Hagel in Österreich: Vier von fünf Schäden können vermieden werden
Schwere Unwetter sind Mittwochabend über den Süden Österreichs gezogen. Betroffen waren insbesondere die Obersteiermark und Oberkärnten. Wie die Polizei berichtete, gab es im Bezirk Spittal an der Drau Hagelunwetter mit fünf bis acht Zentimeter großen Hagelkörnern, wodurch der Verkehr auf der Drautalstraße (B100) zum Stillstand kam.
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Im Gebiet zwischen Rennweg/Katschberg und Gmünd wurden die Beamten gegen 17.30 Uhr über eine Mure informiert, die über die L19 im Bereich des ehemaligen Gasthauses Rauter reichte. Die Straße war an mehreren Stellen nicht mehr befahrbar, wodurch sich sowohl mehrere Anrainer als auch eine Streife zwischen mehreren Muren eingeschlossen wiederfand, berichtet die Polizei.
Stein zerschlug Bustür
Auch im Bereich St. Nikolai ging eine Mure ab - unter anderem auf die Katschberg Straße (B99). Weiters wurden hier auch mehrere Bäume entwurzelt oder geknickt und fielen auf die Fahrbahn. Mehrere Bäche traten über die Ufer. Ebenfalls in St. Nikolai wurde die Schiebetür eines Linienbusses von einem Stein völlig zerstört. Verletzt wurde dabei aber niemand.
In Kremsbrücke wurde an zwei Häusern enormer Sachschaden festgestellt, berichtet die Polizei. Weiters wurde ein Auto durch eine Mure beinahe zur Gänze verschüttet. Auch bei diesem Vorfall wurde niemand verletzt.
Bäume entwurzelt
Zahlreiche Unwettereinsätze wurden auch aus dem Drautal gemeldet. In der Gemeinde Lurnfeld fielen fünf bis acht Zentimeter große Hagelkörner, der Verkehr auf der Drautalstraße (B100) kam komplett zum Stillstand. Durch die sturmartigen Böen wurden im Verlauf der Drautalstraße unzählige Bäume entwurzelt, die teilweise die Fahrbahn blockierten.
Einen Einsatz gab es auch am Millstätter See. Dort wurde von Wasserrettung und Feuerwehr ein 31-jähriger Foilsurfer in der Seemitte gesichtet und wegen des Unwetters aus Seenot gerettet und zum Ufer gebracht.
Einsätze auch in der Steiermark
Aber nicht nur in Kärnten, sondern auch in der Steiermark kam es zu teils heftigen Unwettern. Im Bezirk Liezen standen 19 Feuerwehren mit 280 Einsatzkräften wegen entwurzelter Bäume, abgedeckter Dächer und überfluteter Keller im Einsatz. Auch kam es zu Vermurungen, wie etwa auf der B75 zwischen Donnersbach und Donnersbachwald, wo eine Strecke von 200 Metern betroffen war, wie das Bereichsfeuerwehrkommando Liezen am Donnerstag mitteilte. 35 Mal rückten sie aus, vor allem im Ennstal und dem Paltental.
Erschwerend kam laut Feuerwehr hinzu, dass die Einsatzkräfte neben der Bewältigung der Unwettereinsätze auch zu sechs vermeintlichen Wald- und Wiesen-Bränden ausrücken mussten, nachdem Notrufer einen Feuerschein meldeten. Diese entpuppten sich jedoch allesamt als nicht angemeldete Sonnwendfeuer.
Einsätze gab es auch im Bezirk Leoben.
1,8 Millionen Euro Schaden
Die österreichische Hagelversicherung berichtet von "golfballgroßem Hagel" vor allem in Kärnten und Niederösterreich. In diesen Bundesländern sei in der Landwirtschaft ein Schaden von 1,8 Millionen Euro entstanden.
In Kärnten sind laut der Hagelversicherung die bereits oben genannten Bezirke Spital, Villach und Hermagor betoffen gewesen. Vor allem Ackerkulturen wie Mais, Soja und Getreide aber auch Grünland. 800.000 Euro Schaden seien hier entstanden.
Unwetterschäden unbedingt dokumentieren
In Niederösterreich war vor allem der Bezirk Hollabrunn betroffen. Insgesamt 2.100 Hektar Ackerkulturen und Grünland wurden beschädigt. Der Schaden beträgt eine Million Euro. Die Hagelversicherung rät, die Unwetterschäden zu dokumentieren und gleich zu melden.
Dem Appell schließt sich auch der ÖAMTC an. "Wer nach einem Unwetter Schäden am Auto oder Motorrad feststellt, sollte diese direkt mit Fotos dokumentieren und umgehend der Versicherung melden", sagt ÖAMTC-Juristin Verena Pronebner. Schäden durch Naturgewalten wie Hagel, Überschwemmungen oder Sturmböen über 60 Stundenkilometer seien bei einer Kaskoversicherung gedeckt.
Hagelschäden vermeiden
Vier von fünf Hagelschäden könnten aber vermieden werden, so der ÖAMTC. Etwa durch Hagelschutzplanen vom Fachhandel. "Aber bereits eine Decke kann helfen, Hagelschäden zu vermeiden", heißt es. Die Decke könne einfach über Autodach, Kofferraum- und Motorraumdeckel gelegt werden. Sind keine Gummispanner zum Fixieren der Decke parat zur Verfügung, könne man diese auch in die Autotüren klemmen
Vorbei ist es mit den Unwettern jetzt noch nicht: Die Prognosen verheißen auch für heute lokal heftige Unwetter, da durch die hohen Temperaturen die Atmosphäre sehr energiegeladen ist.
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