Unwetter in Österreich: Mann von Mure erfasst, Paragleiter verunglückt
Schwere Unwetter haben am Sonntagabend und in der Nacht auf Montag erneut in weiten Teilen Österreichs schwere Schäden verursacht. Betroffen waren vor allem Salzburg, Tirol, die Steiermark sowie Ober- und Niederösterreich.
Feuerwehrmann in Tirol von Mure erfasst
In Nassereith im Tiroler Bezirk Imst ist Sonntagabend ein 34-jähriger Feuerwehrmann von einer Mure erfasst und bis zum Kopf verschüttet worden. Feuerwehrkollegen und Helfern gelang es, den Mann mit bloßen Händen auszugraben und zu retten, berichtete die Polizei. Er wurde verletzt in das Krankenhaus Zams eingeliefert. Der Mann war gerade dabei, mit Kameraden eine Beleuchtung für Aufräumarbeiten aufzustellen, als plötzlich ein "Hang samt Bewaldung" abrutschte.
Indes gingen Sonntagabend quer über Tirol Unwetter mit Starkregen nieder. In Kirchbichl im Bezirk Kufstein wurde etwa eine Unterführung der Langkampfenerstraße überflutet. Ein 23-jähriger Pkw-Lenker fuhr trotzdem durch die Unterführung und blieb nach rund 50 Metern stecken. Da das Wasser weiter stieg, musste sich der Mann durch das Fenster der Fahrertüre auf den Pkw retten. Er blieb unverletzt.
Ein starkes Unwetter mit Wolkenbruch und Hagel ging auch über Wenns im Pitztal nieder. Eine Mure ging ab, mehrere Bäche traten über die Ufer und ein Baum stürzte auf die L16 Pitztalstraße.
Auch am Montag Warnstufe Orange
Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) hatte laut Land Tirol für Sonntagnachmittag bis -Abend sowie vor allem für Montagmittag bis in die Abendstunden "Warnstufe Orange" ausgegeben. Es würden vor allem im Unterland und in Osttirol wieder kräftige Gewitter entstehen, die intensiven Regen, Sturmböen und auch Hagel bringen könnten, wurde gewarnt. Örtlich könne es zu Rutschungen, Muren und kleinräumigen Überflutungen kommen.
Der aktuelle Wettertrend der ZAMG verspricht ein vorläufiges Ende der Hitze. Noch einmal bis zu 33 Grad Celsius kann es am Montag haben, ehe eine Kaltfront vom Nordwesten kommende für Abkühlung samt Gewittern und Regen sorgen wird.
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Zahlreiche Feuerwehreinsätze
Auch in mehreren Teilen Niederösterreichs waren am Sonntagabend und in der Nacht auf Montag Helfer gefordert. Die Feuerwehren rückten nach Angaben von Franz Resperger vom Landeskommando zu 96 Einsätzen aus. Sturmböen hatten vielerorts für umgestürzte Bäume gesorgt. Betroffen waren neben dem Bezirk Neunkirchen u.a. auch St. Pölten sowie die Umgebung der Landeshauptstadt.
Auch in Oberösterreich hat die Unwetterfront am Sonntag 1.500 Mitgliedern von 113 Feuerwehren rund 260 Einsätze beschert. Annähernd alle Bezirke waren hauptsächlich von Sturmschäden betroffen, berichtete das Landesfeuerwehrkommando. Die meisten Einsätze betrafen umgestürzte Bäume und abgedeckte Dächer, vereinzelt gab es Überflutungen und Brände wegen Blitzeinschlags.
Im Bezirk Rohrbach traf etwa ein umstürzender Baum ein Auto. Der 47-jährige Fahrer wich um 20.10 Uhr auf eine Wiese aus, weil über dem Güterweg ein Baum lag. Just in diesem Moment stürzte ein weiterer Baum genau auf das Fahrzeugdach und der Mann wurde eingeklemmt. Sein mitfahrender 17-jähriger Sohn und ein Anrainer befreiten ihn, er wurde ins Spital gebracht.
In Oberösterreich ist ein Paragleiter abgestürzt und tödlich verunglückt. Der Grund dürfte vermutlich das Gewitter gewesen sein.
