Graz: Todesschüsse aus dem Hinterhalt
Ein seit Jahren tobender Nachbarschaftsstreit endete Sonntagfrüh in Stiwoll im steirischen Bezirk Graz-Umgebung mit einem Blutbad. Zwei Menschen kamen ums Leben und eine Frau wurde schwer verletzt. Kurz nach 9 Uhr Früh soll ein als Justiz-Querulant bekannter 66-Jähriger entweder Selbstjustiz geübt oder durchdreht haben. Mit einem Gewehr feuerte er auf seine Nachbarn.
Für den 64-jährigen Gerhard E. und die 65-jährige Adelheid H. kam jede Hilfe zu spät. Die 48-jährige Martina Z. wurde schwer verletzt ins Spital gebracht. Dann setzte sich der Schütze in einen weißen VW-Transporter (Kennzeichen GU-5WTH) und flüchtete vom Tatort. Besonders gefährlich: Der Mann soll weiterhin bewaffnet sein. Die Tatwaffe, das Jagdgewehr seiner Frau, hatte er mitgenommen.
Amtsbekannt
F. gilt als Behördenschreck. Er lieferte sich dem Vernehmen nach sowohl mit Mitbürgern, als auch mit höheren Instanzen seit Jahren Streitigkeiten. Als Sonntag Polizeiwägen mit Sirenengeheul und sogar ein Panzerwagen durch den Ort rauschten, bekamen es viele mit der Angst zu tun. Vom KURIER befragte Ortsbewohner sowie Bürgermeister Alfred Brettenthaler wollten die Tragödie vorläufig aber nicht kommentieren.
Die Polizei stand im Großeinsatz. "Wir haben sowohl das EKO Cobra, als auch Hubschrauber und Diensthunde im Einsatz. Die Suche läuft und wurde auf die umliegenden Bundesländer ausgeweitet", berichtete Polizeisprecher Leo Josefus am Sonntag.
Ein Einblick in die verworrene Gedankenwelt des Verdächtigen findet sich im Internet. Nachdem die Polizei per Nachrichtendienst Twitter das Kennzeichen des Fluchtautos von Friedrich F. veröffentlichte, verwiesen Twitter-Nutzer auf bedenkliche frühere Aktionen des Tatverdächtigen. Sogar Bilder, die sein Auto mit "Heil Hitler"-Schriftzug zeigen, wurden gepostet. Im Netz finden sich weiters verschrobene Blogs, in denen F. hohe Justizbeamte, Politiker und Nachbar als Verleumder bedroht. Auch Filme, in denen er mit den Nachbarn heftig streitet, sind zu finden. Die Polizei habe auf seinem Hof vergeblich nach Sprengstoff gesucht, schrieb F. etwa. Ebenso ist in einem Schriftstück ein wirrer Hinweis auf Hinrichtungen in der Hitlerzeit zu finden. Diese Geschichte dürfe sich nicht wiederholen, heißt es weiter. Und dann der Satz: "2017 die gleichen Hinrichtungen".