaßnahmen anordnete. Für die Dauer der Maßnahmen mussten die darunter vorbeiführende Kleinkirchheimer Bundesstraße (B88) gesperrt und insgesamt elf Wohnhäuser vorübergehend evakuiert werden.
Einsatzkräfte von zwei Feuerwehren führten die Absicherungsarbeiten durch, sie wurden von der Bergrettung gesichert. Nach zweieinhalb Stunden wurden die Sperre und die Evakuierungen wieder aufgehoben.
Fünf Kubikmeter großer Felsbrocken
Wohl wegen der starken Regenfälle der vergangenen Tage stürzte am Mittwochabend in Reifnitz am Wörthersee (Bezirk Klagenfurt-Land) ein etwa fünf Kubikmeter großer Felsbrocken auf die Wörthersee Süduferstraße (L96). Der Landesgeologe ordnete die sofortige Teilabsperrung der Straße an, am Donnerstag soll die Lage erneut beurteilt werden.
Das volle Ausmaß des Regens und Sturms dürfte in Kärnten erst am Freitag in der Früh ersichtlich werden. Von 18 Uhr am Donnerstag bis 6 Uhr früh am Freitag dürften die stärksten Unwetter niedergehen.