Wieder Murenabgang im Pinzgau
Am Sonntag ist es in der Gemeinde Wald im Pinzgau wie schon am Tag zuvor zu einem Murenabgang aufgrund eines Gewitters mit starkem Regen gekommen. Die Mure verlegte im Bereich Vorderkrimml zum Teil die Krimmler Ache und die Krimmler Landesstraße L 113. Die Gewitterfront richtete auch in anderen Gemeinden Schäden an. Bis Mitternacht absolvierten im Land Salzburg rund 600 Feuerwehrleute von 22 Feuerwehren rund 50 Einsätze.
Durch die Vermurung staute sich das Wasser im Bahnhofsbereich Vorderkrimml. Betroffen waren auch Häuser in der umliegenden Siedlung.
Krimmler Landesstraße gesperrt
Die Krimmler Landesstraße ist derzeit ab dem Bahnhof Vorderkrimml nicht passierbar. Krimml ist nur über das Zillertal und den Gerlospass erreichbar. Die Aufräumarbeiten haben unmittelbar nach dem Murenabgang begonnen, da sich bereits vom Vortag schweres Gerät vor Ort befand.
Die Gewitterfront am Sonntagabend hat die Einsatzkräfte nicht nur in Wald im Pinzgau auf Trab gehalten, sondern auch in zahlreichen anderen Salzburger Gemeinden. Betroffen waren neben dem Pinzgau auch der Pongau, der Tennengau, der Flachgau und die Stadt Salzburg. Vor allem Sturmböen und Blitzschläge verursachten eine Vielzahl an Einsätzen.
Um 19.00 Uhr gingen die ersten Notrufe ein. Die Einsatzkräfte mussten hauptsächlich umgestürzte Bäume entfernen, Verkehrswege freimachen, abgedeckte Dächer provisorisch abdichten und Schäden nach Blitzschlägen beseitigen, wie der Landesfeuerwehrverband berichtete. Im Oberpinzgau standen die Wasserrettungs-Ortsstellen Mittersill und Niedernsill wieder nach Murenabgängen in Wald im Pinzgau im Einsatz.
Personen in Seenot
Auch mehrere Flachgauer Ortsstellen der Wasserrettung rückten aus, um in Seenot geratenen Personen zu helfen. Am Wallersee, Mondsee und Wolfgangsee wurden Bootsbergungen durchgeführt. Für alle Flachgauer Seen und den Zeller See war die Sturmwarnung aktiviert worden.
Am Wolfgangsee fand die Vermisstensuche nach einem Stand-Up-Paddler ein glückliches Ende. Der 59-jährige Salzburger wollte laut Polizei von Gschwendt bei Strobl aus noch eine Runde über den See paddeln, obwohl die Sturmwarnleuchten bereits blinkten. Eine Windböe kippte das Board um, der Salzburger fiel ins Wasser und erreichte sein Board nicht mehr. Er klammerte sich an seinen mitgeführten Trockensack und versuchte, das Ufer zu erreichen, was ihm schließlich auch gelang.
Feuerwehr, Wasserrettung und Polizei hatten in der Zwischenzeit mit Booten nach dem Mann gesucht. Sie fanden ihn schließlich unverletzt am Seeufer beim Gemeindebad "Waswiese". Polizisten hatten noch im Bereich der Zinkenbachmündung ein herrenloses Segelboot entdeckt, das der Sturm mitsamt der Boje fortgerissen hatte. Mithilfe eines Feuerwehrbootes gelang es den Einsatzkräften, das Segelboot nach Abersee zu schleppen. Die Herkunft des Bootes war vorerst nicht bekannt.
Schaden in Millionenhöhe
In der Steiermark hat das Unwetter vom Sonntagnachmittag nach ersten Erhebungen einen Schaden von 2,8 Millionen Euro verursacht, teilte die Hagelversicherung am Montag in einer Aussendung mit. Besonders betroffen waren die Bezirke Murtal, Weiz und Leibnitz. Der Gesamtschaden aufgrund von Hagelereignissen in der Landwirtschaft in der Steiermark in diesem Jahr liegt demnach bei 24 Millionen Euro.
Nach der drückenden Hitze kamen am Sonntagnachmittag Unwetter mit Starkniederschlag, Sturm und Hagel über die Ober-, Süd- und Oststeiermark. Sie brachten auf rund 5.500 Hektar landwirtschaftlichen Fläche Schäden mit sich. Betroffen sind die Soja- und Maiskulturen, Kürbisse, Mais, Obst und Gemüse.
"Der Gesamtschaden durch die bisherigen Hagelereignisse und den Frost im Frühjahr beläuft sich für die Steiermark bereits auf 47 Millionen Euro", führte der Sprecher der Hagelversicherung, Mario Winkler, aus.